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Horn-Bad Meinberger Kirchenprojekt soll "Bewegung in Köpfe und Herzen" bringen

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Die evangelische Kirche in Bad Meinberg. - © Michaela Weiße
Die evangelische Kirche in Bad Meinberg. (© Michaela Weiße)

Horn-Bad Meinberg. Die Arbeit des "Erprobungsraums HBM chribal" der Lippischen Landeskirche in Horn-Bad Meinberg fußt neuerdings auf einem Grundsatz. Dieser lautet: "Wir ermöglichen Gemeinschaft und wecken das Interesse von Menschen aneinander, damit sie sich als gleichwertig erleben und Verständnis für einander zeigen.“ Darauf haben sich die Beteiligten geeinigt, wie Pfarrer Matthias Zizelmann von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde mitteilt. Alle Angebote und Veranstaltungen müssten sich daran messen lassen, ob das der Mittagstisch „Niemand is(s)t allein“ sei, das Musikprojekt „Chorallen“ oder der geplante „Lebendige Adventskalender“. Der Pfarrer hat schon positive Erfahrungen gemacht.

Der Erprobungsraum "HBM chribal" steht für "Horn-Bad Meinberg christlich-global". Er wird getragen von den evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Horn und Bad Meinberg sowie der Stadt Horn-Bad Meinberg. In den Erprobungsräumen will die evangelische Landeskirche Neues ausprobieren. Bei dem Projekt in Horn-Bad Meinberg geht es nach Zizelmanns Angaben um "notwendige Arbeit für das gute Zusammenleben der gesamten Stadtgesellschaft". Wer Veranstaltungen des Erprobungsraums besuche, erlebe Geschichten, die am besten erklärten, warum das Projekt ins Leben gerufen wurde.

Seniorin findet Gesprächspartner

Zizelmann erzählt etwa die Geschichte der älteren Dame, die durch die zunehmende Einschränkung ihrer Mobilität einsamer geworden sei. Sie besuche seit einiger Zeit das Suppenessen „Niemand is(s)t allein“, sie erlebe dort, dass sie nicht alleine essen müsse, zumindest an diesem Tag nicht, dass sie Gesprächspartner finde. Nun hätten Angehörige erzählt, dass die Dame sich schon mehrfach mit ihrer Tischnachbarin getroffen habe, um Zeit miteinander zu verbringen, auch über das Angebot hinaus, so Zizelmann.

Die zweite Geschichte dreht sich um ein Gespräch mit Vertretern einer bulgarischen Freikirche, die sich seit einiger Zeit in kirchlichen Räumen träfen. Es sei über die große Zurückhaltung und Angst der Menschen aus Bulgarien in Horn gesprochen worden, sich zu öffnen und Vertrauen zu finden - ganz anders als in anderen Städten, wo ebenfalls Versammlungen stattfänden, fügten die Gemeindevertreter nach Zizelmanns Worten hinzu.

"Menschen werden wegen ihrer bulgarischen Autonummer beschimpft"

"Dann schauen wir die Kirche an, erleben hautnah, wie die Menschen aus dem Nichts heraus wegen ihrer bulgarischen Autonummer beschimpft werden. Anschließend sprechen wir über das Erntedankfest, die Möglichkeit, sich beim Gottesdienst vorzustellen, sprechen die Einladung zum Suppenessen aus, das traditionellerweise nach dem Gottesdienst stattfindet. Sofort wird daraufhin die Frage gestellt, ob wir uns freuen würden, an diesem Tag eine Suppe aus der bulgarischen Küche zu kosten", schildert Zizelmann das Erlebnis.

"Über solche Erlebnisse geschieht Bewegung in Köpfen und Herzen, auch die Bewegung, Einstellungen zu hinterfragen und bestenfalls zu verändern", stellt der Pfarrer fest.

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