Ausgleichsflächen für den Industriepark Belle: Kontrollbericht deckt Mängel auf

Horn-Bad Meinberg. Wenn in der Natur gebaut wird, dann geht die zugebaute Fläche für die Tiere verloren. Damit die betroffenen Arten in der Nähe vergleichbare Lebensräume und Jagdgebiete finden, sind im Baurecht sogenannte &bdquo;artenschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen“ vorgesehen. Für den Amazon-Bau und den restlichen Industriepark Lippe wird die korrekte Umsetzung dieser Maßnahmen regelmäßig kontrolliert. Den aktuellen Kontrollbericht hat sich die Politik im Stadtentwicklungsausschuss angehört.

Das Amazon-Logistikzentrum wäre sogar fast daran gescheitert, dass 2021 anfangs nicht genug Ausgleichsflächen für den Beschluss eines Bebauungsplans zur Verfügung gestanden hatten. Die vorhandenen städtischen Grundstücke reichten für den gesamten Industriepark nicht aus. Und zu wenige Landwirte hatten sich damals bereit erklärt, auf ihren Äckern Umweltschutzmaßnahmen wie einen doppelten Reihenabstand im Getreide, das Brachliegenlassen von Ackerflächen, die Anlage von Blüh- oder Grasstreifen und das Einplanen von Fehlstellen auf Getreidefeldern als Lerchenfenster umzusetzen. Schließlich werden solche Maßnahmen ins Grundbuch eingetragen und dadurch quasi zu ewigen Verpflichtungen, auch für nachfolgende Generationen. Deshalb zahlt die Stadt den Landwirten für diese Eintragung und - je nach Maßnahme - auch für den Produktionsausfall Geld. Trotzdem konnte die Stadt damals erst nach intensiven Verhandlungen Erfolg vermelden und die Politik den Bebauungsplan beschließen.

Büro Höke kontrolliert neun Flächen als Stichprobe Weil die Artenschutzmaßnahmen für die Feldlerche, den Mäusebussard, das Rebhuhn, den Rotmilan, die Schleiereule, den Schwarzmilan, die Wachtel und den Wespenbussard &bdquo;produktionsintegriert“ sind, also in die weiter laufende Bewirtschaftung der Flächen eingebunden werden, sind sie schwer kontrollierbar. Das hatten damals sowohl der Naturschutzbund als auch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises angemerkt. Deshalb hat die Stadt das Bielefelder Umweltplanungsbüro Höke mit der Kontrolle, dem sogenannten Monitoring, beauftragt. Im Jahr 2024 hat das Büro neun Flächen als Stichprobe kontrolliert und diese dafür im April, Juni, Juli und August begangen.

&bdquo;Wir zählen nicht, welche Vögel auf welchen Flächen sind, sondern überprüfen nur, ob die vorgesehenen Maßnahmen umgesetzt worden sind“, stellte Höke-Mitarbeiter Meral Saxowsky klar. Dafür wird aber kontrolliert, ob die Stoppel von eingeplanten Stoppelbrachen die vorgesehene Mindesthöhe erreichen. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel lasse sich schwer kontrollieren, gab Saxowsky zu. Schließlich könnten Gründe für einen geringen Wildkräuteraufwuchs auch eine normale Bewirtschaftung im Jahr zuvor oder schlechte Standortbedingungen für die Kräuterarten sein. Spannend fand sie, dass die Pflanzenzusammensetzung in Blühstreifen, die normalerweise einmal für fünf Jahre ausgesät werden, über die Jahre variiert. &bdquo;2023 dominiert Kamille, 2024 am gleichen Standort weißer Klee und wilde Möhre.“ Frank Kuhlmann (Bürgerbündnis) wunderte sich weniger: &bdquo;Die Witterungsbedingungen waren 2023 und 2024 völlig anders.“

Saxowskys Fazit: Acht von neun kontrollierten Flächen waren im Endergebnis in Ordnung. Auf einer von ihnen dominieren allerdings Disteln anstelle von verschiedenen Blühpflanzen, was nicht ideal ist. Deshalb schlägt das Büro Höke vor, die Fläche im August bis März zweimalig zu mulchen.

Bei der durchgefallenen Fläche ist bei der ersten Kontrolle nicht korrekt gemäht worden. Sie sollte einen Kurzgrasstreifen und höheres Gras aufweisen. In Letzterem sollen Beutetiere von Greifvögeln nisten, während der Kurzgrasstreifen die Jagdmöglichkeiten der Vögel verbessern soll. Tatsächlich war das Gras dort im Juni 2024 aber durchgängig 60 Zentimeter hoch. Der Landwirt hat das später korrigiert.

Vollauslastung wird ab 2026 angenommen Ferner informierte Meral Saxowsky die Politik über die Maßnahmenplanung für die kommenden Jahre. &bdquo;Im Moment ist der Industriepark noch nicht vollflächig bebaut, sodass man die Fläche noch nicht voll kompensieren muss.“ Gleichwohl habe man sich darauf geeinigt, für 2026 eine Vollauslastung anzunehmen, damit sich neue Firmen auch sofort ansiedeln könnten.

&bdquo;Bei den Ausgleichsmaßnahmen selbst sind wir auf Vorschläge der Landwirte angewiesen, weil wir diesen nicht vorschreiben möchten, was sie wo anzupflanzen haben.“ Diese Vorschläge würden dann in eine Tabelle geschrieben und so ausgerechnet, dass genug Ausgleich für alle Arten vorhanden sei. Dabei gebe es immer eine kleine Überkompensation, weil Maßnahmen manchmal nicht sofort wie gewünscht funktionierten. Nicht alle möglichen Maßnahmen seien bei den Landwirten gleich beliebt. &bdquo;Von vielleicht zwölf Maßnahmen finden sechs oder sieben mehr Zuspruch“, berichtete Saxowsky. &bdquo;Ernteverzicht wurde bislang nur wenig verwendet. Doppelter Reihenabstand und Blühstreifen werden ganz gut angenommen. Die Schwarzbrache wurde noch gar nicht angewendet.“ Das sei aber kein Problem, weil es immer noch genug Maßnahmen gebe, die für die Zielarten wirksam seien.

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