Nach Schlaganfall mit halbseitiger Lähmung wieder am Steuer sitzen

Horn-Bad Meinberg/ Leopoldstal. Norbert Beutel ist 61 Jahre alt, verheiratet und seit 1985 Busfahrer. Vor zweieinhalb Jahren hatte der Leopoldstaler einen Schlaganfall. Nun kämpft er darum, wieder ein halbwegs normales Leben zu führen. Dazu gehört für ihn vor allem eins: ein Führerschein.

Seit seinem Schlaganfall ist Norbert Beutel linksseitig gelähmt. Nach einer Woche konnte er wieder sprechen, aber nicht laufen. Durch Rehabilitation und Übungen werde es zwar besser, doch auf den Rollstuhl sei er auch heute größtenteils noch angewiesen. &bdquo;Aber im Kopf bin ich fit."

Beutels großer Wunsch: wieder ins Auto steigen und unabhängig sein. Doch darf er das so einfach nach seinem Schlaganfall? &bdquo;Grundsätzlich kontrolliert keiner, ob jemand nach einem Schlaganfall noch fahrtüchtig ist", weiß Fahrlehrer Ulrich Brinkmann. Ein vorhandener Führerschein bleibe erst einmal bestehen.

Das bestätigt auch Steffen Adams vom Kreis Lippe: &bdquo;Besitzt der Patient einen Führerschein, ist er erst einmal selbst in der Verantwortung zu entscheiden, ob Auto fahren weiterhin möglich ist." Nur auf Hinweis sei ein ärztliches Gutachten zur Fahrtüchtigkeit nötig. &bdquo;Jedoch ist es bei Problemen ratsam, einen Arzt aufzusuchen", so Adams.

Ulrich Brinkmann ist seit fast 20 Jahren Fahrlehrer. Die Handicap-Ausbildung habe sich im Laufe der Zeit entwickelt, erklärt er. Mittlerweile bilde er viele Fahrschüler mit Einschränkungen aus, sei es bei Kleinwuchs, Beeinträchtigungen der Gliedmaßen oder eben auch nach einem Schlaganfall. &bdquo;Theoretisch kann fast jeder einen Führerschein machen", sagt Brinkmann. &bdquo;Wichtig ist, dass mindestens zwei Gliedmaßen einwandfrei funktionieren, davon ein Arm."

Bei einem Schlaganfall kommt es häufig zu einer Lähmung einer Körperhälfte. Ist die andere intakt, ist es durchaus weiterhin möglich, ein Fahrzeug zu führen. Allerdings müssen, je nach Körperseite und Stärke der Beeinträchtigung, Umbaumaßnahmen des Autos erfolgen. &bdquo;Ist nach einem Schlaganfall die linke Körperseite defekt, benötigt der Patient einen Automatikwagen. Gas geben und bremsen kann er schließlich nach wie vor. Über ein zusätzliches Bedienelement lassen sich dann die sekundären Funktionen wie Licht und Blinker ebenfalls mit der rechten, gesunden Hand steuern." Schwieriger wird es, ist die rechte Seite eingeschränkt, &bdquo;aber auch da gibt es eine Reihe mechanischer und elektronischer Fahrhilfen", so Brinkmann.

Norbert Beutel hat ein eigenes Auto, allerdings einen Schaltwagen. Doch da er linksseitig gelähmt ist, benötigt er ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe – und das kann er sich derzeit nicht leisten. In jedem Fall, sagt er, würde er sich nicht einfach ins Auto setzen und losfahren: &bdquo;Ich möchte ja niemanden verletzen."

Sicher am Steuer Fahrlehrer Ulrich Brinkmann empfiehlt Schlaganfall-Patienten dringend, sich freiwillig bei der Führerscheinstelle zu melden. Mögliche Einträge in den Führerschein attestieren den Nachweis der geeigneten Vorsorge. &bdquo;Das schützt vor möglichen Nachteilen, vor allem bei Verkehrsunfällen." In der Regel erfolgt dann eine Begutachtung des Patienten durch einen Amts- oder Facharzt. Dieser soll beurteilen, inwiefern Einschränkungen im Bezug auf das Führen eines Fahrzeuges bestehen. So kann das Auto entsprechend umgerüstet werden. Danach erfolgt eine Fahrprobe mit einem TÜV-Sachverständigen in einem entsprechend umgebauten Auto.

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