Neue Schulleiterin am Gymnasium Horn: „Diese Schule passt zu mir!“

Horn-Bad Meinberg. Seit dem 10. Februar hat Anja Vothknecht als Schulleiterin am Gymnasium Horn die Nachfolge von Dr. Peter Pahmeyer angetreten. Sechs Wochen nach ihrem Amtsantritt hat die LZ mit ihr ein erstes Interview geführt.

Frau Vothknecht, gibt es ein Schulfach, in dem Sie früher selbst gescheitert sind?

Anja Vothknecht: Nein, erstaunlicherweise nicht. Ich bin gern zur Schule gegangen. Mein Schwerpunkt lag immer bei den Sprachen, aber kein Fach ist mir so richtig schwergefallen.

Was begeistert Sie am Schulalltag?

Anja Vothknecht: Die Tatsache, dass kein Tag ist wie der andere. Es ist immer aufregend, interessant und neu. Man hat mit vielen Menschen, Kolleg:innen, Schüler:innen und Eltern Kontakt. Oder auch externen Stellen... Die Schule nach außen zu vertreten, macht mir Spaß. Die Zeit vergeht dabei wie im Flug. Und weil ich vom Grabbe-Gymnasium darin schon Übung habe, hilft es mir, darin nicht nur die viele Arbeit zu sehen.

Hatten sie denn vor Ihrem Amtsantritt schon eine Beziehung zum Gymnasium Horn?

Anja Vothknecht: Ich kannte Herrn Pahmeyer aus diversen Gremien und ich hatte schon länger das Gefühl, dass die Schule zu mir passt und ich auch zur Schule passe. Und alles, was ich bisher erlebt habe, bestätigt diesen Eindruck glücklicherweise.

Was ist das konkret?

Anja Vothknecht: Eine Schule, die es Schüler:innen an vielen Stellen ermöglicht mitzugestalten, die sie in die Verantwortung nimmt. Beispielsweise beim Schulsanitätsdienst und bei der SV. Wir haben hier auch Schüler, die AGs leiten. Und das ist keine einmalige Sache, sondern Teil der Struktur der Schule. Toll ist auch, dass da, wo es sinnvoll möglich ist, die Schule verlassen wird. So kann der Horizont erweitert werden. Zu nennen wäre da die Kooperation mit der Förderschule beim Projekt &bdquo;Buddy-Plus“ und die Austauschprogramme mit Frankreich und Polen.

Und was bringt Sie zur Weißglut?

Anja Vothknecht: Für diese Schule kann ich das noch nicht sagen. Dafür bin ich jetzt noch nicht tief genug drin. Wenn ich Dinge sehe, wo ich denke: Hmmm!?, würde ich deshalb erst mal sagen: Vielleicht habe noch nicht genug gesehen, um sie zu verstehen. Was mich generell herausfordert, sind Innovationsbremser. Nach dem Motto: Das haben wir doch noch nie gemacht! Das ist bei einer Schule sehr, sehr hinderlich. So was strengt mich an.

Was haben Sie bislang über das Gymnasium Horn gelernt?

Anja Vothknecht: Es gibt hier eine schöne Atmosphäre und die hängt ganz eng mit dem Gebäude zusammen. Weil ich ja gerade nicht unterrichte, habe ich mich in alle Klassen einladen lassen. Immer habe ich gefragt: Was sind für euch die großen Pluspunkte dieser Schule? Dabei hat immer jemand was zum Schulgebäude gesagt. Beispielsweise: Wir sind hier alle nah beieinander, man kennt sich. Dieses Grundgefühl haben alle zum Ausdruck gebracht.

Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für das Gymnasium Horn?

Anja Vothknecht: Die Heterogenität. Wir werden lernen müssen, mit einem unterschiedlichen Leistungsniveau und unterschiedlichen familiären Hintergründen umzugehen und allen trotzdem einen guten Abschluss zu ermöglichen. Das bedeutet differenziertes Lernen und trotzdem noch Dinge gemeinsam zu machen. Damit hinterher nicht jeder vor seinem Computer für sich lernt. Diskussionen um Werte müssen wir immer gemeinsam führen.

Hier hat sich das Gymnasium als Schulform ja auch gewandelt: Früher wollten alle Gymnasiasten studieren, heute machen viele nach der Schule auch eine Ausbildung.

Anja Vothknecht: Wir tun uns einen großen Gefallen, wenn wir bei den verschiedenen Schulformen vergessen, in besser und schlechter zu denken. Am Gymnasium fehlt sicherlich an vielen Stellen heute immer noch der Praxisbezug. Aber im neuen Anbau ist bei uns beispielsweise eine Schulküche vorgesehen. Das finde ich großartig. Und jetzt gibt es hier schon eine Koch-AG im Nachmittagsbereich.

