Schieder-Schwalenberg/Nessenberg. Die Kreuzung zwischen Schieder und Wöbbel, die für Radfahrer besonders gefährlich ist, wird entschärft. Das hat Kreis-Pressesprecher Patrick Bockwinkel auf Anfrage der LZ mitgeteilt. Bei einem Ortstermin haben sich Vertreter des Kreises, der Stadt Schieder-Schwalenberg, der Polizei und von Straßen.NRW auf einiges geeignet, das die Gefahrenstelle sicherer machen soll. Jedoch: Der ganz große Wurf ist das Maßnahmenpaket nicht. So wird es weder einen fest installierten Blitzer noch eine Ampel geben. Zwei verdeckte Geschwindigkeitsmessungen an der T-Kreuzung bei Nessenberg haben laut Bockwinkel keine signifikanten Tempo-Überschreitungen ergeben. Daher fehle es an rechtlichen Voraussetzungen für derartige Maßnahmen. Beliebter Fahrradweg wechselt die Seite Die Kreuzung ist für Fahrradfahrer deshalb so gefährlich, weil ein beliebter Fahrradweg (unter anderem Teil des Emmer-Radwegs) in dem Bereich die Straße kreuzt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung beträgt 70 Stundenkilometer. Wie berichtet, war Joaline Beiforth (24) an Karsamstag 2025 bei einer Radtour von Detmold zum Schiedersee an dieser Stelle tödlich verunglückt, weil ein 30-jähriger Autofahrer sie erfasste, als sie mit ihrem Pedelec die Straße queren wollte. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben - ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Mann viel zu schnell unterwegs war. Die Rede ist von mindestens 102 km/h, erlaubt sind maximal 70 km/h. Der Prozess gegen den Schieder-Schwalenberger vor dem Amtsgericht in Blomberg ist inzwischen auf Angang Februar terminiert. Ein Einzelfall? Darauf lassen die verdeckten Geschwindigkeitsmessungen des Kreises schließen. Die erste Messung hatte laut Bockwinkel wenige Wochen nach dem tödlichen Unfall stattgefunden, vom 25. bis 30. April; eine zweite direkt im Anschluss vom 2. bis 7. Mai. Dabei wurden sogenannte V85-Werte ermittelt - die Geschwindigkeit, die von 85 Prozent der gemessenen Fahrzeuge nicht überschritten wurde: In Fahrtrichtung Wöbbel waren das beim ersten Mal 68 km/h und beim zweiten 70 km/h, in Fahrtrichtung Schieder 66 km/h und im Mai 68 km/h. „85 Prozent der Autofahrer hatten bei beiden Messungen unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h gelegen“, erläutert Bockwinkel. Lesen Sie auch: „Mehr als nur ein Opfer“: Joaline Beifordt (24) aus Detmold wurde auf Radtour überfahren Vielleicht aber waren viele Ortskundige noch geschockt von dem schweren Unfall - die Markierungen der Unfallaufnahme waren wochenlang auf der Straße sichtbar. Denn die jüngste Messung Anfang November hatte laut Bockwinkel ergeben: Diesmal lagen 85 Prozent der Autofahrer in beiden Richtungen knapp über der Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h: In Fahrtrichtung Wöbbel waren es 74 km/h, in Richtung Schieder 73 km/h. Messungsergebnisse unauffällig Der Kreis Lippe stuft die Stelle dennoch nicht als besonders gefährlich ein. Die Ergebnisse der Messungen seien unauffällig, Nessenberg sei keine Unfallhäufungsstelle. „Eine Reduzierung der dort geltenden Höchstgeschwindigkeit von Tempo 70 auf Tempo 50 kommt deshalb nicht in Betracht. Ebenso scheidet die Installation einer Ampel aus“, sagt Bockwinkel. Und auch wenn kein fester Blitzer installiert werde, hätten sich die Kreispolizeibehörde und der Kreis Lippe darauf verständigt, an der Kreuzung Nessenberg die Geschwindigkeiten zeitweise zu überwachen. Zudem soll die Verkehrssicherheit an der Stelle weiter erhöht werden - mit Maßnahmen, die vor allem die Radfahrer ausbremsen. So sollen auf beiden Seiten des Radwegs Wartelinien markiert und verkleinerte „Vorfahrt gewähren“-Schilder für die Benutzer des Radweges aufgestellt werden. Zweite Maßnahme: Auf der Seite des Radweges von Wöbbel kommend, wo Joaline tödlich verunglückt war, werde eine Sperrpfostenkette installiert, „damit sich Radfahrer vor dem Überqueren der Fahrbahn möglichst rechtwinklig positionieren müssen und dadurch besser in beide Fahrtrichtungen blicken können“, wie der Pressesprecher erläutert. Das, so hoffen die Verantwortlichen, führe zu mehr Sicherheit als das schräge Überqueren der Fahrbahn. Und die Autofahrer? Die werden immerhin dauerhaft mit den „Radverkehr“-Verkehrsschildern auf die Gefahr kreuzender Fahrradfahrer aufmerksam gemacht. Diese Schilder hatte es vor dem tödlichen Unfall nicht gegeben. Sie waren erst danach provisorisch aufgestellt worden - und sollen nun laut Bockwinkel fest installiert werden. Der Prozess gegen den Fahrer findet am Montag, 9. Februar 2026, um 9 Uhr vor dem Amtsgericht Blomberg statt.