Heimatverein Horn ist Hüter der Burg und seit 100 Jahren aktiv

Horn-Bad Meinberg. Ein lautstarker Protest stand am Anfang: Das Ende der lippischen Hude- und Fallholzberechtigung mobilisierte vor gut 100 Jahren etliche Horner Bürger. Daraus entstand am 1. März 1924 der Heimatverein Horn als Mitgliedsverein im Lippischen Bund für Heimatschutz und Heimatpflege, dem heutigen Lippischen Heimatbund.

Dass Bürger nicht mehr ihre Tiere auf sogenannten Hudeflächen hüten und sich einfach Brennholz aus dem Wald holen durften, entsprach dem Lauf der Zeit. Doch es gab in den kommenden Jahrzehnten noch viel mehr, bei dem der Verein warnend die Hände hob. &bdquo;Dem Verein ging es darum, die Natur des Teutoburger Waldes für Bewohner und Touristen zu erhalten“, erklärt Anne Oelers-Albertin, seit dem Jahr 2000 Vorsitzende des Heimatvereins Horn. &bdquo;Da stehen wir heute noch in der Tradition der Gründerväter.“

Horner Burg verfiel Vor allem aber setzte sich der Heimatverein für den Erhalt und die Sanierung der Burg ein. Zunächst 1326 &bdquo;Steinernes Haus“ genannt, wurde die Burg 1348 vollendet, dann 1659 umgebaut, erhielt barockes Treppenhaus, Portal und Schweifhaube. Zunächst war das Gebäude herrschaftliche Residenz, dann Witwensitz, Amtshaus, Kornspeicher und Gefängnis. Doch in den 1920er Jahren war eine Sanierung vonnöten.

Die Summe von 2448 Reichsmark hatte der Heimatverein Horn beim Heimatfest 1926 erwirtschaftet. Vorsitzender Robert Henckel wollte das Geld für einen Umbau nutzen, denn mittlerweile hatten sich etliche Exponate aus der Horner Geschichte angesammelt, die in einem Museum aufgehoben und ausgestellt werden sollten. &bdquo;Dem Heimatverein lag viel daran, das Museumsgut zu erhalten“, erzählt die Vorsitzende. Doch bis es so weit kommen sollte, diente die Burg unter anderem als Jugendherberge, später auch als Unterkunft für Gastarbeiter.

Land drohte mit Abriss Die Burg gehörte dem Land Lippe, das sie für 3000 Reichsmark verkaufen wollte. Verein und Stadt sollten jeweils die Hälfte zahlen, doch die Stadt lehnte ab, und der Heimatverein verfügte nicht über das nötige Kapital. Das Land drohte mit einem Abriss. Die Frist zur Übernahme lief am 1. Juli 1930 ab. Schließlich kaufte 1931 die evangelische Kirchengemeinde Horn die Burg, da sie wie der Heimatverein Räume benötigte. 1968 übernahm die Stadt das Gebäude.

Doch zuvor wurde 1933 das Robert-Henckel-Museum in der Burg eröffnet. Im Rittersaal wurden erstmals unter anderem die Schwerter des Schützenrotts der Schlachtschwertierer - eine Dauerleihgabe - gezeigt. In den 70er Jahren dann war das Museum einige Jahre geschlossen; die Burg musste renoviert werden. Guter Rat war teuer. In den 80er Jahren aufatmen beim Verein: Es gab endlich staatliche Zuschüsse - für die Burg satte 1,2 Millionen Mark. Damit konnte unter anderem bis 1989 das Dach neu gedeckt werden. Für die kupferne Wetterfahne sammelte der Heimatverein Spenden. Im freigelegten Keller fanden sich ein Brunnen und eine alte Kaminküche.

1993 wurde das Burgmuseum in den neu renovierten Räumen im zweiten Stockwerk eingeweiht - die Arbeit für die Aktiven des Heimatvereins begann. Es musste alles neu gestaltet werden. Ein Konzept musste her, und es musste gewährleistet sein, dass das Burgmuseum zu bestimmten Zeiten geöffnet war. Dann 2002 wieder ein Rückschlag: Das Museum wurde aus finanziellen Gründen geschlossen. Nach Verhandlungen übernahm 2003 der Heimatverein die Betreuung des Museums. Führungen und Kindergeburtstage, dazu die Öffnung und Beteiligung bei Stadtfesten wie Kläschen oder Kultur am Wall - für die Aktiven ist immer etwas zu tun.

Roter Saal eingeweiht 2013 wurde der Rote Saal eröffnet, der insbesondere Kinder an die Geschichte der Burg heranführt. Der Name entstand, als ein Schüler aus Horns Partnerstadt Villedieu beim Betreten rief: &bdquo;La sale rouge.“ 2018 wurde die Dauerausstellung für 120.000 Euro neu gestaltet. Noch in diesem Winter soll der Rote Saal unter museumspädagogischen Gesichtspunkten überarbeitet werden. &bdquo;Wir warten noch auf die Förderzusage“, sagt Anne Oelers-Albertin.

Die Burg ist die Hauptaufgabe des Heimatvereins, doch er beteiligt sich auch am Stadtentwicklungsprozess und gesellschaftlichen Geschehen. So ließ die Stadt 2002 das Wappenrelief von Robert Henckel im Rathaus in Teilstücken abschlagen. &bdquo;Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, lautet der Sinnspruch. Dieser wurde von den Nazis missbraucht. Der Verein machte sich energisch für die Wiederherstellung stark. Das schlug Wellen, hatte aber Erfolg. Wie jeder sehen kann, hängt das Relief am alten Platz mit einer Erläuterung.

Der Verein sprach sich außerdem 2015/16 gegen die Aufstellung eines Wegekreuzes vor den Externsteinen aus, das mit Nägeln bestückt werden sollte und nach Meinung des Vereins nichts in der Naturkulisse zu suchen hatte, sondern Assoziationen mit der Schmiede der Nazis an den Externsteinen weckte. Engagement gab es für das Burgumfeld und den Eulenturm. Zuletzt setzte sich der Heimatverein für die Restaurierung der Josef-Rikus-Skulptur am Schulzentrum ein. &bdquo;Wir wollen Geschichte bewahren und Zukunft mitgestalten, aber nicht um jeden Preis“, macht Anne Oelers-Albertin deutlich, dass der Heimatverein mit der Zeit geht.

Der Heimatverein Horn hat derzeit 235 Mitglieder, vor 100 Jahren waren es 54. Die höchste Mitgliederzahl gab es 1994: 345.

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