LZ-Wahlmobil zu Gast in Extertal: Bürgermeister-Kandidaten stehen Rede und Antwort

Extertal. Das Interesse war groß: Rund 100 Zuhörer sind am Freitagvormittag zum Wahlmobil der LZ auf den Marktplatz nach Bösingfeld gekommen. Die Bürgermeisterkandidaten Josephine Dreier (SPD), Ralf Klemme (Zukunft Extertal) , Christian Sauter (FDP) und Jirka Möller (AfD) stellten sich den Fragen von LZ-Redakteurin Lorraine Brinkmann und beantworteten Fragen aus dem Publikum. Vor allem bei den Themen Digitalisierung und einer möglichen Großgemeinde Nordlippe gehen die Meinungen auseinander.

Zu Beginn durfte jeder Kandidat und die Kandidatin sagen, warum er oder sie Bürgermeister beziehungsweise Bürgermeisterin werden möchte. Dreier sagte: &bdquo;Ich möchte nicht nur zusehen und darüber meckern, sondern mitgestalten. Und ich möchte, dass Entscheidungen nicht über die Köpfe der Bürger hinweg getroffen werden.“ &bdquo;Ich will Extertal voranbringen, für solide Finanzen sorgen und das Ehrenamt stärken“, sagte Sauter.

Klemme meinte: &bdquo;Hier müsste eigentlich Frank Meier stehen.“ Er wolle dessen Arbeit fortsetzen. &bdquo;Seit wir dabei sind, hat sich der Politikstil in Extertal verändert.“ Möller sagte: &bdquo;Es ist eine riesige Sauerei, was bei Corona passiert ist. Das hat etwas in mir bewegt und ich bin aufgewacht. Bei der Migration in Schulen und Kitas muss etwas getan werden.“ Wegen des AfD-Kandidaten kam das &bdquo; Bündnis für Demokratie und Toleranz“ und drehte sich mit seinen Regenbogen-Shirts bei jeder Aussage von Möller demonstrativ weg.

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Bürgerbeteiligung Immer wieder gab es in Extertal den Vorwurf, die Bürger seien nicht eingebunden worden. Das bestätigte Sauter. Darum sei sein Ansatz, zu den Menschen zu gehen und sie zu informieren. Zum Beispiel bei Straßenbauprojekten Anliegerversammlungen abzuhalten. Außerdem erinnerte er an den FDP-Antrag für einen Bürgerhaushalt, der im vergangenen Jahr jedoch erneut abgelehnt wurde.

Klemme sagte, es habe Chancen gegeben, sich in verschiedenen Bereichen einzubringen. &bdquo;Aber die Kommunikation ist stark verbesserungswürdig. Wir müssen mehr Transparenz schaffen.“ Gleichzeitig forderte er die Zuhörer auf: &bdquo;Lassen Sie uns miteinander statt übereinander sprechen.“ Dreier appellierte an alle, Politik aktiv mitzugestalten. Möller möchte jede Woche eine Bürgersprechstunde durchführen und mit den Bürgern nicht nur im Rathaus, sondern auch auf Veranstaltungen darüber ins Gespräch kommen, wo der Schuh drückt.

Wohnraum In Sachen Wohnraum setzt Dreier auf Mehrgenerationenhäuser, in einem solchen lebe sie selbst. Um solche Projekte zu realisieren, sollten Fördermittel genutzt werden. &bdquo;Oder Investoren müssen einsteigen“, ergänzte Möller. Klemme verwies auf das geplatzte Projekt an der Pestalozzischule. Das Konzept halte er aber für richtig. Sauter schlug vor, Geschäftsleerstände und Wohnraumsuche zu kombinieren. &bdquo;Bei der Umnutzung ist die Verwaltung gefragt und gefordert, Planungsverfahren zu vereinfachen.“ Auch eine gute Verkehrsanbindung gehöre für ihn dazu, damit Bürger in Extertal leben wollen. In Sachen Leerstand möchte auch Klemme auf den vergangenen fünf Jahren aufbauen und weitere Gebäude ertüchtigen. Dreier hofft dabei auf Investoren.

