Auge in Auge mit dem Detmolder Hermannsdenkmal

Detmold. Im jährlichen Rhythmus kontrolliert der Landesverband Lippe den Zustand des Hermannsdenkmals – und das selbstverständlich in schwindelerregender Höhe. Bei diesen Kontrollen wird das Denkmal vor allem durch eine Sichtkontrolle geprüft, bei der geschaut wird, ob noch alles festsitzt und der Hermann standfest ist. Bei perfektem Wetter ist die LZ am Mittwoch ebenfalls im Hubsteiger mitgefahren und hat sich den Hermann einmal ganz aus der Nähe angesehen.

Eine spezielle Vorgabe, die den Landesverband zu einer speziellen Kontrolle des Denkmals verpflichten würde, gebe es nicht, wohl aber die allgemeinen Verkehrssicherungspflichten, erklärte Arne Brand, Leiter der Immobilienabteilung des Landesverbandes Lippe. &bdquo;Natürlich haben wir aber auch ein großes Interesse daran, dass der Hermann stets top in Schuss ist und die Besucher gefahrenfrei das Gelände betreten können.“ Schließlich feiere er in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag.

Zentimeterarbeit

Höhenzugangstechniker André Brünger sah der Fahrt hoch zum Hermann vollkommen entspannt entgegen – wenig verwunderlich angesichts der Tatsache, dass er diese Fahrten bereits seit mehr als 20 Jahren macht. Und zwar nur er, denn wer in teilweise wenigen Zentimetern Abstand vom Denkmal den Hubsteiger bedient, auf den legt der Landesverband ein ganz besonderes Auge. Und so ist in jedem Jahr André Brünger am Start und fährt neben Andreas Prange, dem Architekten des Landesverbandes Lippe, auch die zuständigen Handwerker und immer wieder diejenigen nach oben, die zu einer solchen Fahrt eingeladen wurden.

&bdquo;Ich machte das jetzt schon so lange, aber es ist immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis“, schwärmte er. Los gehe es bereits bei der richtigen Platzierung des Kranwagens, der den weichen Pflasterboden leicht zerstören könne. Dann sei es entscheidend, das Denkmal mit dem Korb in keinem Fall zu berühren, auch nicht dann, wenn er auf bis zu zwei Zentimeter heranfahren muss, damit die Teile auf Festigkeit geprüft werden können.

Einmal um den Hermann herum

Bereits in den Morgenstunden war der Architekt einmal ganz um den Hermann herumgefahren. Eine Niete müsse ersetzt werden, merkte Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe, an. Das sei so gut wie gar nichts, in Anbetracht dessen, dass rund 1000 Nieten verbaut sind. &bdquo;Mehr als die Hälfte der Nieten haben wir über die Jahre durch Schrauben ersetzen müssen“, erklärte er, &bdquo;die restlichen sind aber tatsächlich noch original und somit 150 Jahre alt“. Und auch die Fugen des Sandsteinsockels müssten jedes Jahr erneuert werden, allein aus dem Grund, dass das gefrierende Wasser im Winter den Kalkzement herausdrückt.

Die Locke sitzt

Auch Jörg Düning-Gast entschied sich an diesem Tag wieder einmal zur Auffahrt zum Hermann. &bdquo;Ich war zwar schon unzählige Male dort oben, toll ist es aber trotzdem immer wieder.“ Besonders interessiere ihn, wie fest die Locke noch sitzt. Gemeint war damit die obere Haar-Locke unter dem Helm auf der linken Seite des Gesichts des Hermanns. Und oben angekommen in knapp 50 Metern Höhe reichte ein beherzter Griff zur Diagnose aus: Die Locke sitzt! Immer wieder erstaunlich, werde sie doch nur durch ein oder zwei Nieten gehalten und muss Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde aushalten, erklärte Düning-Gast.

Der Hermann zum Anfassen, das ist ein ganz besonderes Erlebnis, kommen hierbei doch Details zum Vorschein, die vom Boden aus kaum sichtbar sind. So finden sich immer wieder lippische Rosen auf dem kupfernen Hermann, Efeublätter und verschiedene Inschriften. Und eines wird besonders deutlich: Die Ansprüche, die Erbauer Ernst von Bandel an die Materialen und Arbeiten gestellt hatte, haben sich wirklich ausgezahlt, denn der Hermann ist super in Schuss.

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