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Horn-Bad Meinberg

Das Schicksal der Turmschule ist besiegelt

Die letzten Förderschüler verlassen den Standort an der Leopoldstaler Straße zum Ende des Schuljahres

Horn-Bad Meinberg. Nun ist es also amtlich: Die Turmschule in Horn wird zum Ende dieses Schuljahres geschlossen. Der Rat stimmte der Auflösung des Schulbetriebes auf dringende Empfehlung der Bezirksregierung Detmold bei 21 Ja-, 9 Neinstimmen und 2 Enthaltungen zu.

Grund ist der dramatische Abbau der Schülerzahlen. Im laufenden Schuljahr besuchen nach Angaben der Verwaltung noch 22 Schüler die Förderschule an der Leopoldstaler Straße in Horn. Nicole Bicker (CDU): „Nach dem Vorbild unseres ehemaligen Bürgermeisters Eberhard Block, der sich in diesem Fall zivilen Ungehorsam auf die Fahne geschrieben hatte, wollen wir heute ebenfalls ein Zeichen setzen. Wir stimmen deshalb gegen die Auflösung der Schule.“

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Alternativlos

Ab Herbst 2014 sollten sich die Schulträger um die Zukunft von Förderschulen Gedanken machen. Die Bezirksregierung hatte deshalb seinerzeit auch die Stadt Horn-Bad Meinberg angeschrieben. „Bislang haben wir aber keine Antwort der Stadt bekommen“, bedauert Schulrat Heinrich Kessen das Schweigen. „Die Stadt muss aber die Turmschule schließen. Sonst hätte sie eine Schule ohne Schüler. Das wäre ein Schuss ins Knie“ , unterstreicht Kessen.

Natürlich wisse auch die CDU, dass die Schule nicht mehr lebensfähig sei, ergänzte Fraktionsvorsitzender Alexander Martin. „Fakt ist allerdings auch, dass die Kommunen von der Landesregierung ein Stück weit genötigt und vor vollendete Tatsachen gestellt worden sind.“

Wen wolle man mit der ablehnenden Haltung treffen, fragte der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Ralf Leßmann in Richtung CDU. „Hier geht es doch um eine Entscheidung vor Ort. Hinter den Kulissen haben sich alle um jedes einzelne Kind bemüht. Im Interesse der Schüler und deren Eltern wäre es nötig, dem Aus der Schule zuzustimmen.“

Horn-Bad Meinberg sei eine der wenigen Kommunen, die sich so für ihre Schule einsetzen, betonte Beigeordneter Matthias Engel. „Dieses Signal ist auch in Düsseldorf angekommen. „Mit dann nur noch 16 Schülern wäre im neuen Schuljahr der Anspruch von Schule nicht mehr aufrechtzuerhalten.“ Die Kinder werden auf sonderpädagogische Einrichtungen unter anderem in Blomberg und Detmold verteilt. Eine Kommune entscheide über Schulgründungen, aber auch über Schulschließungen, merkte Sascha Beine (SPD) an. Daran führe deshalb kein Weg vorbei.

Auch für Stefan Ippig (Grüne) steht fest, dass die Schule ohnehin geschlossen werde. „Deshalb sollten wir damit aufhören, nach Gründen zu suchen.“ Von einem fatalen Fehler der Landesregierung sprach Bürgermeister Stefan Rother. „Wir hatten hier eine sehr gut funktionierende Struktur. Die ist nun zerschlagen. Es gibt nach wie vor genug Kinder, die nicht inklusionsfähig sind. Ich schließe mich aber schweren Herzens der Schließung an. Gleichzeitig glaube ich, dass wir die Schule missen werden.“

Margarete Jegust-Heldermann (Bürger-Bündnis): „Wir alle haben den Zeitpunkt verpasst, uns dem Votum der Bezirksregierung zu stellen.“ Nun muss sich die Stadt als Schulträger Gedanken um eine Nachnutzung der Schule machen.

Kommentar: Die Schwächsten baden es aus

von Manfred Brinkmeier
Symbolträchtig steht die Uhr an der Turmschule bereits still. Sie nimmt damit quasi das Aus der Förderschule schon jetzt vorweg. Damit geht im Sommer also ein trauriges Kapitel zu Ende.

2009 erst wurde ein teurer Anbau fertiggestellt. Seitdem wehrt sich die Stadt mit Händen und Füßen dagegen, den Schlüssel umdrehen zu müssen. Es ist fatal, was die SPD-geführte Landesregierung da ins Rollen gebracht hat. Nicht alle Förderschüler sind für die Inklusion an weiterführenden Schulen geeignet – UN-Menschenrechtskonvention hin oder her.

Ausbaden müssen dies wieder einmal die Schwächsten in der Gesellschaft. Den Förderschülern, die nicht für die Inklusion geeignet sind, wird ab Sommer eine längere Anfahrt zu einer anderen Förderschule zugemutet.

mbrinkmeier@lz.de

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