Wirtschaft &bdquo;Wer hier arbeitet, möchte auch hier wohnen und umgekehrt“, sagte Sauter, &bdquo;Dafür müssen wir aber auch Flächen zur Verfügung stellen. Dazu braucht es eine ordentliche Wirtschaftsförderung.“ Außerdem setzt er, genauso wie Klemme, auf das gemeinsame Gewerbegebiet mit Barntrup und Dörentrup. Dreier meinte: &bdquo;Wir brauchen keine Steine, die denen in den Weg gelegt werden, die sich selbstständig machen wollen.“ Und Möller fand: &bdquo;Wir müssen die Energiekosten in den Griff kriegen.“

Klimaschutz Für Möller sei Klimaschutz eine Aufgabe auf Bundesebene, er hingegen sei ein &bdquo;Verfechter des Umweltschutzes“. Klemme meint, in diesem Bereich sollte noch stärker mit den nordlippischen Nachbarkommunen zusammengearbeitet werden. Er verwies außerdem darauf, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren etliche eigene Gebäude energetisch nachgerüstet habe. Sauter hingegen fand, &bdquo;man hätte in der Vergangenheit mehr tun können“. &bdquo;Denn wer Energie spart und eine gute Heizung hat, der spart auch Kosten und leistet einen Beitrag für die Umwelt“, so Sauter.

Dreier halte auch ein besseres Radwegenetz für einen wichtigen Beitrag. &bdquo;Damit mehr Bürger aufs Rad umsteigen und so CO2 sparen.“ Klemme schlug dafür die Gründung eines Kompetenzteams vor. Abgesehen davon würden solche Vorhaben oftmals an den Eigentümern scheitern, die ihre Grundstücke nicht hergeben wollen. Er setze daher in Zukunft auch auf die Monocabs .

Digitalisierung In Sachen Digitalisierung sieht Möller die Gemeinde bereits &bdquo;sehr gut aufgestellt“. Dem widersprachen Dreier und Klemme. Dreier: &bdquo;Es gibt noch Luft nach oben. Ich bin ein Freund von Homeoffice. Das muss möglich sein, aber dafür braucht es den flächendeckenden Breitbandausbau.“ Klemme meinte: &bdquo;Wir müssen die demografische Entwicklung im Hinblick auf unser Personal betrachten.“ Wenn Arbeitsabläufe digitalisiert seien, könnten interkommunale Kooperationen verstärkt werden. Auch Sauter setzt auf Vernetzung und stellte die Digitalisierung auf seiner Prioritätenliste ganz nach oben.

Großgemeinde Im Anschluss stellten auch die Bürger Fragen, eine bezog sich auf eine mögliche Großgemeinde Nordlippe. Bis auf Sauter waren alle dafür. Der 45-Jährige meinte: &bdquo;Extertal muss als eigenständige Kommune weiter existieren können.“ Das sei eine Frage der Identität. Kooperationen wolle er dennoch vorantreiben.

Finanzen Eine Bürgerin fragte, wo die Gemeinde sparen könne? Möller entgegnete: &bdquo;Wenn wir eine größere Bevölkerung haben, dann kommt auch mehr Geld rein.“ Klemme wolle sich weiter gegen die steigende Kreis- und Jugendamtsumlage wehren. Kürzungen bei der Musikschule schloss er aus. Dreier möchte nicht bei Schülern und Senioren sparen. &bdquo; Schulen müssen beispielsweise gereinigt werden . Das Rathaus muss hingegen nicht alle fünf Jahre neu gestrichen werden“, sagte sie.

Sauter wolle bei der Organisation der Pflichtaufgaben durch Kooperationen sparen, aber auf keinen Fall beim Ehrenamt. Außerdem sagte er: &bdquo;Auch Fördergeld ist Steuergeld, mit dem man sorgsam umgehen muss.“

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