„Team Naroz“ statt TuS: Frauenmannschaft setzt starkes Zeichen für Gleichberechtigung

Detmold-Remmighausen . Das Topspiel der Frauenfußball-Bezirksliga zwischen dem TuS Eichholz-Remmighausen und TuRa Löhne, der vorher noch keine Zähler abgegeben hatte, endete 1:1. Doch nicht das Ergebnis, sondern das klare Statement der TuS-Mannschaft stand im Vordergrund. Sie trat in orangenen statt grünen Trikots an, über den Trikotnummern stand nicht &bdquo;TuS Eichholz-Remmighausen“, sondern &bdquo;Team Naroz“. Mannschaftsverantwortlicher und Interimstrainer Andreas Suermann hatte das TuS-Wappen auf seiner Jacke überklebt, und die Anhänger des aktuellen LZ-Cup-Champions trugen Shirts mit der Aufschrift &bdquo;Team Naroz“.

&bdquo;Meine Mutter Sylvia hat das alles vorbereitet“, berichtete Hannah Suermann, die verletzungsbedingt nicht mitwirken konnte. &bdquo;Den Trikotsatz hatten wir da noch liegen“, verriet Andreas Suermann. Hinter &bdquo;Naroz“ steckt der ehemalige Coach der Mannschaft, Naroz Özmen. Der 25-Jährige mischte sich unter die Zuschauer, drückte hinter der Trainerbank die Daumen. Der Detmolder meinte: &bdquo;Ich freue mich, dass das Team und die Fanbase hinter mir stehen. Mein Herz blutet, in den vergangenen Tagen habe ich viele Anrufe erhalten. Es ist traurig, dass es soweit kommen musste, aber ich denke rückblickend, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“

Doch was ist eigentlich konkret los beim TuS Eichholz-Remmighausen, der in den vergangenen Jahren mit dem Frauenteam für so viele positive Schlagzeilen gesorgt hatte? &bdquo; Gleichberechtigung, Respekt und Anerkennung“ – diese drei Worte sind immer wieder zu hören gewesen. Die Mannschaft stellt in einem Statement in den sozialen Medien klar: &bdquo;Solange Damen- und Herrenteams nicht gleich behandelt werden, können wir uns nicht mit den Entscheidungen des Vorstands – oder den Farben grün/weiß – identifizieren.“

Vor rund eineinhalb Jahren war Naroz Özmen laut Andreas Suermann als Trainer zum Damenteam zurückgekehrt. Und üblich sei, wie jeder wisse, dass im Seniorenbereich eine Aufwandsentschädigung gezahlt werde: &bdquo;In den letzten Jahren lag diese bei den Herrenteams grundsätzlich höher – das ist kein Geheimnis.“ Als Naroz Özmen nach einer entsprechenden Regelung fragte, sei jedoch darauf verwiesen worden, dass es eine angebliche Gleichbehandlung aller Trainerinnen und Trainer gebe. &bdquo;Nach diesem Gespräch akzeptierte unser Coach diese Regelung zunächst, da für ihn Gleichbehandlung das wichtigste Kriterium war. Für ihn war dies kein Grund aufzuhören, sondern er nahm die Entscheidung unter dieser Prämisse hin. Parallel verhandelte der Vorstand jedoch zeitgleich mit einem anderen Trainer für den Seniorenbereich Herren, da dort ein neuer Trainer einsteigen sollte“, schildert Andreas Suermann.

Die Realität sehe jedoch anders aus: &bdquo;Wir wissen von mindestens einem Trainer, der mehr Geld erhält als Naroz – und zwar der Trainer eines Herrenteams in der Kreisliga C, also der untersten Liga im Fußballkreis Detmold. Im Vergleich dazu steht Naroz für acht Jahre erfolgreichen Mädchen- und Frauenfußball, von den D-Mädels bis zu den Damen, mit Erfolgen wie LZ-Cup-Sieg, Bezirksliga-Aufstieg und Relegation zur Landesliga.“ Naroz habe in dieser Situation immer wieder das Gespräch mit dem Vorstand gesucht: &bdquo;Statt klarer Antworten folgten jedoch Hinhaltetaktiken, ausweichende Reaktionen und provokante Bemerkungen.“ Am Ende habe ihm der Vorstand ein Angebot gemacht, &bdquo;das schlechter war als das anderer Trainerinnen und Trainer – ohne nachvollziehbare Begründung“.

Naroz Özmen habe abgelehnt und darum gebeten, seine Entscheidung zuerst selbst der Mannschaft mitzuteilen: &bdquo;Diese einzige Bitte wurde ignoriert. Schon am nächsten Tag veröffentlichte der Vorstand seine Mitteilung mit den Worten ,Wir danken für die großartige Zusammenarbeit.’“ Die Mannschaft stellt klar: &bdquo;Diese Situation ist kein Einzelfall. Schon länger gibt es fehlende Unterstützung, Unstimmigkeiten und mangelnde Wertschätzung gegenüber der Damenmannschaft – unabhängig von der aktuellen Entwicklung. Für uns war Naroz nicht nur Trainer, sondern eine Bezugsperson, die uns mit Leidenschaft, Herz und Fachwissen begleitet hat.“

Ein Spiel wird zur Botschaft

Sylvia Suermann spricht in einem Brief an die LZ von einem &bdquo;Skandal“. Und weiter: &bdquo;Gleichberechtigung, Wertschätzung und Respekt scheint die Vereinsführung in Remmighausen für das eigene Damenteam jedenfalls nicht übrig zu haben. Ob dieser Vorstand erkennt, dass diese Werte nicht nur bloße Lippenbekenntnisse sein dürfen, sondern tatsächlich gelebt werden müssen? Ich glaube nicht mehr daran.“ Sie schließt mit den Worten: &bdquo;Dieser Tage macht ein Hashtag immer wieder die Runde, dem ich mich auch deshalb gerne anschließe: #Vorstand raus!“

Ungleichbehandlung bei Trainervergütungen?

Thorsten Bewersdorff, Vorsitzender des TuS, stellt im LZ-Gespräch klar, dass er vereinsinterne Konflikte nicht in der Öffentlichkeit austragen möchte: &bdquo;Das bedeutet aber nicht, dass ich dazu nichts sagen werde, im Gegenteil. Es geht um die Betrachtung des Themas aus beiden Blickwinkeln.“ Er sei &bdquo;erschrocken“, zu welchem Mittel der Mannschaftsverantwortliche Andreas Suermann, der die Mannschaft und die Fans hinter sich bringe, greife: &bdquo;Wenn das Team und der Mannschaftsverantwortliche nicht hinter dem Verein und den Farben des Vereins steht, sollte es dazu seine Entscheidungen treffen.“

Der Vorstand bestehe derzeit aus elf ehrenamtlichen Mitgliedern und müsse die Interessen von mehr als 1000 Mitgliedern in 52 Sportgruppen im Blick haben: &bdquo;Unser Vorstandsteam übernahm vor fünf Jahren Verantwortung, als der Verein kurz vor der Auflösung stand. Mit dem Vorstand haben wir den gesamten Verein neu organisiert und strukturiert.“

Der Vorstand kontert – und warnt vor öffentlichem Druck

Trainervergütungen fallen für Bewersdorff unter eine Geheimhaltungsklausel, und er stellte klar: &bdquo;Das von der Damenmannschaft angesprochene Ziel der Gleichberechtigung unterstützen wir als Verein und Vorstand des TuS ausdrücklich. Auch aus diesem Grund sind in den vergangenen Spielzeiten über die Aufwandsentschädigungen hinaus erhebliche Summen im mittleren vierstelligen Bereich in diese Mannschaft geflossen.“ Und dem Trainer Naroz Özmen sei der Vorstand &bdquo;weit entgegengekommen. Aber er bestand auf seiner Maximalforderung und ließ die Möglichkeit der Schlichtung durch den Ältestenrat außer Betracht. Wir lassen uns nicht öffentlich unter Druck setzen. Gerade in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, Menschen für Vereinsarbeit zu begeistern, sollte man sehr vorsichtig damit sein, ob und wie man Ehrenamtliche in der Öffentlichkeit angreift.“

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