Tablets für die Sekundarschule Horn werden zum Politikum

Horn-Bad Meinberg . Die Corona-Krise hat erhebliche Schwächen bei der Digitalisierung der Bildungseinrichtungen offenbart, auch bei den Schulen. Die Sekundarschule will sich gegen eine Wiederholung der allmählich ausgestandenen Krise wappnen und fordert die Eltern ihrer Schüler dazu auf, ihren Kindern Apple iPads für digitales Home-Schooling zu kaufen. Das gefällt nicht jedem – die SPD ist strikt dagegen und sieht dies als Aufgabe des Schulträgers an – also der Stadt. Die verweist darauf, dass in Sachen iPad noch nichts entschieden sei.

In ihrem Elternbrief schreibt Sekundarschulleiterin Dr. Heike Delker von weitreichenden Erfahrungen, die Schüler, Eltern und ihr Kollegium mit digitalem Lernen gemacht hätten. Insbesondere die unterschiedliche Ausstattung in den Familien mit digitalen Endgeräten habe zu den unterschiedlichsten Problemen geführt. Für den Fall, dass das &bdquo;Homeschooling" noch über die Sommerferien hinaus gehe oder es erneut zu einem Lockdown komme, wolle man das auf ursprünglich vier Jahre angelegte Digitalisierungskonzept wegen der rasant fortschreitenden Digitalisierung schnellstmöglich vorziehen.

Dabei sollen die Eltern mitwirken, indem sie auf eigene Kosten ein Apple iPad für ihr Kind anschaffen. Das sei mit der Schulpflegschaft abgestimmt. Die Tablets mit dem Apfelsymbol hätten sich als besonders geeignet für den Einsatz im Unterricht erwiesen, eine einheitliche Ausstattung aller Schüler sei für einen störungsfreien Unterricht unabdingbar.

Doch sind Apple-Produkte nicht gerade erschwinglich. &bdquo;Uns ist bewusst, dass dieser Weg für Sie einen hohen finanziellen Aufwand bedeutet", schreibt Delker. Zumal die Geräte am besten zum neuen Schuljahr verfügbar sein sollten. Zwischen 450 und 600 Euro werden für das iPad fällig, je nach Ausstattung.

Nicht auf Kosten der Eltern Für die Sozialdemokraten ist ein solch tiefer Griff in die elterlichen Brieftaschen indiskutabel. Die digitale Ausstattung an den Schulen dürfe nicht auf Kosten der Eltern gehen, finden sie. In den sozialen Medien habe der Elternbrief der Sekundarschule bereits für Aufregung gesorgt, schreibt die SPD in einer Pressemitteilung. Ihr Bürgermeisterkandidat Dieter Krüger ist der Ansicht, dass für die Anschaffung der Geräte die Stadt als Schulträger verantwortlich sei und hierfür Fördermöglichkeiten aus dem Digitalpakt Schule zur Verfügung stünden.

Neben Personal bräuchte es dafür auch die entsprechende technische Ausstattung. &bdquo;Viele Lehrkräfte haben während der Zeit ohne Präsenzunterricht sehr kreative Lösungen gefunden. Leider fehlen in Horn-Bad Meinberg noch viele Grundvoraussetzungen für digitalen Unterricht", so Juso-Vorsitzender und Kreistagskandidat Sebastian Vogt. Denn neben den fehlenden Geräten und der Vernetzung in den Schulen verfüge das Schulzentrum in Horn nur über einen Internetanschluss, der für moderne Anforderungen nicht ausreiche.

Der Medienentwicklungsplan, der die Digitalisierungsstrategie bis 2023 festlegt, sehe die Anschaffung entsprechender Hardware vor. Auch für die Ausstattung der Sekundarschüler mit Tablets gebe es Geld von Bund und Land. Im Mai hatte der Koalitionsausschuss der Bundesregierung beschlossen, 500 Millionen Euro als Erweiterung des Digitalpakts Schule zusätzlich bereitzustellen, plus zehn Prozent von den Bundesländern. Dass die Stadt die iPads anschafft, sei auch deshalb besser, weil die Bildungschancen selbst heute immer noch zu stark vom Einkommen der Eltern abhingen: &bdquo;Das dürfen wir bei der Digitalisierung nicht auch noch fortsetzen"

Theoretisch nach den Sommerferien Dass es so fix geht, wie die SPD es sich wünscht, bezweifelt Michael Jacobsmeier, Leiter des Fachbereichs Bildung, Ordnung und Soziales der Stadtverwaltung. Zwar seien die Gelder von Bund und Land zugesagt, wann und wie die Bezuschussung abgerufen werden kann, sei aber noch unklar. Zuschüsse, etwa für den Kauf digitaler Endgeräte, gibt es aber nur, wenn mit der Maßnahme noch nicht begonnen wurde.

Rein theoretisch könnte die Sekundarschule durchaus nach den Sommerferien mit dem digitalen Lernen durchstarten. Die Infrastruktur im Gebäude sei vorhanden, es fehle der Breitbandanschluss. &bdquo;Die Bundesnetzagentur muss dafür grünes Licht geben. Wir erwarten die Entscheidung in den nächsten Wochen, dann kann unser Provider loslegen", sagte Jacobsmeier der LZ.

Dass die Eltern für die Anschaffung der Tablets sorgen, werde bereits seit Jahresbeginn diskutiert und sei auch grundsätzlich Philosophie der Schule. Jacobsmeier weiß, dass andere Kommunen das anders handhaben, aber: &bdquo;Es ist noch keine definitive Entscheidung gefallen, so vorzugehen." Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Stadt die Geräte selber anschaffe und an die Schüler verleihe.

Das hänge auch davon ab, wie weit die Zuschüsse reichten. Aus seiner Sicht akzeptierten die meisten Eltern den Vorschlag der Sekundarschule, es werde aber schon gefragt, wie das finanziert werden soll. &bdquo;Da müssen wir auf jeden Fall zu einer sozialverträglichen Finanzierung kommen."

Der Ausschuss für Schule und Soziales wird sich am Dienstag, 23. Juni, ab 18 Uhr im Rathaussaal unter anderem mit diesem Themenkomplex befassen.

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