Der große Trainer-Knall bei zwei Frauenteams: Beim TuS Eichholz-R. eskaliert der Zoff

Kreis Lippe. Die vergangene Woche ist im lippischen Frauenfußball turbulent verlaufen: Am Mittwoch teilten Verantwortliche des TuS Eichholz-Remmighausen Interimstrainer und Allzweckwaffe Andreas Suermann seine Freistellung mit. Zwei Tage später informierte Roy Wangert, bis dahin Trainer der Bezirksliga-Mannschaft des FC Donop/Voßheide, den Vorstand und die Mannschaft über seinen Rückzug.

TuS Eichholz-R. Riesige Unruhe herrscht beim TuS. Zwischen Vorstand und Frauenmannschaft gibt es einen großen Graben. Die LZ hatte vor einigen Wochen über den Protest des Teams berichtet, das mit orangefarbenen (statt grünen) Trikots und klaren Worten gegen Ungleichbehandlung im Verein kämpft – und sich geschlossen hinter ihren Ex-Trainer Naroz Özmen stellte. Konkret ging es um die angeblich höhere Aufwandsentschädigung für Trainer von Herrenmannschaften. &bdquo;Gleichberechtigung, Respekt und Anerkennung“ – diese drei Worte stellte das Team in den Mittelpunkt. Der Vorstand reagierte und betonte: &bdquo;Das von der Damenmannschaft angesprochene Ziel der Gleichberechtigung unterstützen wir als Verein und Vorstand ausdrücklich.“ Und: &bdquo;Wir lassen uns nicht öffentlich unter Druck setzen. Gerade in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, Menschen für Vereinsarbeit zu begeistern, sollte man sehr vorsichtig damit sein, ob und wie man Ehrenamtliche in der Öffentlichkeit angreift.“

Das nächste Kapitel des Zwists folgte am vergangenen Mittwoch: Interimstrainer und Mannschaftsverantwortlicher Andreas Suermann, der ganz viele Frauen aus dem Team seit mehr als zehn Jahren begleitet, erhielt die Kündigung. Dabei hatte Suermann die Thematik nach einem Gespräch zwischen Vertretern der Mannschaft und des Vorstands vor zehn Tagen auf einem guten Weg gesehen: &bdquo;Es gab wieder eine Kommunikation.“ Für Suermann selber aber nicht: &bdquo;WhatsApp-Nachrichten und E-Mails von mir an den Vorsitzenden Thorsten Bewersdorff im Anschluss an den Austausch blieben bis heute unbeantwortet.“ Stattdessen sei er vor dem Training am Mittwoch von Obmann Mario Bertmann und Jugendobmann Jan Runte zu einem Gespräch gebeten worden. Sie teilten Andreas Suermann, der nach eigenen Angaben eine Aufwandsentschädigung von 120 Euro im Jahr erhält, die Freistellung mit: &bdquo;Die Gründe kenne ich bis heute nicht, ich wünschte mir eine schriftliche Ausführung.“

TuS-Vorsitzender Thorsten Bewersdorff äußerte sich gegenüber der LZ in einer schriftlichen Stellungnahme so: &bdquo;Der ehemalige Mannschaftsverantwortliche Andreas Suermann hat seit Anfang vergangenen Jahres ein Kontaktverbot zum gesamten Vorstand. Dieses Kontaktverbot, zu dessen Gründen wir uns mit Rücksicht auf ihn öffentlich nicht äußern werden, hat unter anderem zur Folge, dass keine Antworten des Vorsitzenden auf Nachrichten erfolgen. Wer öffentlich bekundet, dass er sich mit dem TuS Eichholz-R. nicht mehr identifizieren könne und den Verein und seinen gesamten Vorstand öffentlich diskreditiert, hat seine Entscheidung getroffen und kann im TuS nicht mehr ehrenamtlich tätig sein.“ Diese Entscheidung habe der Vereinsvorstand &bdquo;zur Kenntnis genommen und die daraus folgenden Konsequenzen einstimmig umgesetzt. Die Übermittlung der Enthebung von seinen Vereinsämtern wurde ihm aufgrund des erwähnten Kontaktverbots von seinem Ansprechpartner für Vereinsthemen, dem Fußballseniorenobmann, mitgeteilt.“

Als Interimstrainerin fungierte am Wochenende beim 1:1 in Peckeloh TuS-Spielerin Selin-Aylin Kartin, Andreas Suermann übernahm aus der Not heraus die Aufgabe des Linienrichters und erklärte: &bdquo;Jan Runte war zwar da, wollte es aber nicht machen. Die Mannschaft wünscht sich nun einen neuen Trainer, der sie fordert.“ Seine Hilfe habe Mohamed Ben Ayed von der TuS-Inklusionsmannschaft angeboten.

Springt Mohamed Ben Ayed ein? Das bestätigte er auf LZ-Anfrage: &bdquo;Ich bin mega-enttäuscht, wie das abläuft. Der Vorstand führt keine vernünftigen Gespräche, die Stimmung im Verein ist im Keller. Das Thema Vorstand empfinde ich als schwierig, seitdem er da ist. Andreas Suermann soll respektlos sein? Diesen Vorwurf höre ich vom Vorstand immer wieder. Ich kenne Andreas seit mehr als zehn Jahren und habe ihn nie respektlos erlebt. Ganz im Gegenteil.“ Mohamed Ben Ayed werde den Weg beim TuS weitergehen, &bdquo;für die Menschen, die es verdient haben“.

Bewersdorff äußerte sich zur Zukunft des Frauenteams so: &bdquo;Der Mannschaftsrat der Damenmannschaft hat das Angebot des Vereins, einen neuen Trainer zu verpflichten, leider kategorisch abgelehnt und möchte bis auf weiteres aus Protest nicht in den Vereinsfarben spielen und das Training selbst organisieren.“ Und weiter: &bdquo;Welche weiteren Entscheidungen hierzu zu treffen sind, bleibt abzuwarten.“

FC Donop-Voßheide Als Zweiter rangiert der FC sogar in der Bezirksliga einen Platz vor Eichholz-R., doch Trainer Roy Wangert sah keine Perspektive mehr für sich. &bdquo;Es kamen zu viele Sachen auf mich zu, die nicht zu den Aufgaben eines Trainers gehören. Es gibt einfach keinen Ansprechpartner, schon länge fühle ich mich allein gelassen.“ Als Vorbereitung auf das Gespräch mit dem gesamten Vorstand um Boss Rolf Danger hatte der 42-jährige Wangert schon mit der derzeit verletzten Torhüterin Deborah Zaus gesprochen, die nun den Trainerposten ausübt: &bdquo;Mit dem Team hat das alles nichts zu tun, aber der Trainerjob machte mir so keinen Spaß mehr.“

Marie Wollbrink, während ihrer Verletzungspause die Obfrau, sagte im LZ-Gespräch: &bdquo;Wir wollen dazu nicht viel sagen. Wir gehen nicht im Schlechten auseinander. Deborah hat eine C-Lizenz, betreut auch die B-Juniorinnen. Als sie Roy mal vertrat, passte es ganz gut. Die Aufgaben rund um die Mannschaft verteilen wir nun auf mehrere Schultern. Ich werde wieder eine Aufgabe übernehmen, Heino Grollich auch. Die Details sind noch zu klären.“

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