Papierladen Noth in Bösingfeld schließt Ende Januar

Extertal-Bösingfeld. Nach fast 98 Jahren schließt Ende Januar der &bdquo;Papierladen Noth“ in der Mittelstraße 25 in Bösingfeld. Inhaberin Maria Noth sieht es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Endlich Zeit zum Reisen und genussvollen Lesen zu haben – das freut die aus Ulm stammende, gebürtige Schwäbin. Bislang keinen Nachfolger für den Papierladen gefunden zu haben, schmerzt hingegen.

Momentan können die Kunden im Papierladen noch echte Schnäppchen machen, denn das gesamte Warensortiment wurde im Preis reduziert. &bdquo;Das ist ein Dankeschön an unsere langjährigen treuen, großen und kleinen Kunden“, erklärt Maria Noth, die im &bdquo;Backoffice“ von ihrem Ehemann Heiner unterstützt wurde.

Die &bdquo;Papierkönigin" von Bösingfeld Eröffnet wurde der Papierladen mit anhängender Druckerei im Jahr 1925 von Lina und Franz Mitzkewitz. Bei ihm ging der Vater von Heiner Noth in die Lehre als Buchdrucker. Nach dem plötzlichen Tod des Firmengründers übernahm er die Druckerei. Die junge Witwe Lina kümmerte sich um den zur Mittelstraße hin gelegenen Papierladen. &bdquo;Oma Mitzkewitz“, wie sie von Familie Noth stets liebevoll genannt wurde, war in Bösingfeld als &bdquo;Papierkönigin“ bekannt. Neben Schreibwaren und Bürobedarf gab es ein breites &bdquo;Klödker-Sortiment“, erinnert sich Heiner Noth lachend. Vom Ölgemälde über Toilettenpapier bis hin zum Blumendraht enthielt es alles, was auf dem Land so gebraucht wurde.

Heiner Noth besuchte derweil die Meisterschule für Buchdruck in Biberach, wo er seine spätere Frau Maria kennenlernte, die im selben Ort eine Schule für Pharmazeutisch Technische Assistenten absolvierte. 1976 zog das Paar nach Extertal – &bdquo;und es hat mir hier gleich gut gefallen“, strahlt Maria Noth. Denn bereits am ersten Tag habe sie den Nachbarn gesehen, wie er den Bürgersteig kehrte. &bdquo;Kehrwoche müssen Sie wissen – das ist allen Schwaben ein Begriff“, scherzt Maria Noth.

&bdquo;Entweder du machst es richtig oder gar nicht" Im Jahr 1980 wollte &bdquo;Oma Mitzkewitz“ mit rund achtzig Jahren schließlich im Laden kürzertreten. Es lag nahe, dass Heiner und Maria Noth das Geschäft übernahmen. Sie bauten den Laden um und zum 29. Juli 1980 meldeten sie offiziell das Gewerbe &bdquo;Einzelhandel mit Büchern und Schreibwaren“ an. &bdquo;Einige Bücher standen schon in den Regalen“, erinnert sich Maria Noth.

Als begeisterte Leserin wollte sie das Sortiment erweitern, engagierte einen renommierten Ladenbauer, der sich auf die Einrichtung von Buch- und Schreibwaren-Geschäften spezialisiert hatte. &bdquo;Der sagte mir: entweder du machst es richtig oder gar nicht“, wiederholt Maria Noth seine Worte, die für sie bedeuteten: eine 6 Tage-Woche, der Besuch von zahlreichen Fachmessen und so ganz nebenbei die Führung eines 4 Personen-Haushaltes mit Beaufsichtigung der beiden Kinder Christine und Ulrich. Das bewältigte Maria Noth überwiegend allein, denn die Druckerei, die ihr Mann bis zum Verkauf des Geschäftes führte, war bereits von dessen Vater im Jahr 1952 vergrößert und nach Rinteln-Exten verlegt worden.

Garten der Familie weicht dem Anbau Wachsen und gedeihen sollte auch der Papierladen. Im Jahr 1997 wurde angebaut und der Garten der Familie dafür geopfert. Während des Umbaus lief das Geschäft weiter. &bdquo;Wir hatten Glück, dass wir in ein fußläufig erreichbares Ladenlokal neben dem kleinen Café in der Nordstraße ausweichen konnten“, sagt Maria Noth.

In ihrem Papierladen pflegte Maria Noth stets ein großes Sortiment, das auf drei Pfeilern ruhte: Bücher, Schreibwaren und Geschenkartikel. Sie habe sich gar nicht für ein Lieblings-Fachgebiet entscheiden können, sagt sie heute: &bdquo;Ich konnte mich für alles begeistern“. Fachkundige Beratung, Kreativität und die stets stilvolle Verpackung der bei ihr gekauften Geschenke haben die Geschäftsinhaberin ausgezeichnet.

Das Geheimnis des Geschäftserfolgs Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, habe sie durchschnittlich zwei Bücher pro Woche gelesen und viele im Schnellverfahren durchgearbeitet. Der Besuch von Messen, das Aufgreifen von Trends – Maria Noth sieht das Geheimnis ihres Geschäftserfolgs im Spaß an der Arbeit. Aber nach 42 Jahren Geschäftstätigkeit mit einem stets guten Team an ihrer Seite – auch, wenn dieses weinende Auge da ist – soll nun Schluss sein. Es habe schon mehrere ernsthafte Interessenten an einer Geschäftsweiterführung gegeben, doch alle hätten abgesagt.

Für Heiner Noth, der bereits einige Zeit im Ruhestand ist, und für Maria Noth beginnt jetzt eine Zeit, in der sie vor allem eines machen wollen: &bdquo;nichts“, erwidert er schmunzelnd. Ganz richtig ist das selbstverständlich nicht, denn das erste Urlaubsziel steht bereits fest – und die Bücherstapel auf dem Wohnzimmertisch wollen schließlich auch abgearbeitet werden.

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