Spannende Einblicke in die Geschichte Heidenoldendorfs

Detmold-Heidenoldendorf. Eine Dorfgeschichte von den ersten Häusern über die Hexenverfolgung, die Industrialisierung bis zur Eingemeindung nach Detmold 1970: Heidenoldendorf verfügt ab sofort über eine neue, umfassende Heimatchronik. Das Buch zeichnet die historische Entwicklung des Ortes nach und bietet erstmals seit Jahrzehnten eine wissenschaftlich fundierte und zugleich gut zugängliche Gesamtdarstellung der Ortsgeschichte. Entstanden ist das Werk in mehrjähriger Zusammenarbeit zwischen dem Historiker Nicolas Rügge und dem Dorfausschuss.

Thematisiert werden unter anderem die wirtschaftliche Entwicklung Heidenoldendorfs, die Bedeutung der Zieglerwanderarbeit ab dem 19. Jahrhundert sowie der Strukturwandel durch Industrialisierung und Eisenbahnanschluss. Und auch düstere Epochen kommen hinzu. Beispielsweise behandelt ein Abschnitt die Hexenverfolgung: 1662 wurde Elisabeth Hasemann aus Heidenoldendorf der Hexerei beschuldigt. Nach Gerüchten und einer Krankheit in der Nachbarschaft kam es zu einer Anklage. Sie wurde gefoltert, zweimal der Wasserprobe unterzogen und schließlich zum Geständnis gezwungen. Am 17. Mai 1662 wurde sie auf der Jerxer Heide enthauptet und verbrannt.

Besonderen Wert legt das Buch auf Bildmaterial. Hervorgehoben wird etwa eine Gruppenaufnahme des Turnvereins aus dem Jahr 1906, die für die Chronik mithilfe künstlicher Intelligenz nachkoloriert wurde. Ebenso enthalten ist eine historische Flurkarte von 1727, angefertigt vom Feldmesser Johann Christoph Friemel, auf der die damaligen Besitzverhältnisse detailliert dokumentiert sind. &bdquo;Das sind Quellen, die man so selten gebündelt sieht“, sagt Verleger Hans Jacobs.

Detaillierte Dokumentation &bdquo;Was mich ursprünglich am meisten interessiert hat, ist der Teil mit den Höfen und Häusern. Diese Dokumentation hat besonders viel Zeit gekostet, aber sie ist für mich einer der zentralen Teile der Chronik“, erklärt Autor Nicolas Rügge. Zudem werden politische Entwicklungen im 20. Jahrhundert eingeordnet. &bdquo;Erst im Zuge der Arbeit an der Chronik bin ich tiefer in die Geschichte des 20. Jahrhunderts eingestiegen – und da ist mir vieles noch einmal neu und klarer geworden“.

Auch die Geschichte der jüdischen Minderheit in Heidenoldendorf wird aufgearbeitet – von der ersten Ansiedlung im 18. Jahrhundert über die rechtliche Gleichstellung im 19. Jahrhundert bis zur Verfolgung und Abwanderung im Zuge des Nationalsozialismus.

Stückzahl ist limitiert &bdquo;Die Idee für eine Chronik wurde bereits seit längerer Zeit im Dorfausschuss diskutiert“, berichtet Ortsbürgermeister Wolfgang Schriegel. Andere Ortsteile verfügten bereits über vergleichbare Veröffentlichungen. Vor rund drei Jahren kam schließlich der Kontakt zu Nicolas Rügge zustande, der aus Heidenoldendorf stammt, heute in Hannover lebt und sich seit Jahren mit Regionalgeschichte beschäftigt - auch der seines Heimatortes. &bdquo;Ich habe über viele Jahre Material gesammelt. Irgendwann war dann der Zeitpunkt gekommen, daraus nicht nur lose Notizen, sondern eine richtige Chronik zu machen“, sagt der Historiker.

Die Chronik ist auf 750 Exemplare limitiert und kostet 24,90 Euro. Erhältlich ist sie im Buchhandel, online sowie im Haus der Bürgergemeinschaft in Heidenoldendorf. Das Buch richtet sich nicht nur an historisch Interessierte, sondern ausdrücklich auch an Bewohner des Ortes, die ihre eigene Geschichte besser kennenlernen möchten.

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