Horn-Bad Meinberg. Dr. Stella Schwenner, parteilose Stadträtin in der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, möchte Horn-Bad Meinbergs Bürgermeisterin werden. Ihre Kandidatur für das höchste Amt der Stadt hat sie nun bekannt gegeben. Die Grünen-Fraktion wird sie dabei unterstützen.
Seit Februar 2022 ist Schwenner stellvertretende Bürgermeisterin. Ein Amt, zu dem die heute 47-Jährige kam, wie die Jungfrau zum Kind. „Miriam Stolcis hat das gerne gemacht, ist dann aber weggezogen. ,Du machst das doch im Grunde sowieso schon’, haben mir alle gesagt“, erzählt sie im Gespräch mit der LZ. „Die aktive Teilnahme in den Gremien, das Vernetzen. ,Nun bist Du es halt offiziell.’“ Natürlich sei sie als Stellvertreterin durch die Erkrankung von Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger plötzlich stärker gefordert gewesen, als das für diese Aufgabe normal sei. „Ich hatte plötzlich nahezu eine Vollzeitstelle.“
Seit 2020 in der Lokalpolitik
Schwenner ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie arbeitet als Lektorin und hält kunsthistorische Vorträge. Die gebürtige Dortmunderin verbindet heute noch viel mit Münster, wo sie Kunstgeschichte, Pädagogik und klassische Archäologie studiert hat. Längst fühlt sie sich in ihrer „Wahlheimat“ Horn-Bad Meinberg zu Hause. 2015 engagierte sie sich erst in der Flüchtlingshilfe und seit 2020 auch in der Lokalpolitik. Trotzdem hat ihr Skoda immer noch ein Münsteraner Kennzeichen. „Mit fremdem Kennzeichen fährt es sich hier etwas entspannter“, sagt sie mit einem Schmunzeln. „Aber die Lipper fahren sehr gut und routiniert Auto, so wie die Münsteraner Fahrrad fahren.“
Trotz ihres vertrauensvollen Verhältnisses zur Stadtverwaltung fehlten Schwenner selbst als stellvertretende Bürgermeisterin bislang die Rechte, etwas gegen erkannte Missstände zu tun. „Deshalb würde ich mich freuen, wenn ich zur Bürgermeisterin gewählt würde. Dann könnte ich noch viel mehr machen.“
„Zusammenarbeit“ als wichtiger Schwerpunkt
Bei ihrer Arbeit sei ihr stets besonders wichtig, dass alle mit im Boot seien, sagt Schwenner. „Zusammenarbeit“ benennt sie dann auch als einen ihrer großen Schwerpunkte, die sie als Bürgermeisterin setzen möchte. „Vermitteln. Keine Konflikte entstehen lassen, die nicht inhaltlich begründet sind. Die halten nur auf.“
„Wirtschaft“ nennt sie als zweiten wichtigen Schwerpunkt - und meint damit offenbar besonders den Tourismus. „Die fehlende Autobahnanbindung Horn-Bad Meinbergs ist keine Schwäche, sondern ein Vorteil.“ Es fallen Schlagworte, wie „Off-Grid-Destination“ und „größter Aschram außerhalb Indiens“. Projekte wie das Fachmarktzentrum („Eine Katastrophe! Das brauchen wir nicht.“) und die Ansiedlung von Amazon („Das fördert Arbeitstourismus - und falls sich die Arbeiter hier ansiedeln, fehlt uns der Wohnraum!“) sieht sie kritisch.
Für das Bad Meinberger Badehaus hätte sie gerne eine Lösung, „denn wir würden als Kommune nie wieder so ein hochqualitatives Bad bekommen.“ Das wollten auch alle anderen Fraktionen, sagt sie. Die Frage sei eben, wie sich das Bad bei der klammen Haushaltslage wiedereröffnen lasse. Die Situation sei gerade ein bisschen, wie wenn man etwas ganz unbedingt haben wolle, es sich aber eigentlich nicht leisten könne. „Wenn ich da eine Lösung hätte, würde ich die sofort raushauen.“ Sie hoffe ein bisschen auf die neue Bundesregierung, dass diese die Sanierung von Bestandsbädern fördere.
Trotz aller Vermittlung dürfe Politik auch ruhig emotional werden und von Herzen kommen, sagt Schwenner. „Es geht bei Lokalpolitik schließlich um mein Zuhause. Wenn das nicht emotional ist, was dann?“