Detmold statt Metropole: Warum sich KI-Talent Omar Abdelhady für Lippe entschieden hat

Kreis Lippe/Detmold. Präsident Donald Trump schickt sich an, mit seinem Druck auf die US-Hochschulen, Forscher und Studenten aus dem Ausland zu vergrätzen. Derweil werben deutsche Forschungsregionen bereits explizit um die internationale Wissenschaftselite. Um Omar Abdelhady muss niemand mehr werben. Der Ägypter hat das Leben in der Zehn-Millionen-Metropole Kairo bereits gegen das beschauliche Detmold eingetauscht.

Hier forscht Omar Abdelhady rund um Architektur, KI und Roboter. Eine bewusste Entscheidung für Deutschland - und ein bewusstes &bdquo;Ja“ zum eher überschaubaren Detmold des jungen Mannes, der jüngst mit dem DAAD-Preis ausgezeichnet wurde. Dieser wird jährlich nur ein Mal pro Hochschule verliehen; und die Technische Hochschule (TH) OWL würdigt damit Abdelhadys Engagement unter anderem als Mentor für internationale Kommilitonen. Das Interview mit dem Preisträger zeigt, wie internationale Karrieren auch abseits von Metropolen gelingen.

Von Kairo nach Lippe - größer könnten die Kontraste kaum sein. Warum Deutschland? Warum Detmold?

Omar Abdelhady: Fangen wir mit Deutschland an. Das war zwar kein direkter Kindheitstraum, aber ich habe frühe Erinnerungen. Ich muss sieben oder acht Jahre alt gewesen sein, als wir mit der Familie eine kurze Reise nach Deutschland gemacht haben. Ich weiß noch, wie ich Eis auf einem Platz voller Tauben gegessen habe, kurz bevor Regen kam. Und wie ich mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder in einem Cabrio durch den Schwarzwald gefahren bin. Einfache, glückliche Momente - Gefühle, die hängen geblieben sind.

Wie war das dann, deutschen Boden erstmals nicht als Urlauber, sondern als Wissenschaftler zu betreten?

Omar Abdelhady: Vertraut und doch neu - wie ein Ort, den man irgendwie kennt, an dem man aber neue Abenteuer erleben wird. Ich bin in München gelandet und war neugierig, alles um mich herum zu entdecken. Auch in Stuttgart, wo ich zunächst gelebt, geforscht und gearbeitet habe.

Über die Lebensqualität in Süddeutschland schwärmen viele. Warum zieht man dann nach Detmold?

Omar Abdelhady: Nachdem ich Stuttgart kannte, habe ich kleinere Städte wie Ulm und Tübingen besucht und gemerkt, dass mir die konzentrierte, ruhige Atmosphäre besser gefällt. Hier in Detmold kann man sich fokussieren, aber auch Freundschaften schließen und seinen Platz in der Gemeinschaft finden. Es fühlt sich an wie das ideale Zuhause für Arbeit und Privatleben. Das Leben läuft langsamer, man lernt die kleinen Dinge schätzen.

Wo hast du erstmalig gedacht: So, jetzt bin ich angekommen?

Omar Abdelhady: Das war tatsächlich in Detmold. Hier habe ich Anerkennung und Wertschätzung für meine Arbeit gefunden. Vom Bau eines Pavillons für die Landesgartenschau in Höxter über den Gewinn eines Teamwettbewerbs bei Goldbeck bis hin zur Arbeit mit Robotern und dem DAAD-Preis, den ich erhalten habe, – all diese Momente haben geholfen, anzukommen. Vor allem der Pavillon war schon prägend.

Inwiefern?

Omar Abdelhady: Ich konnte vom Entwurf über die Fertigung bis hin zur Montage Erfahrungen sammeln. Außerdem war das der Pavillon, der, gebaut aus Pilz-Ziegeln, Schlagzeilen gemacht hat. Die Themen Effizienz, Naturfasern und Robotereinsatz habe ich in meiner Masterarbeit aufgegriffen.

Architektur, KI, Robotik - das klingt alles sehr technisch. Woher kommt deine Leidenschaft?

Omar Abdelhady: Wir leben in einer schnelllebigen Welt voller Technologie und Fortschritt. Letztere müssen wir nutzen, um echte Probleme zu lösen. Ich möchte intelligentere, nachhaltigere Architektur schaffen.

Das fernab von Kairo durchzuziehen, ist bestimmt nicht einfach. Vermisst du etwas?

Omar Abdelhady: Natürlich, meine Familie - und auf jeden Fall das ägyptische Essen. Das ist nicht immer einfach, sondern auch manchmal herausfordernd. Aber ich habe so viele Freundschaften mit Menschen aus aller Welt geschlossen, so viele glückliche Momente gehabt. Inzwischen glaube ich, Zuhause ist kein fester Ort, sondern dort, wo man sich wohlfühlt und eine Gemeinschaft hat, mit der man verbunden ist.

Welche Rolle spielt dabei die Offenheit einer Gesellschaft?

Omar Abdelhady: Eine große. In Deutschland spüre ich ein Gefühl von Freiheit, das jeder seinen eigenen Weg gehen kann. Du findest hier auf jeden Fall alle Möglichkeiten.

Gibt es jemanden, der dich dabei ermutig hat?

Omar Abdelhady: Meine Familie hat mich immer ermutigt, meine Träume zu verfolgen. Wenn wir darüber gesprochen haben, dass ich nach Deutschland gehen möchte, haben sie mich voll unterstützt. An der Universität hatte ich außerdem einen Professor, der uns Studenten dazu ermutigt hat, über unsere Komfortzonen hinauszublicken und zu entdecken, was die Welt zu bieten hat.

Und so wurdest du selbst zu jemandem, der andere ermutigt. Stichwort: DAAD-Preis als Mentor.

Omar Abdelhady: Ich helfe gerne, weil ich immer daran denke, wie sehr ich jemanden gebraucht hätte, der mir bei all dem hilft.

Wenn du an deine Zukunft denkst – was ist dein größter Traum?

Omar Abdelhady: Mein größter Traum ist es, glücklich, gesund und zufrieden zu sein. Ich möchte etwas hinterlassen, zu dem Menschen aufschauen können – ob in der Architektur oder darüber hinaus.

Was würdest du jungen Ägyptern sagen, die denselben Traum haben, den du einst hattest?

Omar Abdelhady: Folgt einfach eurem Traum und dem, was euch glücklich macht – ihr könnt es schaffen. Vertraut euch selbst und ihr werdet großartige Menschen, die Großes erreichen.

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