„Hammer“ will offenbar 66 Märkte dichtmachen - Detmold wohl nicht betroffen

Porta Westfalica/Minden. Die Schließungswelle in der Unternehmensgruppe Brüder Schlau setzt sich fort. Nachdem vergangene Woche bekannt wurde, dass 50 von 60 Großhandelsstandorten aufgegeben werden, ist nun klar: Es wird auch zahlreiche Hammer-Märkte treffen. Das bestätigen zahlreiche Quellen, es liegt zudem eine interne Liste von Märkten vor, die betroffen sind.

Das insolvente Unternehmen will demnach 66 Märkte in ganz Deutschland schließen, und zwar bereits zum 1. Oktober, also kommende Woche. Darunter soll auch die Filiale in Minden sein, die einzige lippische Standort in Detmold bliebe demnach ebenso offen wie in Porta.

Und was ist mit den lippischen Nachbar-Filialen? Den Listen zufolge stehen sowohl Herford und Bielefeld auf der Streichliste, wobei es in Sachen Herford zuletzt gegenteilige Signale gegeben hatte. Höxter soll bis auf Weiteres erhalten bleiben - Paderborn wird von einem Franchise-Nehmer betrieben, der die Entscheidung selbst treffen müsste.

Die Unternehmensgruppe selbst war bislang nicht zu erreichen. Dafür wandten sich gleich mehrere betroffene Angestellte aus mehreren Bereichen von Hammer an die Redaktion: Kündigungen seien den entsprechenden Mitarbeitern bereits mündlich ausgesprochen worden mit der Aussicht auf Freistellung.

An einem anderen Markt, etwa in Delmenhorst, habe es zwar eine grobe Information zur Schließung gegeben - der Markt taucht auch auf der Streichliste auf. Kündigungen seien dort aber noch nicht ausgesprochen worden. Die Streichliste stamme übrigens aus dem firmeneigenen SAP-System, erklärten gleich zwei Insider. Das sei an der typischen Kennzeichnung der Standorte in der Tabelle erkennbar. Sie halten das Dokument für seriös.

Einige Märkte bleiben offen Andere Insider berichteten der Redaktion bereits vergangene Woche, dass in dieser Woche eine Entscheidung fallen soll, wie es mit den Hammer-Märkten weitergehen soll. Nun steht die Richtung offenbar fest. Eine zweite Liste, die ebenfalls vorliegt, listet alle Märkte auf, die offen bleiben sollen - zumindest vorerst. Hier hat es offenbar auch Anpassungen bei den Gebietsaufteilungen gegeben.

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Anfragen beim Unternehmen selbst laufen bisher völlig ins Leere. So bleibt offen, wie es grundsätzlich nach der zweiten Schließungs- und Entlassungswelle mit der Unternehmensgruppe als Konstrukt weitergeht. Immerhin wird der Schlau-Großhandel vollständig aus dem Markt zurückgezogen.

Völlig unklar ist auch, wie es nun genau mit den Hammer-Standorten weitergeht. Womöglich, erklärte ein Mitarbeiter der Redaktion, werden die verbliebenen Waren auf die Standorte aufgeteilt, die offen bleiben: zum Abverkauf. Vergangene Woche hatte ein Unternehmenssprecher noch mitgeteilt, dass die Hammer-Märkte weitergeführt werden sollten und nichts mit dem Rückzug von Schlau aus dem Großhandelssegment zu tun hätten.

Historie des Niedergangs Die Historie der Unternehmensgruppe aus Holtrup in Porta Westfalica reicht bis ins Jahr 1921 zurück. Damals gründeten die Brüder Theodor und Wilhelm Schlau eine Farbgroßhandlung in Minden. Theodor Schlaus Tochter Maria Beeth führte das Unternehmen weiter, auch ihr Sohn Eberhard stieg ins Geschäft ein und übernahm 1971 die Leitung.

Die damalige Zeit war richtungsweisend für die Branche und damit auch für das Unternehmen Brüder Schlau. Denn Anfang der 70er-Jahre entstanden die ersten Bau- und Fachmärkte. Beeth sah darin eine Chance und wollte das Geschäft breiter aufstellen.

Damit war der Grundstein für zwischenzeitlich knapp 180 Hammer-Fachmärkte in ganz Deutschland gelegt. Mit Beeths Enkelin Carolin Neffe als Geschäftsführerin setzte sich die Familiengeschichte in der Unternehmensgruppe fort. Doch Brüder Schlau kämpft zunehmend mit finanziellen Schwierigkeiten. Zahlreiche Wechsel in der Geschäftsführung neben Neffe bringen zusätzlich Unruhe in die betrieblichen Abläufe.

Im November 2024 zieht Brüder Schlau die Reißleine: Zahlreiche Mitarbeiter müssen gehen, der Logistikbereich soll weitestgehend eingestellt werden. In diesem Jahr folgen weitere Einschnitte mit dem erklärten Ende des Nähstudios und Gardinenlagers, der Einstellung der Großhandelslinie Schlau und nun mit der Schließung zahlreicher Hammer-Märkte.

Transparenzhinweis: Der Artikel wurde hinsichtlich der einzelnen Standorte aktualisiert.

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