Horn-Bad Meinberg/Belle. Bei einem Wettbewerb Erster zu sein - danach streben viele. Wer aber will schon bei der Besiedlung eines großen Industrieparks der Erste sein? Dr. Jens Hofele waren diese Bedenken egal. Er ist vor einem Jahr mit seiner Firma Velosit als erster Unternehmer in den Industriepark Lippe gegangen und hat diesen Schritt nicht bereut.
"Natürlich war es am Anfang schon komisch. Als wir kamen, war nämlich noch nicht mal eine Straße da. Graureiher, Hase und Rotmilan haben sich hier gute Nacht gesagt. Inzwischen ist ja auch eine zweite Firma vor Ort. Aber es wäre schon schön, wenn es noch ein paar mehr Nachbarn gäbe", sagt Hofele.
Für alle Firmenbosse, die zurzeit noch über eine Ansiedlung auf dem großen Areal an der B 239 zwischen Belle und Wöbbel nachdenken, hat Dr. Hofele nur gute Nachrichten parat. "Die Verkehrsanbindung ist sehr gut. Hinzu kommt ein ausgezeichnet vorbereitetes Bauland. Zudem ist die Kommune sehr bemüht. Sehr hilfreich war für mich auch das Regionale Wirtschaftsförderungs-Programm, mit dem die Schaffung von Arbeitsplätzen in strukturschwachen Gebieten unterstützt wird."

Optimal sei auch die räumliche Trennung von den Wohnhäusern in Belle zur Industrieansiedlung. "In Detmold wäre so etwas gar nicht möglich. Da gäbe es gleich einen Konflikt. Wenn ich dort auf der Terrasse sitze, fände ich Industrie in meiner Nachbarschaft auch nicht so toll."
Der 48-Jährige hat mit seiner Firma Velosit bei Null angefangen. Gestartet ist der Unternehmer zunächst mit einem Büro in Heiligenkirchen. "Dort habe ich die Produkt- und Anlagenplanung betrieben. Dazu hatte ich mir eine Laboreinrichtung gekauft und alles bis ins Kleinste durchgespielt." Die Baugenehmigung zu bekommen, sei kein Problem gewesen. Die sei innerhalb von vier Wochen erfolgt. Interessant sei dann allerdings der Baustart gewesen. "Irgendwann bekam ich um Mitternacht einen Anruf von meiner Mutter. Sie teilte mir mit, dass die drei großen Silos angeliefert worden seien. Das ist doch schön, sagte ich. Nein, nein, antwortete meine Mutter. Die stehen auf drei großen Ladern in Heiligenkirchen vor deinem Büro und sorgen dort für ein kleines Verkehrschaos. Und das, obwohl die Anlieferdresse in Belle exakt vermerkt war. Aber so kann es gehen."
Als der Betrieb schließlich gerade angelaufen war, habe es gleich einen Wasserschaden an einer nagelneuen Maschine gegeben. Das habe dazu geführt, dass der Bürotrakt "absoff". "Das geschah genau zu der Zeit, als wir das erste Seminar für Kunden im Haus hatten. Den Schaden von rund 40.000 Euro hat die Versicherung zum Glück anstandslos bezahlt."
Zwischendurch habe es auch Probleme mit Telefonleitungen gegeben. Unter dem Strich überwiege aber das Positive. Dr. Jens Hofele: "Ich habe den Schritt hierhin nicht bereut, denn hier im Industriepark kann man alles machen." Und deshalb spielt der 48-Jährige schon mit dem Gedanken, sein Unternehmen zu erweitern. Denn die Geschäfte laufen gut.
Kunden aus Südamerika sind jetzt Mitgesellschafter
Für Dr. Jens Hofele ist es ein guter Tag. Im Besprechungsraum seiner Firma Velosit haben drei Kunden aus Guatemala im Beisein von Notar Bruno Metzler soeben ein wichtiges Papier unterschrieben. Sie sind jetzt Gesellschafter in der Firma.
Dr. Hofele: "Ich kenne sie schon sehr lange. Bei ihnen handelt es sich um meine besten Kunden. Sie bringen frisches Kapital in die Firma und verschaffen mir einen wichtigen Marktzugang." Das sei sehr bedeutend für die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens.
Elf Mitarbeiter beschäftigt der 48-Jährige im Industriepark Lippe bei Belle. Hinzu kommt Ayman Fahmy in Kairo, sein früherer Mitarbeiter in der Zeit bei der Firma Schomburg in Detmold. Er betreut die Mittel-Ost-Region mit der arabischen Halbinsel und Indien.
In dieser Internationalisierung sieht Dr. Hofele seine große Chance. "In Deutschland haben wir bereits einen lang anhaltenden Boom. Das ist in der Wirtschaft unüblich. Ich setze deshalb für den Fall der Fälle auf weltweite Beziehungen." Dazu zählten auch Kunden in Peru, Australien, Neuseeland, Holland, Belgien und Norwegen.
Sie alle beliefert Velosit mit einem speziellen Estrich und einer Bodenverlaufsmasse für Baufirmen. "In Guatemala werden zum Beispiel irrsinnige Mengen an ganz schnellem Reparaturmörtel benötigt." Das sei es nämlich, was die Firma von Dr. Jens Hofele auszeichne: Sie habe sich auf die Gewerbebodensanierung und schnelle Estrichsysteme spezialisiert.
Dr. Hofele: "Unser Motto ist, dass wir schneller fertig sein wollen als mit herkömmlichen Systemen. Auf unserem zementbasierten Fließestrich kann man schon nach drei Stunden gehen und ihn nach sechs Stunden mit einem Gabelstapler befahren. Das kann kein anderer. Die anderen Firmen arbeiten mit etablierten Systemen. Da es hier sehr viel Feinarbeit bedarf, ist eine Umstellung für diese Unternehmen sehr aufwendig. Ich brauchte dagegen keine Rücksicht zu nehmen, weil ich bei Null angefangen habe. Und deshalb können wir so auf das Tempo drücken."
Seine Produkte seien für viele Firmen enorm wichtig. Diese könnten damit das Wochenende über wichtige Reparaturarbeiten erledigen lassen - und am Montag könne die Produktion wieder normal weiter laufen. Dr. Jens Hofele: "Für die ist Zeit Geld. Da ist der Preisunterschied zu meinen teureren Produkten schnell verdient. Mir hilft also die Innovation. Denn bei Standardprodukten wollen wir nicht der 30. Anbieter sein. Das kann jeder." Inzwischen habe er schon zwei weitere Patente in Arbeit. "Man muss ständig am Ball bleiben, um es in der Fußballersprache zu sagen."