Extertal-Silixen. Eine (schriftlich) belegte 750 Jahre währende Dorfgeschichte und ein 750 Meter langer Festumzug: Das war nur einer der symbolträchtigen Bezüge zwischen Historie und Jetztzeit, den die Silixer in ihr großes Dorfgemeinschafts- und -Jubiläumsfest „verbaut" hatten.
Und beim Mega-Umzug am Sonntag schien wirklich alles zusammenzukommen, was Silixen zu bieten hat und was das Dorf in Lippes hohem Norden an der Grenze zu Niedersachsen lebens- und liebenswert macht.
Insgesamt ist es die Mischung, die das Gesamtbild dessen ergibt, warum Silixen so besonders für seine Menschen ist – dies drückte der Festumzug aus. Vorab sei gesagt: Das Wetter ist in aller Regel kein optimale Aufhänger für Zeitungsgeschichten. Aber im Falle Silixen passt sogar dieser Aufhänger.
Denn besser temperiert und vor allem trockener hätte es wirklich nicht sein können, als sich die in allen Farben schillernde Karawane in Bewegung setzte, in die die Silixer überreichlich originelle Ideen und viel Zeit investiert hatten.
Und es schien, dass sie die Empfehlung vom Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft, Willi K. Schirrmacher befolgt hatten. Hatte dieser ihnen doch nach der Jubiläums-Feierstunde am Dienstag geraten, via Internet die Wettervorhersage mit der günstigsten Prognose zu verfolgen. „Ihr müsst nicht bei Wetter.XX gucken, sondern bei Wetter.XY, da ist es besser." So einfach geht das in Silixen.
Wie ein Geschichts-Panorama entfaltete der Zug nach dem Start an der Bauernstelle im Ortszentrum Bilder dessen, was Silixen in 750 Jahren hervorgebracht und geprägt hat. Dass dabei nicht immer alles hundertprozentig zueinander passen muss, schien durchaus gewollt, erwünscht und dem Gesamtbild eher zuträglich.
Und wo sieht man schon Bier trinkende (Dorf)-Indianer in Kriegsbemalung und mit Federkopfputz einträchtig neben mit Kilt bekleideten und Dudelsack spielenden Highland-Schotten-Kerlen marschieren? Oder wer kann sich vorstellen, dass zu mittelalterlichen Ritterszeiten Treckergespanne unter Burgmauern mit Bier ausschenkenden Burgfräuleins auf den Zinnen vorbei zuckeln?
In Silixen ist (fast) alles märchenhaft möglich, drückten mit anderen vor allem die Schauspieler vom Freizeittheater mit ihrem Themenwagen und Märchenfiguren an Bord aus. Wo sich so unterschiedliche Charaktere wie Rotkäppchen oder der Froschkönig harmonisch ergänzen, sollte das doch auch für reale Menschen des 21. Jahrhunderts kein Problem sein.
Die Silixer Einwohner, Nachbarschaften, Vereine, Gruppen, Chöre, die Kirchengemeinde, die Schule die Kindertagesstätte Arche und die vielen anderen, die hier nicht alle lückenlos aufgezählt werden können – sie schienen sämtlich zeigen zu wollen: Silixen ist lebenswert und will gemeinschaftlich die Zukunft gestalten. Und zuguterletzt: Die Silixer wissen anscheinend, dass sich Geschichte zu wiederholen scheint.
Wohl darum wartete eine große Zuschauermenge an der Bauernstelle, bis der Umzug nach der Kehre im Ort zwangsläufig zum Startpunkt an der Bauernstelle zurückkehren musste, um die östlichen Straßen des Dorfes anzusteuern. Denn so viele Straßen, dass sie für einen 750 Meter langen Jubiläumsfeier-Treck und eine zuschauende komplette Ortsbevölkerung reichten, hat Silixen trotz seiner 750-jährigen Geschichte noch nicht hervor gebracht.