Extertal-Meierberg. 240 Meter über Null liegt Meierberg auf einem Höhenzug des Weserberglandes östlich des Flusses Exter. Vor mehr als sechs Jahrzehnten wurde Heinrich Steinmeier hier geboren. Heute ist der Rentner im Drömschen einer, der sich gern mit der Geschichte des Extertaler Ortsteils beschäftigt. In seinem Büro liegen viele Schwarz-Weiß-Bilder - und eine Chronik hat er immer zur Hand. Wenn sich einer in Meierberg auskennt, dann also Steinmeier. „Bürgersteige müssen wir nicht hochklappen, wir haben keine“, stellt er einfach mal fest. Drei Vereine prägen und kümmern sich: die Dorfgemeinschaft, der Männergesangverein Frohsinn und der TV Germania. Steinmeier ist natürlich überall Mitglied. Mit dieser Einstellung für die Entwicklung des dörflichen Lebens ist er nicht alleine. „Da könnte ich Ihnen noch ein paar Namen nennen. Das ist nicht so ungewöhnlich bei uns im Ort“, sagt der studierte Elektrotechniker, der übrigens nebenbei auch stellvertretender Vorsitzender im Männergesangverein ist. Der Erhalt der Vereinsstruktur ist für ihn von Bedeutung. Beim MGV habe man beispielsweise mal eine Talfahrt stoppen können und sei von zehn verbliebenen Sängern wieder auf 18 geklettert. Teilweise kommen die aus Goldbeck, das ist bekanntlich schon Niedersachsen. Kapelle und Toilette schweißen ein Dorf zusammen Natürlich kann ein Dorf mit rund 430 Einwohnern nicht der Nabel der Welt sein: Kindergarten, Grundschule oder Ärzte sucht man vergebens. Nach Rinteln sind es elf Kilometer, nach Bösingfeld nur fünf. Busverbindungen? „Sie können den Schulbus nehmen, eine Linie fährt hier nicht“, erklärt Steinmeier. Richtig vorangegangen sei es mit der Gemeinschaft damals beim Erhalt der Friedhofskapelle. Mindestens genauso gut habe der Bau einer Toiletten-Anlage auf dem Sportplatz funktioniert. Beides, so Steinmeier, wären Aktionen gewesen, die das Dorf noch einmal „zusammen geschweißt hätten“. Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Steinmeier weiß also, dass beispielsweise die Entwicklung der Ferienwohnungen oder Pensionen und somit ein Arm der Tourismusbranche nur in eine Richtung drehte: abwärts. „Wir hatten hier in Meierberg mal viele Pensionen, vor allem in den 70er-Jahren - mindestens fünf. Davon ist nicht mehr viel übrig.“ Andererseits hat sich das Dorfgemeinschaftshaus gut entwickelt: unter der Woche wird Tischtennis, Billard und Darts gespielt, zudem gibt es Interessierte an Zumba oder Line-Dance und freitags singt der MGV Frohsinn. Der Mittelpunkt sei folgerichtig die Wiemke mit dem 101 Jahre alten Glockenturm als Wahrzeichen. Der Buschhof (Campingplatz mit Gastronomie) und der Sportplatz sind in der Nähe. Harte Winter und schwindende Landwirtschaft Verraten Anekdoten noch etwas über die Lebenswirklichkeit in Meierberg? Dort „oben“ auf der Extertaler Bergkette Steinmeier: „Wenn Sie mich so fragen, dann erinnere ich mich an den Eisregen 1987. Damals hing so viel Eis an den Stromleitungen, dass in Meierberg viele abrissen. Da funktionierte über mehrere Tage nicht mal mehr eine Melkmaschine. Die Schneemengen 1978/79 bei Windstärke 10 waren auch „nicht ohne“. Womit Steinmeier nebenbei einfällt, dass die Veränderungen in der Landwirtschaft bei ihm im Dorf sichtbar wurden. „Früher gab es bei uns mehr Landwirte, die Milchvieh auf der Weide hatten. Heute sind nur noch zwei Milchbauern, ein Pferdezüchter und ein Reithallenbetreiber übrig. Einen Kfz-Meister, einen Landschaftsbauer und einen Tischler haben wir noch im Dorf.“ 2020 haben Friedel und Christel Hanning den „Treffpunkt“ geschlossen; da war das Kapitel „Gastronomie“ auch in Meierberg zu Ende erzählt. Legendenstatus habe, so Steinmeier, die „Waldesruh“ im Siek gehabt. Aber nur bis in die 80er-Jahre. Meierberg musste also mit ähnlichen Entwicklungen leben wie die Nachbardörfer Bremke oder Rott: Vieles wurde weniger, das wenige hält man auf dem Dorf zusammen.