Verborgene Details in jedem Winkel: Mit dem Hausmeister durchs Detmolder Landestheater

Detmold. Einmal links um die Ecke, dann einen langen Gang entlang und wieder links: Hausmeister Peter Niewald ist auf seiner täglichen Tour durch das Landestheater. Schnellen Schrittes führt ihn sein Weg nicht nur durch den Saal und durch die Gänge drum herum, sondern in jeden kleinsten Winkel des Hauses. Damit die Arbeit auf der Bühne und im restlichen Betrieb ungestört laufen kann, behält er alles im Blick - und kann auch so manche Geschichte erzählen.

Eine halbe Stunde zuvor hatte der Arbeitstag in der Werkstatt begonnen, die über den Innenhof zu erreichen ist. Hier hat Peter Niewald seinen Sitz. Seit 14 Jahren arbeitet der gelernte Elektriker bereits als Hausmeister im Theater, kennt es aber eigentlich viel länger. Weil er früher, als er noch in einem Handwerksbetrieb gearbeitet hat, auch schon hier eingesetzt wurde und weil er als Feuerwehrmann ehrenamtlich im Rahmen der Sicherheitswache hier aktiv war. Bei seiner jetzigen Aufgabe wird der 58-Jährige von zwei Kollegen unterstützt; einer ist für Heizung und Schließwesen zuständig, der andere als Haushandwerker im Einsatz. Laub fegen, Bilder aufhängen, Botengänge - all das und mehr gehört für sie zum Alltag.

Peter Niewald studiert seine E-Mails und schaut, was alles aufgelaufen ist. Wer ein Problem hat und etwas vom Hausmeister braucht, schreibt eine Nachricht und erklärt, worum es geht. Anschließend können die Aufgaben nach und nach abgearbeitet werden. Auf der kleinen Werkbank warten bereits ein paar Reparaturarbeiten auf ihn. Eine Kaffeemaschine, die später hoch in den Chor gehen soll, muss instand gesetzt werden. Die Schränke drum herum halten das nötige Werkzeug bereit.

3100 Quadratmeter und viele Baustellen Eine handwerkliche Ausbildung haben hier alle, und das aus gutem Grund. Immerhin steht das Haus, das während des Ersten Weltkriegs neu errichtet worden ist, nicht nur zum Teil unter Denkmalsschutz, sondern verfügt auch über 3100 Quadratmeter Nutzfläche. Kein Wunder also, dass es eigentlich immer irgendwo irgendetwas zu tun gibt. Peter Niewald hält dazu Kontakt zum Landesverband Lippe, der Eigentümer des Gebäudes ist, und koordiniert auch Termine mit externen Handwerkern. &bdquo;Das muss ja alles mit dem Probenplan passen“, erklärt er. Immerhin sollen die Darsteller und die Musiker dabei möglichst nicht gestört werden. Dazu kommen wöchentliche Routinen und Kontrollgänge.

Mehr zur Serie &bdquo;Vorhang auf!“ und zum Landestheater gibt es hier .

Peter Niewald hat die Werkstatt hinter sich gelassen und ist zu einem Rundgang aufgebrochen. Zunächst geht es in die &bdquo;Katakomben“ des Theaters, wo in einem Raum hinter einem Raum die Sprühwasserlöschanlage ihren Platz hat. Brandschutz ist ein großes Thema, nicht nur weil das Landestheater im Jahr 1912 schon einmal abgebrannt war. Alles sieht nagelneu aus, erst 2015 ist alles komplett erneuert worden. Die einzelnen Anzeigen, die Schieber, die Pumpe in der Ecke - hier ist alles in Ordnung, befindet der Fachmann. Die nächste ausführlichere Prüfung steht erst in ein paar Tagen an, dann wird die Pumpe testweise auch mal wieder angeworfen.

90.000 Liter für den Ernstfall &bdquo;Der zentrale Wassertank fasst 90.000 Liter Wasser“, erklärt Peter Niewald, der als erfahrener Feuerwehrmann auch Brandschutzbeauftragter im Landestheater ist. Bricht ein Feuer aus, können die Einsatzkräfte die Ventile öffnen, damit Wasser aus den Löschköpfen strömt. Erstes Ziel sei immer die Menschenrettung, danach komme der Erhalt des wertvollen Kulturgutes.

Weiter geht es durch die Gänge und hoch in den Bereich, den auch die Besucher gut kennen. Peter Niewald schaut im Gehen in jede Ecke und scannt alle möglichen Problemstellen ab. Sind alle Leuchten intakt? Sind die Türgriffe fest? Löst sich irgendwo Teppich ab? Dann macht sich der 58-Jährige einen Vermerk, um später noch einmal wiederzukommen.

Glühlampen für die Kronleuchter &bdquo;Montagmorgens gucke ich immer, wie wir durchs Wochenende gekommen sind“, berichtet der Hausmeister. Freitags sei Glühlampentag, denn davon habe das Landestheater eine Menge. Nicht nur in den wuchtigen Kronleuchtern, sondern auch an vielen anderen Stellen. Mittlerweile seien sie immer schwieriger zu beschaffen, noch habe das Theater aber einen guten Vorrat.

Peter Niewald lauft einen Gang entlang und stoppt abrupt. Linker Hand befindet sich eine unscheinbare Tür in der Wand. Dahinter liegt ein schmaler Hohlraum, durch den der Blick auf eine Art Kuppel fällt. Die Stahlfachwerkhalle, aus der der Saal des Theaters besteht - so errichtet für eine gute Akustik.

Materialmangel während der Bauzeit &bdquo;Die Stahlteile, die hier verbaut sind, kamen als Fertigteile aus Berlin“, berichtet der Hausmeister. Keine Selbstverständlichkeit, immerhin befand sich Deutschland beim Wiederaufbau des Landestheaters mitten im Ersten Weltkrieg. Materialmangel war praktisch an der Tagesordnung. Kronleuchter wurden nicht aus Messing, sondern aus Dachrinnenzink hergestellt - wie man Jahrzehnte später bei einer Reparatur feststellte. Säulen, die den Innenbereich zieren, bestehen aus einfachem Gips. Auf der anderen Seite hatte das Haus damals aber schon eine Zentralstaubsauganlage, die in den Wänden verbaut war. &bdquo;Das galt eher als fortschrittlich“, erklärt der 58-Jährige.

Peter Niewald zückt sein Handy und blickt auf die Uhr. Die Zeit verrinnt. Viele Dinge sind an diesem Tag noch zu erledigen, neue E-Mails von Mitarbeitern sicherlich schon eingetroffen. Also geht es weiter über die Flure und durch die Gänge, den nächsten Aufgaben entgegen.

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