So geht es mit Amazon in Belle voran: Ein Besuch auf der Großbaustelle

Horn-Bad Meinberg/Belle. Nach dem Passieren des Kontrollhäuschens der Amazon-Baustelle möchte der Sicherheitsdienst unbedingt einen Blick in den Kofferraum werfen. Warum, kann er nicht erklären. "Ist halt Vorschrift." Den zweiten Kofferraum vorne unter der Haube kontrolliert er nicht. Mit Vorschriften nehme man es sehr genau auf der Baustelle, erklärt Bauingenieur Tobias Amann später. Das müsse man auch, schließlich seien inzwischen um die 100 Arbeiter verschiedener Gewerke auf dem Gelände im Industriepark Lippe tätig. Nach der Ausstattung mit Sicherheitsschuhen, Helm, Warnweste und Besucherkarte ausgestattet geht es über die Baustelle.

Tobias Amann ist Senior Construction Manager und einer von acht Mitarbeitern der Amazon-Abteilung Design & Construction, die für den Konzern in ganz Mitteleuropa die Bauaufsicht wahrnehmen. Der Süddeutsche ist dafür an drei Tagen in der Woche in Belle. Seine Abteilung übergibt leere funktionierende Gebäude, in die dann die Maschinenbau-Kollegen von der Abteilung Ops Engineering die Robotertechnik einbauen, die später im Regelbetrieb die Regale zu den Amazon-Mitarbeitern bringt.

Englische Sprachausgabe an der Zugangskontrolle "Welcome Tobeiäs, welcome Gäst-kartee", verhunzt die englische Sprachausgabe des Drehkreuzes am Eingang die auf den Ausweiskarten hinterlegten Namen. PAD2, steht auch noch darauf. So wird das Logistikzentrum später heißen. Nach dem nahesten Flughafen Paderborn. PAD1 ist das Amazon-Logistikzentrum in Oelde. Die Zugangskontrolle mit Ausweiskarten sei wichtig, damit man bei Unfällen jederzeit wisse, wer gerade auf der Baustelle sei, sagt Amann. "Wir haben auch regelmäßig die Berufsgenossenschaft, die Polizei und den Rettungsdienst hier, damit die wissen wer die Ansprechpartner und wo die Zufahrten sind."

"Wumm, wumm, wumm, wumm", wird das dumpfe Rumsen der drei großen Rammen von den Wänden des benachbarten Velosit-Gebäudes reflektiert. "Eine vierte ist im Anmarsch", verrät Amann. Und für die geräuschgeplagten Wöbbeler und Beller wichtig: "In Kalenderwoche 16 sollten wir mit den Rammen durch sein." Bis Mitte April müssen sie also noch durchhalten. "Wir arbeiten von Nordosten nach West", sagt Amann. "Der Lärm sollte also für Wöbbel abnehmen." Ab März soll auch eine Lärmschutzwand stehen.

25 Meter lange Betonpfähle im Boden Etwa zehn Zentimeter pro Stoß treiben die Rammen viereckige 25 Meter lange Betonpfähle in den Boden. Im Gegenlicht raucht es dabei etwas. "Das ist ein Hartholz, was als Schutz zwischen Ramme und Betonpfahl sitzt und bei den Schlägen anfängt zu qualmen", verrät Amann. Mit einem hydraulischen Pfahlbrecher werden anschließend die noch etwa drei Meter hoch aus dem Boden herausstehenden Pfahlenden gekürzt und vier bis acht von ihnen in ein Köcherfundament eingebunden, in das zwei Kräne eine vorproduzierte Betonstütze stellen. Einbetoniert bilden diese Stützen das Grundgerüst für das spätere Gebäude.

Eine Wand steht schon. Sie sei aus Ortbeton, erklärt Amann. Also nicht aus vorproduzierten Betonfertigteilen, sondern mit einer Kletterverschalung vor Ort betoniert - aus Stabilitätsgründen. Meine Sicherheitsschuhe sind inzwischen einzige Matschklumpen. Bis auf 80 Zentimeter Tiefe ist zu Beginn Kalk in den Boden eingearbeitet worden, um ihn besser bebaubar zu machen. Der einstige Hügel des "Beller Felds" wurde abgetragen und dessen Erde für die Aufschüttungen vor Ort verwendet. Auf abgetrennten Fußgänger-Gehwegen geht es in den hinteren Bereich der Baustelle Richtung Ostwestfalenstraße. Dort ist ein Lärmschutzwall aufgeschüttet worden der einen guten Überblick über die Baustelle bietet.

Aussichtsplattform geplant Im Rücken ist eine ehemals landwirtschaftlich genutzte Brücke über die Ostwestfalenstraße. An einer etwa fünf Meter hohen Stange hängt dort eine der beiden Webcams, die den Baustellenfortschritt dokumentieren. "Wir werden auch noch eine Aussichtsplattform aufbauen", verspricht Amann. "Wir haben nichts zu verheimlichen." Dass es kritische Stimmen gegen einen Amazon-Bau gibt, ist für ihn neu. "Das für mich eins der ersten Projekte, wo es so einen Ärger gibt."

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