Detmolder Schülerinnen gewinnen Landespreis bei geschichtsträchtigem Wettbewerb

Detmold. Recherchieren, forschen und Archive durchforsten – für Schülerinnen des Gymnasiums Leopoldinum hat sich all die Mühe gelohnt. Sie waren beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, durchgeführt von der Körber-Stiftung in Hamburg, erfolgreich und haben mit ihren Ausarbeitungen den NRW-Landespreis gewonnen. Während sich eine Gruppe Teilnehmerinnen mit der ehemaligen Stadtbefestigung von Detmold befasste, ging Rubina Helen Rothenstein auf die Spur eines ihrer Vorfahren.

&bdquo;Bis hierhin und nicht weiter!? Grenzen in der Geschichte“ lautete das Thema der 29. Ausschreibung des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten von der Körber-Stiftung. Die Schülerinnen der 7. Klasse Carlotta Linden, Jana Wassel, Jumana Elgayyar, Lana Langhammer und Lynn Urlaß haben sich bei ihrer Ausarbeitung mit der Frage beschäftigt: &bdquo;Warum wurde die alte Stadtbefestigung von Detmold überbaut und abgerissen?“ &bdquo;Eben weil es ein Thema mit Lokalbezug war, haben wir das für unser Projekt ausgewählt“, sagt die 12-jährige Carlotta Linden.

Auf Spurensuche im Stadtarchiv Von September 2024 bis Februar 2025 gingen die fünf Schülerinnen auf Spurensuche, durchforsteten alte Stadtpläne und Aufzeichnungen, arbeiteten mit dem Detmolder Stadtarchiv zusammen und führten Experteninterviews. Jede brauchbare Information wurde gesammelt und zunächst handschriftlich festgehalten – nicht sofort digital. &bdquo;So war es für uns übersichtlicher“, sagt Carlotta Linden.

Vom Papier wanderten die Texte schließlich doch auf den Computer. Am Ende kamen über 30 Seiten zusammen. Trotz des großen Aufwands sei das Projekt für sie als &bdquo;Geschichtsfans“, wie sie sich selbst nennen, eine tolle Erfahrung gewesen. Beim nächsten Wettbewerb in zwei Jahren wollen sie wieder teilnehmen.

Die Detmolder Stadtmauer verlor in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend ihre Schutzfunktion. Da die Stadt nicht länger auf eine Befestigung angewiesen war, begannen Teile der Mauer zu verfallen oder wurden gezielt abgetragen. Der Platz wurde gebraucht, um die wachsende Stadt über den mittelalterlichen Stadtkern hinaus zu erweitern. Neue Wohnhäuser im klassizistischen Stil entstanden, unter anderem an der Leopold- und der Hornschen Straße, wie es aus Aufzeichnungen des Landesarchiv Detmolds hervorgeht.

Die Biografie eines Grenzgängers Rubina Helen Rothenstein widmete sich einem dunkleren Kapitel der Geschichte und begab sich auf Spurensuche nach einem ihrer Vorfahren: Urgroßonkel Wilhelm Hammann.

Unter dem Titel &bdquo;Grenze im Leben und der Erinnerung an Wilhelm Hammann – Biografie eines Grenzgängers, Lehrers, Politikers und Kommunisten“ hat sie sich ein sehr persönliches Thema ausgesucht. Schließlich ist Hammann ihr Verwandter. Der Anstoß für diese Wahl kam bei einem Besuch des KZ Buchenwald. &bdquo;Ich war noch nicht ganz durch damit“, sagt die jetzige Abiturientin. Der Besuch allein habe ihr nicht gereicht. Sie wollte das geschichtliche Erbe von Hammann tiefer beleuchten und würdigen.

Wilhelm Hammann war Lehrer und KPD-Abgeordneter im hessischen Landtag, bevor er unter den Nationalsozialisten verfolgt wurde. Im KZ Buchenwald rettete er als Blockältester des Kinderblocks 159 jüdischen Kindern das Leben. Nach dem Krieg wurde er zunächst Landrat, jedoch aufgrund seiner kommunistischen Haltung mehrfach von US-Behörden inhaftiert – obwohl zahlreiche Antifaschisten, auch aus anderen Parteien, seine Unschuld beteuerten. Erst nach hartnäckigem Protest wurde er freigesprochen. Später engagierte er sich weiter politisch, bis er 1955 bei einem Autounfall starb.

Für ihre Arbeit hat sie mit Stadtarchivaren aus Hessen zutun gehabt, der Geburtsregion von Hammann. Schülerin Rubina Helen Rothenstein beschreibt den Forschungsprozess so: &bdquo;All diese unterschiedlichen Aufzeichnungen über ihn. Es war komisch, das zu vereinen.“ Und fügt hinzu: &bdquo;Ich war froh, dass ich mir die Arbeit gemacht habe, um über ihn aufzuklären.“

Geschichte zum Leben erweckt Dirk Pöppmann, Geschichtslehrer und Tutor des Projekts am Leopoldinum, ist stolz auf seine Schülerinnen. Er sagt: &bdquo;Das hier ist die Idealform von Geschichtsunterricht.“ Seit mehreren Jahren nimmt das &bdquo;Leo“ regelmäßig unter der Betreuung von Pöppmann an diesem Wettbewerb teil.

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