Pascal Krammer startet in Klüt das inklusive Webradio „Kluetwelle“

Detmold-Klüt. Webradio ist sein Hobby. Allerdings ein Hobby mit professionellem Anspruch. Pascal Krammer versteht sein &bdquo;Radio Kluetwelle Detmold“ als inklusives Angebot nicht nur für den Ortsteil. Inklusiv, weil der 43-Jährige bei der Lebenshilfe Lemgo arbeitet.

Weil es für Krammer aber mehr geben muss, als halbtags in der Lebenshilfe-Werkstatt in Lemgo für einen Herforder Hersteller von Befestigungstechnik Schrauben zu konfektionieren und er schon früh in der Disco- und DJ-Szene aktiv war, erstellte er von 2003 bis 2006 für das Bürgerfunk-Programm bei Radio-Lippe-Playlists. &bdquo;Dort war ich der Erste, der auch elektronische Musik gespielt hat“, sagt Krammer. &bdquo;Aber einen eigenen Sender hätte ich damals nicht aufmachen können“, gibt er zu. &bdquo;Ich war ja nur Radio-DJ und hatte von Redaktion gar keinen Plan.“ Wie man recherchiert, Quellen checkt, Radiobeiträge schneidet und mit Musikbett unterlegt, lernt Krammer dann bei einem anderen lippischen Webradio. Seine Stelle dort wird von der Lebenshilfe als Außenarbeitsplatz anerkannt. Als es dort für ihn nicht mehr weiter geht, möchte Krammer aber nicht vom Radio lassen und bewirbt sich beim Webradio-Portal &bdquo;Laut.fm“ als Webradio für Detmold.

Professionell eingerichtetes Studio Am 14. April dieses Jahres bekommt er die entsprechende Lizenz. Nach seiner Lemgoer Arbeit kümmert er sich nun ab 14 Uhr in Klüt um das Radioprogramm. Im professionell eingerichteten Studio im Detmolder Vorort steckt neben viel Herzblut auch sein gesamtes Erspartes. Für das 24-Stunden-Programm von &bdquo;Radio Kluetwelle Detmold“ an sieben Tagen der Woche erstellt er vorab Playlists und produziert eigene Mixes. &bdquo;Momentan liege ich vom Musikstil etwa zwischen Eins Live und Sunshine Live“, sagt Krammer. &bdquo;Also Elektronik und ein bisschen poppig. Morgens ruhiger, samstags mehr elektronische Musik.“ Und Freitagnachmittags bekommen seine Hörer die Beiträge zu hören, die er unter der Woche produziert hat - inklusive eines Ausblicks auf die Termine am Wochenende.

Manches ist durch seine Behinderungen schwieriger für Krammer. Die Lese-Lern-Schwäche kann er aber beispielsweise gut durch den Einsatz von KI ausgleichen. Lernen funktioniert bei Krammer durch praktisches Ausprobieren. Youtube-Videos helfen auch, Bücher eher weniger. &bdquo;Ich kann keinen Führerschein machen. Ich kann keinen anderen Schein machen. Aber ich lerne schnell, wenn mir jemand etwas zeigt“, sagt Krammer selbstbewusst. &bdquo;Mit meinem Radio möchte ich anderen Mut machen, dass auch jemand auf dem zweiten Arbeitsmarkt eine Radiostation betreiben kann. Wenn man eine Chance bekommt, kann man es alleine schaffen!“ Leider ist das aktuell noch eine One-Man-Show, was Krammer gerne ändern würde. &bdquo;Eigentlich bin ich ein Teamplayer, aber ich könnte halt kein Gehalt zahlen.“

Keine Scheu, auf Menschen zuzugehen Pascal Krammer hat etwas, was man als journalistisches Gespür bezeichnen kann. Immer wieder gerät er zufällig an neue Themen. Schnell fallen ihm dann die richtigen Fragen ein. &bdquo;Ich bin gut, wenn es spontan sein muss“, sagt er selbst von sich. &bdquo;Scheu, andere Menschen anzusprechen, habe ich nicht.“ Spontane Straßenumfragen mit dem Mikrofon in der Hand sind also genau sein Ding. Immer wieder habe er auch festgestellt, wie toll es gerade für Menschen mit Behinderung sei, wenn sie bei ihm ins Mikro sprechen dürften. Gerne gibt er deshalb auch anderen eine Chance, bei ihm Radio zu machen. &bdquo;Deshalb ist mein Slogan auch ,mittendrin’“, sagt er. Einmal im Monat schickt ihm der zwölfjährige DJ Emil aus Pivitsheide neue Mixes für die Sendung.Aktuell hofft Krammer, dass sein Rentenantrag bald genehmigt wird. &bdquo;Eigentlich bin ich schon vier Jahre über dem Rentenalter“, sagt er. &bdquo;Wenn ich in Rente bin, kann ich mehr Sendungen machen. Und wenn ich mehr Sendungen mache, habe ich mehr Hörer, als wenn ich nur Musik spiele.“

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