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Detmold

Produkte aus der Arbeitstherapie im Detmolder Gefängnis werden in ganz Deutschland vertrieben

Aus dem Knast in die weite Welt

Sinnvolle Arbeit: In der Arbeitstherapie stellen die Gefangenen Unikate aller Art her - der Renner sind in diesen Tagen natürlich weihnachtliche Deko-Artikel. - © Foto: Hostert
Sinnvolle Arbeit: In der Arbeitstherapie stellen die Gefangenen Unikate aller Art her - der Renner sind in diesen Tagen natürlich weihnachtliche Deko-Artikel. (© Foto: Hostert)
Gefangene arbeiten

für "Knastladen"



- © Detmold
Gefangene arbeiten für "Knastladen" (© Detmold)

Detmold. Der "Knastladen" ist ein Online-Verkaufsportal der besonderen Art: Die Artikel, vom Vogelhäuschen bis zum Bürostuhl, werden von Gefangenen produziert. Ein Besuch in der Justizvollzugsanstalt Detmold.

Elche warten im Regal auf Käufer, daneben Engelchen und Christbäume. Auch ein Spielbagger steht dort - angefertigt von einem Häftling, der auf Baustellen gearbeitet und ein Faible für die großen Maschinen hat. "Das sind Einzelstücke, handgefertigt", berichtet Katja Richter, die stellvertretende Betriebsleiterin der Werkbetriebe in der JVA.

Die Idee zu dem "Knastladen" wurde 2007 entwickelt, als die Aufträge externer Betriebe wegen der Wirtschaftskrise rückläufig oder komplett versiegt waren. Und der "Knastladen" läuft, berichtet Richter, und zwar jetzt vorm Fest besonders. Privatleute ordern Ware, Bistros oder Geschenkeläden, auch die Gefangenen selbst. Die Waren werden übers Internet verkauft und stammen aus Werkstätten verschiedener Gefängnisse.

Der Renner aus Detmolder Produktion ist das Buch "Kochen hinter Gittern", das in der JVA gedruckt und von dort vertrieben wird. Auch Kerzenhalter, besagte Elche oder Metallgießkannen sind gefragt.
Regelmäßige Arbeit bietet die Justizvollzugsanstalt auch mit der Produktion für Unternehmen von außerhalb an. Eine Besonderheit der Arbeitstherapie sei aber, dass sämtliche Erlöse direkt wieder in die Werkstatt fließen - für Material oder Maschinen.

Information
Kreative Ideen werden Wirklichkeit

Der Knastladen soll nach Angaben des Landes-Justizministeriums auch zeigen, dass der Justizvollzug nicht nur für sich selbst existiert, "sondern Gefangenen die Möglichkeit gibt, ihre kreativen Vorstellungen in den Betrieben des Justizvollzuges Wirklichkeit werden zu lassen", heißt es.

Wie bei jedem anderen online-Shop reicht es einfach, die Produkte auszuwählen und in den Warenkorb zu legen. Die Zustellung durch die jeweils herstellende Justizvollzugsanstalt ist versandkostenfrei und erfolgt auf Rechnung.

Die Adresse lautet: www.knastladen.de  

Katja Richter kommt es längst nicht nur auf den Verkaufserfolg an. Vielmehr hebt sie die sozialen Aspekte hervor. "Die Leute müssen ja wieder ihren Takt finden, sich an Acht-Stunden-Tage gewöhnen." Dass ihre Produkte "draußen" guten Anklang fänden und gefragt seien, hebe das Selbstwertgefühl und mache die Gefangenen stolz. Plätze in der Arbeitstherapie seien begehrt und willkommene Abwechslung.

Am Wochenende hat der "Knastladen" sich erstmals auf einem Weihnachtsmarkt vorgestellt. "Ein toller Erfolg", freut sich die Vollzugsbeamtin. Nächstes Jahr soll es eine Neuauflage geben.

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