Als zwischen Veldrom und Feldrom noch Zoll kassiert wurde

Horn-Bad Meinberg/Feldrom/Kempen. Im Traktorenmusem auf seinem Campingplatz Eggewald in Kempen präsentiert Johannes Glitz (79) in verschiedenen Scheunen und Schuppen neben zahlreichen historischen Traktoren und landwirtschaftlichen Gerätschaften auch andere heimatkundliche Fundstücke. Einen großen Stein, der in einer Scheune auf einem Sauerkraut-Fass von 1900 thront, hat Glitz vor 30 Jahren beim Pflügen aus seinem Acker am Mönkeberg gezogen, der sich vom dort üblichen Kalkstein unterschied. Nach aktuellen Archivfunden, die Glitz gemeinsam mit Engelbert Derenthal im Landesarchiv in Münster machte, ist der Heimatforscher nun überzeugt, dass dieser Stein zur Grundmauer eines alten Zollhauses gehört, das früher am heutigen Grundweg gestanden haben muss.

Noch heute ist dort in der Nähe eines Windrads, unmittelbar gegenüber von zwei grünen Trafohäuschen, der historische Grenzstein Nummer 46 von 1658 zu finden, der damals die Grenze zwischen dem Fürstentum Lippe (lippische Rose) und dem Fürstbistum (oder auch Hochstift) Paderborn (Kreuz im Kreis) markierte. Dass der Stein dort steht, liegt an der wechselhaften Geschichte von Feldrom und Kempen.

Der Grenzverlauf war damals anders Historisch gehörte nämlich Veldrom, das sich im Tal befindet, zum evangelischen Fürstentum Lippe. Feldrom, das am Eggehang liegt, und das Nachbardorf Kempen waren Ortsteile der Gemeinde Kempenfeldrom und über Jahrhunderte nördlichster Zipfel des katholischen Hochstifts Paderborn. Der Grenzverlauf war also damals ein anderer als heute. Das ab 1802 preußische Kempenfeldrom war bis 1970 eine Gemeinde im Amt Steinheim des Kreises Höxter. Die Gemeindereformer schlugen Kempenfeldrom dann dem Kreis Lippe zu – der Kreis Höxter erhielt dafür die lippische Exklave Grevenhagen im Hochstift.

Der heutige Grundweg sei damals Teil des Hellwegs gewesen, der als ganzjährig nutzbare Fernhandelsroute und Heerstraße fungierte, sagt Glitz. &bdquo;Der Talweg ist hier erst 1958 gebaut worden.“ Früher sei es dort wegen des Bachlaufs viel zu schlammig gewesen.

Dass Glitz die Mauerreste des Zollhauses 30 Meter vom heutigen Grundweg entfernt fand, erklärt er mit einem anderen Verlauf des Wegs in früherer Zeit. &bdquo;Die Steine können durch Beackerung im Laufe der Jahre auch verzogen worden sein“, sagt Elke Treude, Bodendenkmalpflegerin beim Lippischen Landesmuseum. Ohne sich näher mit dem Fund befasst zu haben, hält sie ein Zollhaus dort durchaus für möglich. &bdquo;Das war damals nicht ungewöhnlich. Auch entlang der Lemgoer Landwehr gab es solche Zollhäuschen.“

Streitigkeiten zwischen den Fürsten Das Kempener Häuschen habe eine Grundfläche von vier mal sieben Metern gehabt, ist Glitz seinen Funden nach überzeugt. Er hat an den Trafohäuschen ein Schild aufgestellt, auf dem zu lesen ist: &bdquo;Am 29. 12. 1610 stand hier ein Zollbrett, das von dem Paderborner Fürsten auf lippischen Boden gestellt wurde. Dadurch gab es zwischen den Fürsten Streitigkeiten.“

Dazu präsentiert Johannes Glitz historische Unterlagen, die er mit Engelbert Derenthal im Archiv in Münster gefunden hat. Dem Protokoll des Vogts von Kempen und Sandebeck vom 21. Oktober 1769 ist zu entnehmen, dass &bdquo;der hochfürstl. Kemper Zoll mehrst bietend verpachtet werden solle“. Es gibt zehn Bieter, deren Gebote in sieben Runden fein säuberlich aufgelistet werden. Obwohl anfangs vorsichtig mit fünf Talern (andere boten direkt 15 Taler) eingestiegen, bekommt am Ende Glasermeister Hirschberger aus der Durbeke mit 28 Talern den Zuschlag. Im März 1770 soll er den Betrieb der Zollstelle aufnehmen.

Beschwerden über Zollverstöße Dafür stellt er Anton Hibbelen aus Feldrom an, der sich im Oktober 1770 beim Vogt über erste Zollverstöße beschwert: Diverse Fuder Korn seien an der Zollstelle vorbei nach &bdquo;ins Lippische“ gebracht worden. Am 7 April 1779 berichtet Vogt Spancke seinem Paderborner Fürsten, dass 50 Hämmel &bdquo;dahir auf einem ganz ohngewohllichen Feldwege vorbey getrieben“ worden seien und deshalb kein Zoll gezahlt worden sein. Vogt Spancken beschlagnahmt die Tiere und fragt stellt den Zöllner Hibbelen zur Rede. Der bestätigt, für die Hämmel keinen Zoll erhalten zu haben. Spancken möchte nun vom Fürsten wissen, wie er weiter verfahren soll.

Im Januar 1781 sucht Zöllner Hibbelen den Vogt von sich aus auf, &bdquo;mit dem Juden Moyses Levi von Horn“ im Schlepptau. Der habe, beschwert sich Hibbelen eine Kuh und ein Kalb aus dem lippischen Veldrom ins Hochstift gebracht, ohne Zoll zu zahlen. &bdquo;So hätte er denselben in Paderbornischen Territorio auf Keitens Kampe eingeholet und dessen Kuhe bey den Veldromer Vorsteher ad arrestum gebracht.“ Für die in Feldrom beim Vorsteher festgesetzen Tiere, solle Levi nun Zoll zahlen. Der jammert, er sei arm und habe kein Geld dabei.

Im Oktober 1795 werden sogar bewaffnete Kräfte in Marsch gesetzt, um einen Zollverstoß, von dem Hibbelen vorher erfahren hat, zu verhindern. Tatsächlich verhindern die Soldaten früh morgens den unverzollten Transport von sechs mit Roggen beladenen Wagen. Zwei weitere Wagen sollten noch nachkommen, wovon einer auf anderem Weg die Zollstelle umfährt und ihnen durch die Lappen geht.

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