Tablets im Unterricht: Diskussion über ungenutzte Leihgeräte an Sekundarschule Horn

Horn-Bad Meinberg. Die Sekundarschule hat ihren Unterricht von Klasse 6 bis 10 komplett auf Tablets umgestellt. Genutzt werden iPads. 220 Schüler bringen eigene Geräte mit, die ihre Familien angeschafft haben. Außerdem gibt es 145 Leihgeräte, die der Stadt gehören und durch den Digitalpakt I finanziert wurden. Die werden an Schüler ausgegeben, deren Familien sich teure iPads nicht leisten können. Dafür müssen diese Familien einen Antrag beim Fachbereich Schule, Ordnung und Soziales einreichen, dem sie einen Nachweis über ihre Einkommenssituation beifügen. Das bekommen offenbar manche Familien nicht richtig hin. Diesen Schülern möchte die Schule trotzdem iPads zur Verfügung stellen, wenn nicht genutzte Leihgeräte (aktuell 53) übrig sind. Die Schule spricht von 25 bis 30 Schülern, die das beträfe.

&bdquo;Die Hürde ist wirklich nicht so hoch, wie bei einem SGB-II-Antrag“, erläuterte Jasmin Filla aus dem Fachbereich 2 im Schulausschuss. &bdquo;Wir unterstützen die Eltern auch und sagen ihnen, wo sie was ankreuzen müssen.“ Und notfalls laufe sie auch selbst zum Sozialamt, um sich dort die entsprechende Bestätigung der Einkommenssituation abzuholen. &bdquo;Eigentlich werden nur Anträge abgelehnt, wenn sich die Eltern vehement weigern, mitzuarbeiten“, sagt Filla. &bdquo;Wenn wir beispielsweise nur einen Zettel mit ,Wir brauchen iPad’ bekommen, aber uns der Name des Kindes nicht mitgeteilt wird.“ Von 20 Anträgen würde vielleicht einer abgelehnt.

Einige Eltern sind Analphabeten Viele Eltern würden die Formulierungen im Ablehnungsbrief vom Amt einfach nicht verstehen, erklärte Sekundarschulleiterin Ruth Symann. &bdquo;Einige können gar nicht lesen und schreiben.“ Sie wüssten also gar nicht, was sie noch nachzureichen hätten.

&bdquo;Ich kann meinen Kollegen einfach schlecht klar machen, dass wir in der Schule Geräte liegen haben, die wir für den Unterricht brauchen würden, aber nicht herausgeben dürfen“, sagte Johannes Gerdiken, stellvertretender Schulleiter. Die schulinterne Kommunikation laufe über die Kollaborationssoftware Teams und in der Notizen-App OneNote werde Unterrichtsmaterial hinterlegt, berichtete Symann. &bdquo;Schüler ohne Tablet bekommen also viele Infos gar nicht und für den Unterricht müssen wir für diese immer ein paar Kopien in petto haben.“ Die Vergleichsarbeiten, die in der 8. Klasse geschrieben würden, würden vom Land nur noch digital zur Verfügung gestellt. &bdquo;Und die legen auch unseren Schulstandort in der Wertung fest.“

Außerdem schade die Lagerung ohne Nutzung den iPads, erklärte Gerdiken. &bdquo;Der Akku wird immer leerer, die Stifte gehen kaputt, die Geräte bekommen keine Updates, weil sie dafür regelmäßig ins WLAN eingebucht sein müssen.“

Es sei doch sehr schwer nachvollziehbar, warum Eltern keinen Antrag auf ein iPad stellten, wenn die Verwaltung ihnen sogar dabei helfe, sagte Ausschussvorsitzender Ralf Leßmann (SPD). &bdquo;Wir haften für die Leihgeräte“, warnte Fachbereichsleiter Frank Brockmann. &bdquo;Wenn wir keinen Erziehungsberechtigten haben, der auch haftet, dann können wir im Falle eines Verlustes des Gerätes über dessen Versicherung das Geld nicht wiederbekommen. In dem Fall müsste der Steuerzahler die Neuanschaffung bezahlen. Das kann ich Ihnen als Schulträger nicht empfehlen.“

Antrag als niederschwellige Hürde &bdquo;Die Familien würden nur ein Gerät bekommen, wenn sie genau so eine Nutzungsvereinbarung unterschreiben wie alle anderen“, versicherte Gerdiken. Man könne dort ja auch einen Passus hinzufügen, dass es eine Rückgabeverpflichtung für das iPad gebe, wenn es für Familien, die einen Antrag gestellt haben, benötigt werde. Dass es nicht mehr genug Geräte für berechtigte Kinder geben könnte, diesen Einwand hatte die Stadtverwaltung ebenfalls geäußert und lehnt deshalb das Anliegen der Schule ab. &bdquo;Wir werden dem Beschlussvorschlag der Verwaltung folgen“, sagt Dr. Alexander Martin für die CDU-Fraktion. &bdquo;Es gibt eine sehr niederschwellige Hürde. Und wenn dich Post erreicht, dann musst du sie öffnen. Es geht um dein Kind. Und wenn du sie nicht verstehst, musst du nachfragen. Anderen Eltern fällt das vielleicht auch schwer, aber sie überwinden diese Schwelle trotzdem.“ Die Ausgabe der Tablets ohne Antrag sei diesen Eltern unfair gegenüber. Die SPD und kündige an, den Antrag der Schule ebenfalls abzulehnen.

&bdquo;Wir verstehen die Argumente“, versuchte es Symann noch einmal. &bdquo;Aber wir haben die Tablets da ungenutzt liegen. Es geht uns auch um mehr Bildungsgerechtigkeit.“ Die Kinder profitierten extrem von der Tablet-Nutzung. &bdquo;Dort sind ja auch Übersetzungsprogramme drauf. Ich kann beispielsweise kein Bulgarisch.“

Differenzierung ist wichtig &bdquo;Wir haben hier im Stadtteil Horn eine umfassende Erfahrung mit Migrationsgeschichte“, sagte Dr. Martin (CDU). &bdquo;Und vielfach sind an den weiterführenden Schulen auch Kinder, bei denen die Integration hervorragend gelingt.“ Auch die türkischstämmige Community, die in der dritten Generation hier lebe, betreffe das Problem mit Sicherheit nicht. &bdquo;Da finde ich es wichtig, zu differenzieren. Nennen Sie uns klar, welche Klientel es ist, dann können wir reagieren.“

Sie sei sich nicht sicher, ob das hilfreich sei, sagte Lena Gerke (Grüne). &bdquo;Selbst in Fällen, wo die Integration noch nicht gelingt, kann es sein, dass es morgen funktioniert.“ Manche schulseitigen Probleme ließen sich leider nicht zufriedenstellend lösen. &bdquo;Es gibt eben Grenzen, die wir als Schulträger brauchen.“ Einstimmig votierte der Schulausschuss für die Beschlussvorlage der Verwaltung und lehnte damit den Antrag der Sekundarschule ab.

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