Thomas Stieger stellt neues Album in Wilberg vor

Horn-Bad Meinberg/Wilberg. Das Beste kommt zum Schluss: Thomas Stieger entdeckt Cosmo Klein im Publikum und bittet ihn – nachdem das Konzert eigentlich schon vorbei ist – auf die Bühne. Cosmo Klein als Zugabe fürs Publikum auf den gemütlichen Sofas des &bdquo;Red Horn Districts“. Ob die mitreißende anschließende Soul-Nummer wirklich ein spontanes Zufallsprodukt ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall bringt Cosmo Klein das Publikum auf die Füße und bewegt die Leute zum Swingen und Klatschen. Damit fährt er stehenden Applaus für die musikalische Leistung der Band um Thomas Stieger und deren Überraschungsgast ein.

Zuvor hatte Parade-Bassist Thomas Stieger sein neues Album &bdquo;Choices“ vorgestellt und damit seinen musikalischen Lebensweg porträtiert. Auf dem Album spielen neben Randy Brecker auch Simon Oslender, Alma Naidu oder die Bass-Ikonen Will Lee und Tim Lefebvre mit. Warum zwei weitere Bassisten, wo Stieger seinen Sechssaiter doch höchstselbst und famos zu zupfen versteht? &bdquo;Ich mag halt Bass-Musik“, erläutert er im &bdquo;Red Horn District“ vor vollem Haus.

Titel soll seinen Zauber behalten Eine weitere Erklärung lässt aufhorchen: Die Namen der Songs sind eher als Arbeitstitel zu verstehen. Ein bisschen verlegen wirkt der Bandleader, als er meint, den Titel &bdquo;Hissing the flag“ erklären zu müssen. Gemeint sei auf keinen Fall: eine Fahne hissen. Das hieße auf Englisch auch tatsächlich &bdquo;Raising the flag“. &bdquo;Ich weiß tatsächlich selbst nicht, was es bedeuten soll“, räumt er ein und liefert ein Stück Musikphilosophie nach: &bdquo;In der Instrumentalmusik nimmt das Erklären des Titels den Zauber raus.“

Manchmal erschließt sich ein Stückname trotzdem. &bdquo;Ocean“, von der Band als letzte Zugabe und &bdquo;Rausschmeißer“ zelebriert, klingt tatsächlich nach Meeresrauschen, was dem sphärischen Spiel von Keyboarder Simon Oslender zu verdanken ist. Bei den meisten anderen Titeln stecken Sinn und Bedeutung in der Sphäre des Rätselhaften fest.

&bdquo;The Night you changed your Mind“ etwa verrät nichts über Gründe einer Entscheidung oder den zugrunde liegenden Konflikt, in dem ein Sinneswandel stattfindet. Aber die Dynamik eines solchen Mindset-Wechsels wird musikalisch hinreißend deutlich. Drummer Peter Gall gibt einen zyklischen Rhythmus vor, dem Bolero sehr ähnlich, der von der Band aufgenommen und dynamisch bis zum Kipp-Punkt gesteigert wird. Dabei tritt ein wesentliches Kennzeichen der Stieger-Kompositionen deutlich zutage: variantenreiche Wege auf dem Pfad zum dynamischen und musikalischen Gipfel der Titel.

Das Publikum geht begeistert mit. &bdquo;Uh Yeah“- und &bdquo;Bravo“-Rufe, arrondiert mit anerkennenden &bdquo;Wow“-Expressionen, spendieren die Zuhörer vielen Titeln und vor allem nach hinreißenden Soli, die sich alle Musiker auf der Bühne gönnen. Bisweilen bewegt sich Thomas Stieger auf seinem sechssaitigen Bass so melodiös auf der höchsten Saite, dass der Charakter des Fundamental- und Begleitinstruments eine zusätzliche Nuance bekommt. Es scheint Gesetz des Jazz zu sein, auch wenn er sehr rockig daherkommt, dass jeder Musiker beweist, dass er ein Meister seines Instruments ist und Emotionen in Klang zu verwandeln versteht.

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