Extertal-Linderhofe. Mitten in der früheren Grafschaft Sternberg liegt die Höhenburg, die als Wahrzeichen von Extertal viele Jahrhunderte überdauert hat. Als Musikburg ist sie eines der Aushängeschilder des Landesverbandes Lippe, in dessen Besitz sie ist.
über das Schloss Varenholz.
Lage: Serpentinenreich geht es vom Begatal hinauf. Wenn im Winter im Tal nur ein paar Flocken auf dem Asphalt liegen, hüllt sich der Wald rund um die Burg oft in weiße Pracht. Die alten Mauern leuchten im Schnee ebenso ehrfurchtgebietend, wie sie im Sommer durch reichlich grün in Szene gesetzt wird. Baulich setzt sich die Burg Sternberg in ihrer Schlichtheit stark von den vier anderen großen Adelssitzen in Nordlippe ab, die in der Opulenz der Weserrennaissance glänzen. Mit ihrer Lage auf 315 Höhenmetern bietet sie schöne Ausblicke in das Begatal. Wer das Gebiet erkunden möchte, folgt einfach dem "Kleinen Sternberger Rundweg", der vom Wanderparkplatz in Linderhofe auf einer Strecke von 4,3 Kilometern um die Burg führt.

Historie: Die ältesten Teile der Ringmauer reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Bereits um das Jahr 1100 sollen die ersten Arbeiten für die Burganlage erfolgt sein. In diesem Zeitraum soll auch der Brunnen angelegt worden sein - um die Arbeiter mit Wasser versorgen zu können.
Um 1240 gründete Heinrich III. von Schwalenberg die Grafschaft Sternberg. Zu ihr gehörten unter anderem Teile der heutigen Kommunen Extertal, Dörentrup und Barntrup. Während der folgenden Jahrhunderte gab es mehrere Besitzerwechsel, während derer die Burg ausgebaut und verändert wurde. Vom späten 19. Jahrhundert an bis 1919 wurde die Anlage als Fürstliche Oberförsterei genutzt. Danach fiel sie mit der Enteignung des Adels in die Hände des Landes Lippe. Eine kleine Jugendherberge wurde in der Unterburg eingerichtet. Ab 1935 wurde die Burg als Schulungsgsstätte genutzt, später auch als "Bräuteschule" der SS.
1944 bekam Peter Harlan das Kommando über die Burg Sternberg. Entgegen seiner Befehle bewahrte er das steinerne Wahrzeichen vor dem Verbrennen und überließ es den einmarschierenden Alliierten, so eine oft erzählte Episode. Nach dem Krieg blieb Harlan auf der Burg. Dort beschäftigte er sich mit der Restauration und dem Neubau von Musik-Instrumenten.
Der untere Teil der Burg wurde seit 1949 als Kreisjugendheim genutzt. Daraus ergab sich bald eine Zusammenarbeit mit Harlan - er gründete in der Oberburg eine Musikschulungsstätte. Anfang der 2000er Jahre wurden umfangreiche Bau- und Renovierungsarbeiten vorgenommen. Der Denkmalschutz spielte dabei eine besondere Rolle.

Heute: Sternberg ist bis heute Musikburg. Mit dem "Klingenden Museum", das sich im ersten Stock der Burganlage befindet, wird den Arbeiten Harlans Respekt gezollt. Eine Instrumentenwerkstatt gibt es dort ebenfalls noch. Zu regelmäßigen Workshops für Klein und Groß im Instrumentenbau kommt ein mannigfaltiges Programm. "Ein außergewöhnliches Angebot haben wir im Bereich Carving", sagt Frank Jendreck von der Kulturagentur des Landesverbands. Die zweitägigen Workshops finden mehrmals im Jahr statt und sind immer gut besucht. Die Teilnehmer lernen dabei, mit Motorsägen kunstvolle Figuren aus Holz zu schnitzen. "In dieser Atmosphäre ist das einzigartig", sagt Jendreck. Ein weiterer Höhepunkt ist das jährlich stattfindende Gothic-Festival, das am 2. und 3. September zum fünften Mal ausgetragen wird. Weitere Konzerte finden in den Sälen und im Burghof statt.
Während der Landesverband nach weiteren zugkräftigen Konzepten für die Zukunft der Burg sucht, können in der Burgherberge Zimmer für Gruppen und Einzelpersonen gemietet werden. Auch Hochzeitspaare können die Burg nutzen. Das klingende Museum ist an Samstag- und Sonntagnachmittagen geöffnet. Und das Barntruper Kinderdorf bietet Speisen und Getränke im Burgcafé. Die Öffnungszeiten sind unter www.burg-sternberg.de nachzulesen.

Brunnengeist schützt klares Quellwasser
Till Harlan, Sohn von Peter Harlan, hat sich zu seiner Zeit auf der Burg einen besonderen Trick einfallen lassen, um die in der Jugendherberge residierenden Kinder davon abzuhalten, Unrat in den Burgbrunnen zu werfen. So entstand die Geschichte um den Brunnengeist Sylvia. Mit einer Flöte, die im Wasser positioniert wurde, und einem Seil erzeugte Harlan pfeifende Geräusche, die Sylvias Existenz untermalen sollten. Bis heute hängt dort ein Schild, das Besucher ermahnt "keine Körper einzuwerfen" und nicht zu spucken.
"Der Brunnen hat einen Durchmesser von vier Metern und eine Tiefe von 40 bis 50 Metern, je nach Wasserstand", erklärt Finn-Mika Grote. Der 17-Jährige hat gerade sein Bundesfreiwilligenjahr auf der Burg Sternberg absolviert. Noch bis 1952 wurde der Brunnen aktiv genutzt - unterstützend zu der bereits 1935 installierten Wasserversorgung. In den 1930er Jahren rückte der Brunnen auf der Burg in das Interesse der Öffentlichkeit. Bei einem schweren Unglück riss die Kette, die die Eimer in die Tiefe transportierte. Damit waren die Bewohner ohne Wasserversorgung zurückgelassen.