Stella Schwenner möchte als Horn-Bad Meinberger Bürgermeisterin Strukturen modernisieren

Horn-Bad Meinberg. Dr. Stella Schwenner möchte Bürgermeisterin von Horn-Bad Meinberg werden. Als stellvertretende Bürgermeisterin, die den erkrankten Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger eineinhalb Jahre lang vertreten hat (die Verwaltungsleitung lag bei Kämmerer Tim Sölter), weiß sie recht gut, was auf sie zukäme. Zum LZ-Interview bittet sie auf den höchsten Punkt des Holzhauser Bergs in Horn.

Frau Dr. Schwenner, warum ist dieser Ort Ihr Lieblingsplatz?

Stella Schwenner: Hier sieht man früh die Sonne hinter Bad Meinberg aufgehen. Sie strahlt dann über Horn hinweg die Egge an. Das ist morgens um fünf ein traumhafter Ort, im leichten Morgennebel, wenn die Welt langsam wach wird. Hier sieht man aber auch, was passieren würde, wenn die Windräder auf der Egge kämen. Sie würden das identitätsprägende Profil unserer Landschaft kaputtmachen. Es käme ja auch niemand auf den Gedanken, auf den Fujiyama oder den Mont-Saint-Michel ein Windrad zu stellen.

Sie treten als unabhängige Kandidatin an, aber auf der Liste der Grünen?

Stella Schwenner: Ich habe nie einer Partei angehört und werde das auch nie. Das finde ich in der Kommunalpolitik unsinnig. Ich wollte mich aber politisch engagieren und habe mich bei unterschiedlichen Fraktionen umgesehen. Bei den Grünen konnte ich meine eigenen Themen und Interessen am Besten anbringen. Und mit den Entscheidungen der Grünen-Fraktion hier vor Ort konnte ich mich identifizieren. Das macht mich aber nicht zu einer &bdquo;Grünen“.

Sie haben Heinz-Dieter Krüger lange als stellvertretende Bürgermeisterin vertreten. Ist das jetzt nicht für Ihre Kandidatur ein Nachteil? Hätten Sie in der Position nicht bisher schon etwas ändern können?

Stella Schwenner: Ich glaube, ich habe in dieser Position bereits einiges verändert und verbessert. Aber ich habe ja kein Mandat als Bürgermeister und demnach auch nicht dessen vollwertige Befugnisse. Ich kann häufig nur anrufen und aufrütteln. Damit ich etwas ändern kann, brauche ich das große Ruder als Bürgermeisterin. Trotzdem ist von einem Tag auf den anderen ziemlich viel Arbeit bei mir gelandet – teilweise von morgens halb acht bis abends um zehn. Ich weiß also schon ganz gut, was als Bürgermeisterin auf mich zukäme.

Sie haben also schon Ideen, was Sie in der Stadtverwaltung alles ändern würden?

Stella Schwenner: Natürlich! Sie finden bestimmt auf manchen Tischen in der Stadtverwaltung meinen Zahnabdruck. Denn die Strukturen des öffentlichen Dienstes und ihre Formalien halte ich oft nicht für sinnvoll. Wir haben großartige Mitarbeiter, die aber oft an den Strukturen und Gewohnheiten scheitern. Das gehört aufgeräumt.

Haben Sie das nötige Rüstzeug dafür?

Stella Schwenner: Vor der Geburt meiner Kinder habe ich viele Jahre in einem juristischen Fachverlag in Münster gearbeitet und dort die Abteilung Recherche geleitet. Ich habe Mitarbeiter eingesetzt, geschult und auch rausgesetzt. Und in Köln habe ich bei Hasenkamp-Transporte die Abteilung Business Development aufgebaut. Ich habe mich mit Mitarbeiterführung, Projektarbeit und Optimierung beschäftigt. Ich glaube, das ist das, was man auch als Bürgermeister braucht.

Zu den wichtigen Horn-Bad Meinberger Themen: Muss oder kann die Kommune sich das Badehaus leisten?

Stella Schwenner: Es wäre schön, wenn sie es könnte. Wenn wir das Badehaus nicht wieder öffnen, dann ist es für immer tot und wir bekommen nie wieder eins. Solange wir die Möglichkeit haben, müssen wir dafür kämpfen. Auch wenn wir es für den Erhalt des Kurort-Status nicht brauchen, ist es wichtig für unsere Identität und natürlich für Sport und Gesundheit.

Amazon: Falsch oder richtig?

Stella Schwenner: Falsch! Immer gewesen! Ich weiß, es ist ein siebenstelliger Betrag übrig geblieben, den man gut angelegt hat. Aber es ist ein Versandhändler, der in Belle für Verkehr sorgt und der, was die Arbeitsplätze angeht, wirklich kein Vorzeigeunternehmen ist. Vor fünf Jahren haben wir Städte mit Amazon-Standorten angeschrieben und nach einem Resümee gefragt. Bis auf Dortmund und Leipzig haben alle gesagt: &bdquo;Nochmal würden wir es nicht machen.“

Aber Sie möchten doch auch, dass es wirtschaftlich mit Horn-Bad Meinberg vorangeht. Ist Amazon da nicht der Jackpot?

Stella Schwenner: Horn-Bad Meinberg muss aufpassen, sich nicht zu einer reinen Schlaf-Stadt für Paderborn, Bielefeld und Detmold und zu entwickeln, sondern seinen pittoresken Charakter für Bewohner und Tourismus zu bewahren. Da ist noch viel Potenzial vorhanden. Hier trauern viele Menschen der florierenden Kurstadt Bad Meinberg und dem mit Hornitex wirtschaftlich erfolgreichen Horn hinterher. Amazon wird uns diese Zeit aber nicht zurückbringen, eher schon der Tourismus.

Thema Fachmarktzentrum...

Stella Schwenner: (seufzt schwer) Ich finde es einen riesigen Fehler – auch dass man vorher Combi und Lidl die Erweiterung nicht erlaubt hat. Mit einer Brücke zwischen deren beiden Parkplätzen hätte man schon ein wunderbares Fachmarktzentrum gehabt. Da ist ein Bäcker, ein Bekleidungsgeschäft, ein Schuhgeschäft, eine Post, ein Discounter und ein Vollversorger. Aber man hat denen das Wasser abgedreht. Und zehn Jahre später hätte man diese Entscheidung von damals nicht durchdrücken, sondern überprüfen müssen. Aber das Fachmarktzentrum – und auch Amazon – sind jetzt da. Nun müssen wir uns auf die Zukunft konzentrieren und nachsteuern, wo Probleme entstanden sind.

Transparenzhinweis: Wir haben im Vorspann nachträglich deutlicher gemacht, in welcher Funktion Dr. Stella Schwenner als stellvertretende Bürgermeisterin tätig war.

Persönlich Dr. Stella Schwenner (47) ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie hat bis 2003 Kunstgeschichte, klassische Archäologie, Religionswissenschaften und Pädagogik studiert. 2010 folgte der Doktortitel. Berufliche Stationen waren in der Forschung, in der Erwachsenenbildung, in Verlagswesen und Touristik und bei einem großen Logistikunternehmen. Seit 2020 ist sie parteiloses Ratsmitglied in der Fraktion der Grünen, seit 2022 stellvertretende Bürgermeisterin.

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