Tätowierer aus Horn-Bad Meinberg steht vor dem großen Nichts

Horn-Bad Meinberg. Nichts. Einfach gar nichts: Jörn de la Roi sitzt auf dem Trockenen. Denn der Betreiber eines Tattoo-Studios hat zwar Überbrückungshilfe beantragt. Doch anders als bei vielen anderen Soloselbstständigen ist bei ihm noch nicht mal die Novemberhilfe angekommen. Und das, obwohl er den Antrag über seinen Steuerberater gestellt hat, um ja nichts falsch zu machen. Oder gerade deswegen? Er weiß es nicht.

&bdquo;Ich kann das nicht verstehen, das kann doch alles nicht sein." Sieben Monate hat er 2020 sein Tattoo-Studio in Detmold nicht öffnen können. Erst der erste Lock-Down, dann kam im Sommer ein schwerer Unfall dazu, dann der zweite Lock-Down. Und kein Ende in Sicht.

Wie viele Leidensgenossen hat der Beller herumtelefoniert, hat sich schlau gemacht, ist bis ins Wirtschaftsministerium in Berlin vorgedrungen. Und das alles, um immer wieder vertröstet zu werden. Übrigens auch von der Bezirksregierung Detmold. Denn die ist zuständig, so wie jüngst auch bei dem Schwalenberger Gastronom Manfred Leifels, der für Dezember nur drei Euro zugesprochen bekommen hat. Der hat wenigstens die Novemberhilfe bekommen, auf die Jörn de la Roi immer noch wartet.

&bdquo;Die Kosten laufen ja weiter, da geht einem die Puste aus" Der eine ist im automatischen System gelandet, sein Bescheid wurde von einer Maschine ausgespuckt, und angeblich haben derzeit Sachbearbeiter keinen Zugriff, auch wenn die Pressestelle des Wirtschaftsministeriums bereits in der vergangenen Woche behauptet hatte, die Mitarbeiter der Bezirksregierung hätten jetzt Zugriff auf die einzelnen Fälle. Bei von Steuerberatern eingereichten Fälle verhalte es sich anders, sagte Andreas Moseke, Pressesprecher der Bezirksregierung, der LZ: &bdquo;Unsere Sachbearbeiter kriegen ihre Fälle jetzt auf den Tisch", sie würden individuell und händisch betreut.

Versprechen, aber keine Taten. &bdquo;Die Kosten laufen ja weiter, da geht einem die Puste aus." Die paar Kröten, die Jörn de la Roi mit dem erst im August eröffneten Imbisswagen am Ortsausgang von Belle verdient, reichen hinten und vorne nicht, nicht für die Mietkosten, nicht zum Leben. Täglich verliert der Tätowierer bares Geld. &bdquo;Denn die Farben, die ich angeschafft habe, die kosten einiges, und die kann ich alle wegwerfen." Natürlich musste er auch die Anzahlungen zurückzahlen, die Kunden bereits gemacht haben.

&bdquo;Es muss nur endlich losgehen" Und noch ein Problem hat er: &bdquo;Es gibt ja noch diverse halbfertige Tattoos, manches macht man ja in mehreren Sitzungen." Die sollten aber innerhalb eines halben Jahres vollendet sein, sonst könnten Farbunterschiede sichtbar werden. Qualitätsverluste, die er zwar nicht zu verantworten hat, aber die die Kunden dennoch unzufrieden machen dürften. Tätowierer leben aber von ihrem Ruf.

Warum die Zahlung der Hilfe so lange dauert? So genau weiß das keiner. &bdquo;Aber ich höre das von ganz vielen Leuten, die in derselben Lage sind." Was tun? Zum Jobcenter will Jörn de la Roi auf gar keinen Fall. &bdquo;Ich bin 14 Jahre selbstständig, und ich habe noch niemals mit dem Jobcenter zu tun gehabt. Da werde ich jetzt nicht damit anfangen."

Immerhin hat der Tätowierer ab Februar ganz gute Chancen, dass zumindest etwas Geld wieder reinkommt. Er hat sich nämlich beim Impfzentrum beworben, mit Nadeln kennt er sich schließlich aus. &bdquo;Meinen Arbeitsvertrag habe ich schon. Es muss nur endlich losgehen." Damit überhaupt was losgeht.

Was Soloselbstständige unternehmen können Um den Lebensunterhalt zu sichern, bleibt manchen Soloselbstständigen der Gang zum Jobcenter nicht erspart. Aber viele scheuen sich, weil sie Angst haben, &bdquo;die Hosen runterzulassen", vielleicht auch Angst, dass ihr Besitz angerechnet wird. Doch das müssen sie nicht, wie das Jobcenter erklärt: Auch Soloselbstständige können Hartz IV bekommen. Sie müssen einen Kurzantrag stellen und die vorläufig geschätzten Betriebseinnahmen und -ausgaben und Bankkontoauszüge der letzten sechs Monate beibringen, dazu Nachweise für monatliche Fixkosten wie Mietverträge, betriebliche Versicherungen oder betriebliche Darlehen.

Außerdem müssen sie angeben, ob Überbrückungshilfen I /II/III oder November- und Dezemberhilfen beantragt wurden und die Bewilligungsbescheide vorlegen. Die Berücksichtigung von Vermögen wird befristet für sechs Monate ausgesetzt, sofern es nicht mehr als 60.000 Euro Barvermögen in Sparbüchern, Tagesgeldkonten, Bausparguthaben und Aktien sind. Dazu zählen nicht Immobilien, Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Sachvermögen oder Betriebsvermögen.

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