

Detmold. Es gab am Freitagabend am Detmolder Theaterplatz viele glückliche Menschen, die Fotos vom Bundespräsidenten machen konnten. Der zufriedenste von allen war aber Ulf Allhoff-Cramer.
"Dass das hinhauen würde, hätte ich nie gedacht. Das war großartig", sagte er unter dem Schulterklopfen seiner Freunde und schaute dabei, als er ob er es selbst noch nicht ganz glauben konnte, was da gerade passiert war.
Denn der Detmolder Aktivist der Anti-Atom-Bewegung hatte zuvor Bundespräsident Christian Wulff in einer kurzen Stegreif-Rede dazu aufgefordert, sich für einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie stark zu machen. "Japan ist ein Menetekel", sagte er, und übergab dem Politiker einen offenen Brief. Zehn Minuten nach sieben Uhr abends war die Präsidenten-Limousine mit Standarte vor dem Landestheater vorgefahren. Dort wurden der Bundespräsident und NRW-Kulturministerin Ute Schäfer von Landrat Friedel Heuwinkel, Bürgermeister Rainer Heller und Theater-Intendant Kay Metzger begrüßt.
Doch bevor das Staatsoberhaupt ins Theater ging, raunte Wulff seiner Begleitung zu: "Ich gehe mal dort rüber", und wandte sich den geschätzt 100 Atomkraftgegnern zu, die ihn "abschalten, abschalten", singend und Fahnen schwenkend begrüßt hatten. Wulff lobte das Engagement der Bürger. "Ich nehme Ihr Schreiben gern entgegen und verspreche Ihnen, es wird in meine politischen Gespräche einfließen."
Da gab es Applaus: für Wulff und für Allhoff-Cramer. Auch von Myriam Gerling, die vorher ein Transparent mit dem Slogan "Atomkraft vom Spielplan" hoch gehalten und auf diese Begegnung gehofft hatte.
Naomi Jaschinski (11) hatte mit ihrer Oma Ingrid Espe einen besonders guten Blick aufs Geschehen, denn die beiden standen genau am Roten Teppich. Doch bei der kleinen Lemgoerin punktete der Mann aus Berlin vor allem wegen der Änderung des Protokolls: "Ich fand gut, dass er zu den Demonstranten gegangen ist und nicht einfach vorbeistolziert ist", brachte sie es auf den Punkt. Und sie hatte eine Empfehlung an das Staatsoberhaupt: "Er sollte mal schleunigst das Atomgesetz rückgängig machen."