Kreis Lippe/Detmold. Zu einem besonderen Jubiläum konnte Landessuperintendent Dietmar Arends jetzt Pfarrer i.R. Martin Hankemeier gratulieren. Vor 60 Jahren, am 24. Oktober 1965, war Hankemeier in Blomberg durch den damaligen Landessuperintendenten Udo Smidt ordiniert worden. Von 1967 bis 1990 war der heute 88-jährige Pfarrer an der Marktkirche Lage und in Lage-Hagen sowie von 1990 bis 1999 in Detmold-West an der Pauluskirche.
Geschichte jüdischer Familien in Lage
Geboren und aufgewachsen ist Hankemeier in Lemgo. Das habe sein weiteres Wirken nachhaltig geprägt, wie es in einer Pressemitteilung der Landeskirche heißt. Denn hier war Heinrich Diestelmeier (1916-2001) in Lemgo-Brake sein Gemeindepastor. Diestelmeier engagierte sich anderem für das Wachhalten der Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus und gegen die Errichtung eines Hexenbrunnens in Lemgo. „Das hat mich beeinflusst“, sagt Hankemeier, der sich bis heute mit dem Gedenken an die Opfer der Hexenverfolgung in Lippe und der Geschichte jüdischer Familien insbesondere in Lage befasst.
Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass es heute im Friedenspark in Lage eine Holocaust-Gedenk-Stele für ehemals in Lage lebende und im Nationalsozialismus ermordete Juden gibt. In Detmold haben es Martin Hankemeier und seine Mitstreiter im Arbeitskreis Hexenverfolgung im Ortsverein Detmold des Lippischen Heimatbundes zudem erreicht, dass es seit einigen Jahren einen Gedenkort in der Anna-Maria-Tintelnot-Twete für die Opfer der Hexenverfolgung gibt.
Grausame Realität hinter der Hexen-Folklore
Jedes Jahr veranstaltet der Arbeitskreis dort eine Gedenkveranstaltung gemeinsam mit der Stadt Detmold. Außerdem gibt es Vorträge und Stadtführungen: „Es ist mir wichtig, immer wieder deutlich zu machen, dass hinter der üblichen Hexen-Folklore eine grausame Realität steckt. In ganz Lippe sind in der frühen Neuzeit mehrere hundert Menschen als angebliche Hexen verleumdet, gefoltert und verbrannt worden.“ Maßgeblich beteiligt war der Theologe auch an der Blomberger Erklärung der „Unzerstörbaren Menschen würde“ von 2012.
Auf landeskirchlicher Ebene war Hankemeier zudem viele Jahre Beauftragter für Ausländerfragen und Asylsuchende und für den Islam. Dies drückte sich auch in vielen archäologisch und religionsgeschichtlich geprägten Bildungsreisen aus, die er leitete und die zumeist in Länder des Islam führten.