Horn-Bad Meinberg prüft Klimawildnis im Stadtwald

Horn-Bad Meinberg. Aktuell bereitet die Stadt Verkehrswertgutachten für den Horn-Bad Meinberger Stadtwald vor. Das ist nötig, um eventuell Teile des städtischen Forsts zur Klimawildnis erklären zu können. Diese dürften dann nicht mehr bewirtschaftet werden, dafür würde die Stadt eine Entschädigung enthalten. Die Erstellung des Wertgutachtens hatten die Lokalpolitiker im Umweltausschuss Ende März mehrheitlich bei sechs Gegenstimmen und drei Enthaltungen beschlossen. Die Kosten des Gutachtens wird eine Stiftung vollständig bezahlen.

Aktuell wartet die Stadtverwaltung allerdings noch auf die Fertigstellung der neuen Forsteinrichtung, einer Art Bestandsaufnahme des Stadtwalds, die auch die Grundlage für den Holzeinschlagsplan bildet. Erst wenn die Zahlen daraus vorliegen, kann auf deren Grundlage das Verkehrswertgutachten erstellt werden, auf dessen Grundlage dann wiederum drei Varianten (maximal, minimal und ausgewogen) erarbeitet werden sollen, um der Politik die jeweiligen Konsequenzen aufzeigen zu können.

Zwei Prozent der Fläche Deutschland soll Wildnis werden

Bei der Suche nach einem Gutachterbüro für das Verkehrswertgutachten kassiert die Stadtverwaltung aktuell reihenweise Absagen. Man munkelt, dass es daran liegen könnte, dass die Gutachterbüros den größten Teil ihres Umsatzes mit Gutachten für die klassische Forstwirtschaft erzielen, sich also mit Gutachten, die das Ziel haben, Waldflächen aus der Bewirtschaftung zu nehmen, nicht selbst künftige Arbeit wegnehmen möchten.

Mit dem Förderprogramm Klimawildnis möchte das Bundesumweltministerium Waldflächen aber auch Moore fördern, auf denen sich die Natur dauerhaft nach eigenen Regeln entwickeln kann. Ziel der Bundesregierung ist es, auf zwei Prozent der Fläche Deutschlands Wildnis zu schaffen. So soll die biologische Vielfalt gestärkt und etwas für den Klimaschutz getan werden. Verboten wäre nach der Förderung die wirtschaftliche Nutzung des Waldes. Dafür bekäme die Stadt eine Entschädigung, die sich am im Gutachten festgestellten Verkehrswert orientierte. Eine Freizeit-Nutzung des Waldes wäre weiterhin möglich. Das Erleben der Wildnis für Besucher sei ausdrücklich erwünscht, erläuterte Stefan Schwill von der Klimawildniszentrale dem Umweltausschuss.

Förderung würde den monetären Nachteil ausgleichen

Ausschussvorsitzende Dr. Stella Schwenner hatte für die Idee der Klimawildnis geworben: Die sinnvolle Betreuung der Stadtwaldflächen sei seit jeher eine große Herausforderung. &bdquo;In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die Beförsterung durch Dienstleister immer wieder zu Unstimmigkeiten und inhaltlichen Verwerfungen geführt hat.“ Hinzu komme, dass die durch Hitzesommer und Borkenkäfer entstandenen Schäden kostenintensive Aufforstungs- und Pflegemaßnahmen nach sich gezogen hätten. &bdquo;Mit einem defizitären Verlauf ist zu rechnen.“

Da komme doch das Förderprogramm des Bundes gerade recht, das es ermögliche, aus der herkömmlichen Wald-Bewirtschaftung auszusteigen und den wirtschaftlichen Nachteil ausgeglichen zu bekommen. Immerhin liege ein Großteil des Stadtwaldes sowieso schon in Natur- oder Wasserschutzgebieten. Außerdem passe ein naturbelassener Wald hervorragend zu Horn-Bad Meinberg als Gesundheitshotspot und als Zentrum für Naturtourismus.

Infrage kämen möglichst zusammenhängende Flächen ab 50 Hektar, was nur ein kleiner Teil der insgesamt 486 Hektar großen Fläche des Stadtwaldes wäre. Für diese würde dann im Grundbuch der Nutzungsverzicht gegen Ausgleichszahlungen festgeschrieben.

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