Extertal-Almena. Internet und Telefon – das ist in Almena zurzeit ein vertracktes Thema. Wegen der Umstellung aufs Telefonieren via Internet kündigt die Telekom in dem Extertaler Ortsteil derzeit viele Verträge mit den Kunden. Das schafft Verwirrung bei den Kunden in dem Dorf, in dem nicht die Telekom, sondern die Firma Sewikom die Breitbandkabel fürs Internet verlegen wird. Solche Probleme wie Apotheker Rolf Sandmann haben in Almena und Umgebung derzeit viele: Seine Apotheke kann zurzeit zwar angerufen werden, aber nicht raustelefonieren oder faxen. „Das ist ein riesengroßes Problem", sagt Sandmann. Die Telekom habe der Apotheke den Vertrag fürs Festnetz wegen der Umstellung auf Internettelefonie gekündigt – „und sie kann uns keinen anderen Vertrag zur Verfügung stellen", kritisiert der Apotheker. Die Apotheke wechselt nun zum Anbieter Sewikom. Der, sagt Sandmann, könne in Almena auch Internetgeschwindigkeiten von mehr als 16 Mbit übers Festnetz anbieten, während das Festnetz-Tempo bei der Telekom bei weniger als einem Mbit liege – quälend langsam.Das Problem liegt darin, dass die Apotheke ihre bisherige Festnetz-Telefonnummer natürlich zum neuen Anbieter mitnehmen will. Und nach Sandmanns Angaben dauert diese sogenannte Portierung mehrere Wochen. „Für diese Zeit hat die Telekom uns eine Notschaltung eingerichtet. So lange sind wir nur von außen erreichbar." Wollen Sandmann oder Mitarbeiter einen Kunden oder Lieferanten anrufen, müssen sie das Handy nehmen. Normale Telefongespräche laufen bald übers Internet Den Sachverhalt bestätigt George McKinney von der Telekom-Pressestelle. „Das Telefonnetz, wie Sie und ich es kennen, wird demnächst abgeschaltet." Dann laufen auch normale Telefongespräche übers Internet – dafür steht die Abkürzung VoIP (Voiceover IP – Sprache übers Internetprotokoll). Die Telekom stelle bundesweit 70.000 Anschlüsse pro Woche um, eben auch in Almena. Und dann könne es vorkommen, dass die vorhandenen alten Leitungen vor Ort nur noch für VoIP reichen – und für zusätzliches Internet keine Kapazitäten mehr haben. Die Telekom muss dann laut McKinney Kunden mit Verträgen für Telefon und Internet kündigen, weil sie beides nicht mehr anbieten kann. Oder eben nur noch Internet im Schneckentempo von weniger als einem Mbit pro Sekunde. Der Telekom-Sprecher betont aber, das Unternehmen biete seinen Kunden in solchen Fällen Lösungen an – „zur Not auch den nackten Telefonanschluss". Eine dieser „Krücken" sei die Lösung, mit der Apotheker Sandmann zurzeit leben muss. Könnte die Telekom nicht nicht Netzkapazitäten bei ihrem Konkurrenten Sewikom buchen, um ihren Kunden nicht reihenweise Kündigungen zu schicken? Der Sprecher sagte zu dieser Frage, das sei „nicht geplant". Die Anbieter-Thematik sei derzeit „nicht zufriedenstellend", sagt Ulrike Frevert vom gleichnamigen Almenaer Fachgeschäft (siehe Kasten). Auch wer bei der Telekom ist und auf Internet über LTE setzt, hat häufiger Probleme. „Auf dem Almenaer Berg steht zwar ein LTE-Funkmast, aber der ist oft überlastet", weiß Ulrike Frevert. Die Geschwindigkeit gehe dann in die Knie. Dessen ungeachtet haben nach LZ-Informationen Telekom-Mitarbeiter mehreren Almenaern neue LTE-Verträge verkauft. Verbindung bricht nach ein paar Sekunden ab Doch auch nach der Portierung der Nummer kann Apotheker Rolf Sandmann noch immer nicht telefonieren: Es lasse sich keine stabile Verbindung aufbauen. „Der Anschluss ist für ein paar Sekunden online und bricht dann ab", sagt Sandmann. Somit sei die Apotheke zur Zeit ohne jeglichen Anschluss, alle Gespräche gehen auf sein Handy . „Ich hoffe, dass dies nicht mehr lange so anhält." Dass es in Sachen Telefon und Internet zurzeit viel Verwirrung in Almena und umliegenden Ortsteilen wie Meierberg, Laßbruch und Göstrup gibt, weiß Ulrike Frevert vom Almenaer Fachgeschäft EP Frevert. Sie betreut zahlreiche Kunden in den Ortsteilen und sagt: Die Probleme der Apotheke sind längst kein Einzelfall. „Wenn Kunden verspätet auf die Kündigungsschreiben der Telekom reagieren, werden sie zum angekündigten Termin abgeschaltet. Auch wenn ein Anbieterwechsel angestrebt wird." Viele Kunden würden wegen des höheren Internettempos zur Sewikom wechseln. Weil es mit der Kommunikation zwischen den beiden Unternehmen aber holprig laufe, sei der Wechsel oftmals mit formellen und technischen Problemen verbunden. Die Mitnahme der Telefonnummer von einem Anbieter zum anderen dauere etwa drei Wochen. Beratung sei in jedem Einzelfall sinnvoll. Zumal auch die Internetgeschwindigkeit von Anschluss zu Anschluss variieren könne. Wichtig sei in jedem Fall, dass die Kunden wegen der Umstellung auf IP-Telefonie aktiv würden.