Detmold. Es gibt Pianisten, die mit extrovertierter Bühnenpräsenz und theatralischen Gesten das Publikum bannen. Und dann gibt es Jaeden Izik-Dzurko, ein absolutes Ausnahmetalent. Er ist der aktuelle Gewinner des Leeds International Piano Competition - der kanadische Pianist Jaeden Izik-Dzurko (25). Zurzeit studiert er noch in Detmold. Der junge Kanadier musiziert voller Kraft und Ausdruck. Seine Art, die Musik in den Mittelpunkt zu stellen, zeugt von einer künstlerischen Reife, die weit über sein Alter hinausgeht. Er zählt zu den aufregendsten Nachwuchstalenten der klassischen Musikszene und wird für seine makellose Technik und Ausdruckskraft gefeiert. In den letzten Jahren hat er erste Preise bei großen internationalen Wettbewerben gewonnen. Durchbruch nach Wettbewerb Der entscheidende Wendepunkt seiner Karriere kam im September 2024, als er den renommierten Leeds International Piano Competition in England gewann, einen der größten Wettbewerbe der Welt. Ein Triumph, der ihm nicht nur internationale Anerkennung, sondern auch seine erste CD-Einspielung bei Warner Classics einbrachte. Der Wettbewerb gilt als Sprungbrett für große Karrieren. Kürzlich gab Jaeden Izik-Dzuko sein Debüt bei der Fondation Louis Vuitton in Paris, in wenigen Tagen bricht er zu seiner ersten Südkorea-Tournee auf. In Detmold studiert er im Studiengang Konzertexamen bei Prof. Jacob Leuschner an der Musikhochschule. „Prof Leuschner inspiriert mich durch sein Engagement, seine große Musikalität, detailorientierte Interpretationskunst und musikalische Herangehensweise. Es ist ein Privileg, bei ihm zu studieren. Ich finde Detmold und die Hochschule sehr schön und habe viele Freunde kennengelernt. Detmold ist ein wundervoller Ort zum Leben und Studieren“, lobt er. Ausklappbares Piano ist treuer Begleiter Die ruhige, von Natur umgebene Stadt passe zu seiner Persönlichkeit und erinnere ihn an seine Heimat in Kanada. „Hier kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. Ich übe jeden Tag sechs bis acht Stunden. Wenn ich Zeit finde treibe ich Sport oder gehe spazieren. Als ich über Weihnachten in Kanada war, konnte ich Skifahren“, erzählt der ehemalige Leistungsschwimmer. Dabei füllt sich sein Terminkalender rasant. Konzertauftritte in der Elbphilharmonie Hamburg, im Gewandhaus Leipzig und in der Wigmore Hall London zeugen von der steilen Karriere des jungen Pianisten. Sein ausklappbares Reisepiano ist ein treuer Reisebegleiter. „Es kann in drei Teile zerlegt werden und passt ins Reisegepäck. So ist es ideal zum Üben in Hotels und Flughäfen.“ Geboren wurde Jaeden Izik-Dzurko in der kanadischen Kleinstadt Salmon Arm in British Columbia. Sein erster Lehrer war sein Vater, später studierte er an der Juliard School in New York und machte seinen Bachelor. Seinen Master absolvierte er bei Corey Hamm an der University of British Columbia. Bereits in jungen Jahren verzeichnete er Wettbewerbserfolge. Erste Preise gewann er in Hilton Head, beim Maria Canals International Music Competition in Barcelona, beim Paloma O’Shea Santander International Piano Competition, in Montréal und letztes Jahr in Leeds. Ein Künstler mit Tiefgang Was Jaeden Izik-Dzurko von vielen seiner Altersgenossen unterscheidet, ist sein tiefes Verständnis für die Musik. Besonders faszinieren ihn Komponisten wie Alexander Skrjabin, dessen Klavierwerke er mit besonderer Hingabe interpretiert. „Ich glaube, man kann ein Werk erst dann wirklich verstehen, wenn man sich mit den Lebensumständen des Komponisten auseinandersetzt. Neben Vertretern der Russischen Schule liebe ich Werke der Spätromantik.“ Sein Spiel ist geprägt von einer außergewöhnlichen Klangkultur und einer technischen Souveränität, die nie Selbstzweck ist, sondern stets im Dienst der Musik steht. Inspiration findet er in großen Pianisten des frühen 20. Jahrhunderts – Alfred Cortot, Sergei Rachmaninow, Benno Moiseiwitsch. „Es ist faszinierend, wie sie trotz der damaligen schlechten Aufnahmequalität einen singenden Ton erzeugen konnten“, schwärmt er. Diese Vorliebe für historische Interpreten teilt er mit seinem Lehrer Jacob Leuschner, der regelmäßig Vorträge hierzu an der Detmolder Hochschule hält. Keine Allüren Trotz seiner Erfolge bleibt Jaeden Izik-Dzurko bescheiden. „Mein Ziel ist es, mich kontinuierlich weiterzuentwickeln“, sagt er. Statt sich im Glanz von Wettbewerbserfolgen zu sonnen, betrachtet er sie als Gelegenheit, seine Musik einem größeren Publikum näherzubringen. Auch wenn er seit Kurzem aus verkehrstechnischen Gründen nach Hannover gezogen ist, längst die großen Bühnen der Welt bespielt und außerdem bei Maestro Benedetto Lupo an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom studiert, kehrt er immer wieder in die Stille zurück – sei es in die Weiten Kanadas oder die Alleen des Palaisgartens in Detmold. Die Ruhe ist die Quelle, aus der er Kraft schöpft und die ihm erlaubt, auf der Bühne er selbst zu sein und ihn zum faszinierendsten Pianisten seiner Generation macht.