Mit Fahne, Stolz und Schießstand: Ein Blick auf 425 Jahre Detmolder Schützengeschichte

Detmold. Vom 12. bis 15. Juni steht Detmold wieder im Zeichen der Schützen – das traditionelle Fest wird gefeiert. Aber in diesem Jahr hat es eine besondere Komponente: Die Schützengesellschaft wird 425 Jahre alt. Nur durch die Erbfolgestreitigkeiten des Fürstenhauses und die beiden Weltkriege ruhte das Schützenleben in Detmold.

Rund 160 Mitglieder zählen die Detmolder Schützen aktuell. &bdquo;Durch Corona hatten wir einen Aderlass“, sagt Heinz Holey, der nun im 37. Jahr Oberst ist, auch einige Mal König war und erster Kaiser der Detmolder Schützen. Und er weiß: Mit den &bdquo;Lippischen Schützen“ hatten die Detmolder nichts zu tun. &bdquo;Das waren Soldaten – die Schützen waren eine Bürgerwehr. Es waren angesehene Bürger, die Waffen tragen durften, um ihre Stadt im Ernstfall zu verteidigen.“ Die Schützen waren mit vielen Rechten ausgestattet – auch juristisch. Wenn ein Schütze Ärger hatte, musste der Magistrat erst den Schützenoberst kontaktieren, bevor es eine Strafe geben konnte.

Die &bdquo;Jungen“ und die &bdquo;Alten“ Bis in die 50er Jahre gab es in Detmold die &bdquo;Alten“ und die &bdquo;Jungen“ mit jeweils ihren eigenen Festen. &bdquo;Die Alten waren verheiratet“, erklärt Holey, &bdquo;die anderen ledig. Heiratete einer, konnte er wechseln.“ Und was Frauen bei den Schützen in Detmold anging, war man hier progressiv: &bdquo;Schon in den 80ern war das möglich“, so Holey, &bdquo;bei anderen Vereinen sehr viel später.“ Seit 1987, Holeys Antritt als Oberst, ist außerdem die Verknüpfung zum Fürstenhaus sehr eng. Er bemühte sich um einen Empfang im Schloss und vieles mehr. Er sei stolz darauf, dass alle Familienmitglieder auch Mitglied der Schützen seien und freut sich, dass der Große Zapfenstreich am Freitag, 13. Juni, um 19.30 Uhr im Schlossinnenhof stattfinden wird.

Gegründet wurde die Schützengesellschaft am 16. Juli 1600 unter Graf Simon VI. Am 12. Juli 1616 hatte er den Schützen den Schützenplatz am Lemgoer Tor (heute Hasselter Platz) geschenkt. Am gleichen Tag trat die erste Satzung in Kraft. Schon damals wurden die Altschützen entsprechend den vier alten Stadtbezirken in A, B, C und D Kompanien eingeteilt. Das hat sich bis heute erhalten. Fahnen sind stets wichtig für die Schützen. Am 13. Juli 1647 stiftete Graf Johann Bernhard die erste Fahne, am 13. Juli 1747 Graf Simon August die zweite Fahne.

Pausen nur in den Kriegen Eine neue Satzung wurde fällig – am 30. Juni 1837 genehmigte sie der Magistrat. Am 13. Juli 1837 stiftete Fürst Leopold II die dritte Fahne, da der Erbprinz neuer Schützenkönig wurde. Am 13. Juli 1847 gab es zum 200-jährigen Fahnenjubiläum von Fürst Leopold II. die vierte Fahne sowie 1884 von der Jägerkompanie eine neue seidene Fahne in den Landesfarben gelb-rot. Am 1. März 1887 wurde die dritte Satzung erlassen und am 16. Juni 1887 genehmigt. 1892 schlossen die Schützen einen Vertrag mit der Stadt Detmold über den Kauf des Schützenplatzes am Schützenberg, wo heute die Bundesforschungsanstalt für Getreide zu finden ist.

Nach und während des 1. Weltkrieg war es schwierig. Aber 1930 riefen August Büxe und Karl Juckenack unermüdlich die Schützen der Gesellschaft wieder zusammen. Zwischen 1931 und 1939 gab es wieder Schützenfeste am Krummen Haus im heutigen Freilichtmuseum. Während des Zweiten Weltkrieges ruhte von 1940 bis 1950 das Schützenwesen.

Am 3. April 1945 gelang es Hauptmann Ernst Schmidtpott (A-Komp) unter Einsatz seines Lebens, bei Nacht und Nebel, die alten Schützenfahnen aus dem Rathaus zu retten. Er versteckt sie unter den Fußbodendielen seines Bettes in der Meierstraße 10, um sie zur Wiedergründung der Schützengesellschaft im Bahnhof Detmold zurück zugeben. Zu der hatten 1951 August Büxe und andere alte Kameraden der Vorkriegszeit die Initiative ergriffen. Im selben Jahr fand die 350-Jahrfeier der Detmolder Schützengesellschaft auf dem historischen Schlossplatz mit Abordnungen vieler anderer Vereine statt. Und 2022 &bdquo;krönte“ die Schützengesellschaft ihren ersten Kaiser: Heinz Holey.

Heim an der Blomberger Straße Der Schießstand befand sich lange am Krummen Haus. Später wurde auf dem Gelände des Landesverbandes an der Blomberger Straße 52 eine Jagdhütte mit Gelände zum Anbau einer Schießanlage auf Pacht übernommen. 1970/71 wurden diese und das Schützenhaus neu gestaltet und 1986 erweitert. 2018 erwarben die Schützen das 22.500 Quadratmeter große Grundstück vom Landesverband. Ein Jahr später bekam das Haus der Schützen einen neuen Namen: &bdquo;Oberst Holey Heim.“ Seither wird auf dem Areal regelmäßig erweitert, saniert und umgebaut.

Die Kostbarkeiten der Schützen findet man dort aber nicht. Die alten Fahnen waren schon 1989 unter dem 1. Vorsitzenden Horst Gröbel und Oberst Heinz Holey dem Landesmuseum Detmold geschenkt. Dort ist auch der Thronschatz der Schützen ausgestellt.

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