Künstliche Intelligenz ist derzeit die große Herausforderung für alle Schulen. Wie möchten Sie der begegnen?

Anja Vothknecht: Wir müssen lernen, KI als Tool intelligent zu nutzen. Da KI noch so neu ist und wegen der digitalen Verfügbarkeit, ist das für unsere Lehrkräfte noch ungewohnt. Wir müssen reflektieren, was das für unseren Unterricht bedeutet. Wo müssen wir uns anpassen? Die KI kann uns doch vielleicht auch vieles abnehmen, was es an lästigen Aufgaben im Schulalltag gibt. Arbeiten korrigieren müsste eine KI auch zumindest teilweise können, aber eine Diskussion in einem gesellschaftswissenschaftlichen Fach leiten, kann eine KI wohl eher nicht. Auf jeden Fall ist KI sehr oft Thema bei Dienstbesprechungen und ich erlebe da auch viel Offenheit.

Wo sehen Sie das Gymnasium Horn in fünf Jahren?

Anja Vothknecht: Das ist noch schwer zu sagen. Um das wirklich zu überblicken, reichen sechs Wochen noch nicht. Auf jeden Fall mit einem neuen Anbau, dessen Bau ja jetzt im Mai startet. Also in neuen Räumlichkeiten und die Möglichkeiten dort auch gut nutzend. Vielleicht hier und da noch ein bisschen vernetzter in der Schullandschaft vor Ort.

Wie sehen die aktuellen Anmeldezahlen aus?

Anja Vothknecht: Gut. Wir sind gesichert dreizügig. Das ist auch das, worauf wir als Schule ausgelegt sind. Jeweils drei Klassen, die aber nicht zu voll sind.

Was würden Sie tun, wenn Sie einen Tag lang keine Bürokratie und keine E-Mails hätten?

Anja Vothknecht: Ich würde mich in der Pause auf den Schulhof stellen und mit Schüler:innen sprechen. Ich würde viel mehr Zeit im Lehrerzimmer verbringen und mit Kolleg:innen sprechen, mehr Zeit im Austausch mit den Sekretärinnen verbringen. Und ich würde morgens als erstes zum Vertretungsteam gehen: Ich kann heute gerne vertreten. Was habt ihr für mich? Und darüber nachsinnen, was wir als Nächstes gesamtschulisch in Angriff nehmen wollen.

Was wünschen Sie sich von Ihren Schülern – jenseits von Noten?

Anja Vothknecht: Dass sie mit einem offenen Blick durch die Welt gehen. Dass sie Lust haben, zu verstehen, warum die Welt ist, wie sie ist und was sie gerne ändern möchten. Das ist im Grunde eine Lernvoraussetzung. Interesse an der Welt.

Und zuletzt: Wann würden Sie selbst sagen – jetzt bin ich hier angekommen?

Anja Vothknecht: Wenn ich größere Entwicklungsschritte mit der Schule gemeinsam gemacht habe. Wenn sich also aus der gemeinsamen Zeit, die ich mit der Schule verbracht habe, etwas ergibt, was wir gemeinsam umsetzen. Im Moment sind es ja eher noch Sachen, die andere mit auf den Weg gebracht haben.

Persönlich Anja Vothknecht ist 51 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in einem großen, alten Haus direkt am Rand des Teutoburger Waldes in Detmold . Dort gibt es immer etwas zu tun, was sie in ihrer Freizeit gerne macht. Außerdem ist sie in ihrer Kirchengemeinde aktiv. Bislang ist sie immer mit dem Fahrrad zum Grabbe-Gymnasium gefahren, wo sie ein Jahr lang kommissarische Schulleiterin war, bis die Schule eine neue Direktorin fand – die aber bald erkrankte. Die Detmolder Schule war seitdem, mit Anja Vothknecht als stellvertretende Schulleiterin, längere Zeit im Team geleitet worden. Um täglich zum Gymnasium in Horn zu kommen hat Vothknecht nun ein Auto geleast, was sie aber nach drei Jahren wieder abgeben möchte. Ihre Fächer sind Englisch, evangelische Religion und Latein.

Neue Schulleiterin am Gymnasium Horn: „Diese Schule passt zu mir!“

Anja Vothknecht ist neue Schulleiterin am Gymnasium Horn-Bad Meinberg

Dr. Peter Pahmeyer: Es wird zeitnah eine neue Schulleitung am Gymnasium Horn geben

Das Grabbe-Gymnasium Detmold hat einen neuen Schulleiter - vorerst

Das Detmolder Grabbe hat einen neuen Schulleiter

Gymnasium in Horn-Bad Meinberg feiert 30. „Geburtstag“

Warum diese Detmolderin ihr Abi besser als mit Eins bestanden hat

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus