Parteilose greift nach dem Bürgermeisteramt

Ein Paukenschlag: Die parteilose Kandidatin Michaela Lehnert geht in die Stichwahl. Am 27. September tritt sie gegen den Christdemokraten Friso Veldink um das Amt des Bürgermeisters an. Damit verwies die Hillentruperin, die bislang noch nicht in der Kommunalpolitik vertreten war, Ewa Hermann (Grüne) und Martin Grohnert (SPD) auf die Plätze.

Im Bürgerhaus hatten sich die Kandidaten am Wahlabend eingefunden, gemeinsam die Ergebnisse zu verfolgen, und als gegen 19.40 Uhr der erste Wahlbezirk ausgezählt war, da glaubten etliche der wenigen Anwesenden noch an ein verzerrtes Bild – mit über 20 Prozent war Michaela Lehnert bereits auf dem zweiten Platz. Martin Grohnert (SPD) hoffte da noch, mit den weiteren Wahlbezirken aufzuholen, doch das erste Bild sollte sich bestätigen. Veldink vorne, dann Lehnert vor Ewa Hermann und Martin Grohnert.

Hoffen auf absolute Mehrheit Gute Zahlen auch für Friso Veldink, der mit seiner Frau draußen durch die Scheiben die Zahlen verfolgte. Zwischenzeitlich kletterten seine Werte gar auf knapp 45 Prozent. Stichwahl ist drin, atmete er auf, und seine Frau traute sich gar, von der absoluten Mehrheit zu träumen. Doch soweit sollte es nicht kommen, mit 39,66 Prozent der Stimmen musste er sich letztlich nach dem Auszählen der 13 Wahlbezirke zufrieden geben. Ewa Hermann – mit guter Laune, Parteifreunden und Familie mit dem Bulli vorgefahren – war mit ihrem Abschneiden durchaus zufrieden.

Zumal die Grünen sich im Gemeinderat deutlich verbessern konnten. Mit sechs statt vier Ratsmitgliedern wird es in die kommende Legislaturperiode gehen, freute sie sich und stieß mit Wein auf das gute Ergebnis für die Dörentruper Grünen an. Ein Bier gab es auch für Martin Grohnert, der bis zuletzt gehofft hatte, noch zuzulegen. Woran es letztlich gelegen hatte, dass sowohl er als auch die SPD enttäuschend abgeschnitten hatten, darüber müsse jetzt beraten werden. Gute Laune hingegen bei den Liberalen, die weiterhin zwei Kandidaten in den Rat schicken.

Grüne wollen Lehnert nicht unterstützen Die Teamarbeit sieht Friso Veldink als einen Grund für sein gutes Abschneiden und auch für das der CDU. Michaela Lehnert hingegen glaubt sich in ihrer Rolle als Parteilose außerhalb des Fraktionszwangs bestärkt. Jetzt gehe es darum, in den kommenden zwei Wochen die Stimmen der Wähler von SPD und Grünen für sich zu gewinnen, zeigt sie sich kampfbereit. Eine Absage aber gibt es bereits von Ewa Hermann.

&bdquo;Wir werden unsere Wähler aufrufen, nicht für Michaela Lehnert zu stimmen", sagt die Grünen-Kandidatin. Und auch Noch-Bürgermeister Friedrich Ehlert verhehlte sein Unbehagen nicht: &bdquo;Ich hätte mir eine andere Konstellation gewünscht."

Wähler zeigen Gelbe Karte Die Dörentruper haben überrascht. Dass so viele Bürger für die parteilose Kandidatin Michaela Lehnert stimmen würden, damit hatte wohl kaum jemand gerechnet. Damit honorierten die Dörentruper eine Frau, die durchaus polarisiert. Was bei ihren Kontrahenten im Wahlkampf auf Unverständnis und gar Ablehnung stieß, kam bei vielen Dörentrupern gut an. Hatten die Kandidaten von CDU, SPD und Grünen im Wahlkampf immer wieder auf ihre gute Zusammenarbeit verwiesen, so waren die Wähler davon offensichtlich weniger überzeugt.

Ganz im Gegenteil sprachen sie sich für Michaela Lehnert aus, die unter anderem mehr Transparenz der politischen Entscheidungen fordert. Damit zeigen die Wähler den etablierten Parteien die Gelbe Karte, schließlich drückte immerhin ein knappes Drittel seine Unzufriedenheit mit dem Status Quo im Rat aus. Und eben diese Vorlage sollte Friso Veldink in den kommenden zwei Wochen aufgreifen, ansonsten könnte es eng werden für den Christdemokraten – und erstmals eine parteilose Kandidatin als Chefin ins Rathaus ziehen.

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