Gemeinsam gegen Einsamkeit: In Horn werden Magen und Seele gefüllt

Horn Bad-Meinberg. Der Wind weht bunte Blätter über die Kirchstraße. Es ist nur ein kurzer Gang vom Auto in das Gebäude. Trotzdem kriecht die kühle Luft unter die Kleidung. Mit der im Eingangsbereich aufgehängten Jacke bleibt auch die frische Herbstkälte im Foyer. Gelächter ist zu hören. Eine Gruppe von rund 25 Personen sitzt verteilt an drei eckigen Tischen. Während die Sonne in den hinteren Teil des Raumes fällt, versorgen sich die ersten Teilnehmer schon mit der Suppenkelle am Buffet. Der Mittagstisch &bdquo;Niemand is(s)t allein“ hat auch heute wieder viele Menschen angelockt, um gemeinsam Mittag zu essen und Gemeinschaft zu haben.

Das Projekt wurde während der Corona-Zeit im Jahr 2021 ins Leben gerufen. Es sollte einsame Personen zusammenbringen und die Gastronomie stärken, denn das Essen wird von örtlichen Gastronomen gekocht. Die Helfer holen das Essen und bauen es in den Räumen auf. Zwischen den Gemeindehäusern in Horn und Bad Meinberg wird wöchentlich gewechselt. Es ist keine Anmeldung erforderlich und das Essen kostenlos.

Brauchen dringend Sponsoren Die Suppe dampft in den Schalen, das Besteck klirrt in den Schüsseln. Uwe Ewald rührt bedächtig in seiner Kürbissuppe. Er lebt allein und kommt gerne zum Mittagstisch. &bdquo;Es ist schön, mit den Leuten zu reden – das Essen ist gut. Man fühlt sich einfach wohl“, sagt er. Der 68-Jährige besucht regelmäßig das Suppenessen und pendelt dafür mit dem Bus von Bad Meinberg nach Horn.

Hinter dem Projekt stehen vier Teams, die sich um Einkauf, Vorbereitung und Ausgabe kümmern. Zwei in Horn und zwei Teams in Bad Meinberg. Pastor Matthias Zizelmann, zuständig für das Projekt, erklärt: &bdquo;Wir wollten einen Ort schaffen, an dem Menschen zusammenkommen, die sonst alleine essen würden.“ Doch er weiß auch: Die Förderung der Lippischen Landeskirche endet zum Jahresende. &bdquo;Damit das Projekt weiterlaufen kann, brauchen wir dringend neue Unterstützer, Sponsoren und Spender, um das Angebot weiter finanzieren zu können“, bekräftigt Zizelmann.

Förderung läuft aus Am hinteren Tisch des Raums sitzt Helga Voigt mit ihren Freundinnen Ella Grote und Karin Bachmann. &bdquo;Schmeiß mir mal die Kanne Kaffee rüber“, sagt sie gut gelaunt. Im Tauschhandel mit einem Milchkännchen erhält sie das Heißgetränk und gießt sich eine Tasse ein. &bdquo;Hier geht’s nicht nur um das Essen, sondern um die Gespräche. Die sind enorm wichtig“, sagt die 80-Jährige und betont, dass es ihnen als Gruppe wichtig sei, auch die zu erreichen, die sich vielleicht nicht trauten, den Mittagstisch zu besuchen.

Finanziert wird der Mittagstisch bislang über den sogenannten Erprobungsraum &bdquo;HBM Chribal“ der Lippischen Landeskirche . Dieses Förderprogramm unterstützte in den vergangenen Jahren verschiedene Gemeindeprojekte. Nach drei Jahren läuft die Förderung jetzt aus. Damit fallen auch die Mittel für Personalkosten und organisatorische Ausgaben weg, die bislang den regelmäßigen Betrieb des Mittagstischs ermöglicht haben.

Schritt gegen die Vereinsamung Raimond und Gabrielle Urhahn sind von Anfang an dabei. &bdquo;Man trifft hier Menschen, die man sonst nicht sehen würde“, sagt Raimond Urhahn und lächelt freundlich in die Runde. &bdquo;Das ist das Schöne. Einfach das Zusammensein.“ Seine Frau ergänzt mit Blick auf den Apfelkuchen mit Sahne und Schokoladensoße lachend: &bdquo;Und es gibt sogar Nachtisch.“ Und doch ist da der ernste Hintergrund: &bdquo;Dieser Mittagstisch ist ein wichtiger Schritt gegen die Vereinsamung.“

Ein Teilnehmer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sagt: &bdquo;Das Angebot ist nicht nur für den Magen gut, sondern besonders für die Seele“. Er wisse das Mittagessen im Gemeindehaus sehr zu schätzen. Er senkt seinen Kopf und schaut auf die Kürbissuppe: &bdquo;Heute gibt es eine richtige gute Herbstsuppe.“ Noch lächelt er, doch dann wird sein Blick ernst: &bdquo;Ich bekomme nur eine kleine Rente und spüre die Inflation sehr deutlich. Da ist das kostenlose Mittagessen eine echte Erleichterung.“ Er spüre, dass ihm das Essen und besonders die Gemeinschaft bei den Treffen sehr gut tue.

Niemand soll allein sein Draußen färbt die Herbstsonne die Blätter golden und der Wind weht sie auf den Rasen im Innenhof und auf die Straße. Während das Geschirr klappernd abgeräumt wird und einige Teilnehmer aufstehen und ihre Jacken anziehen, werden weiter Geschichten erzählt und Erfahrungen ausgetauscht. Der Geruch der herbstlichen Kürbissuppe vermischt mit dem des Apfelkuchens hängt noch in der Luft des Gemeindehauses. Man merkt: Hier geht es nicht nur um das Essen. Es geht um Begegnung und darum, dem anderen ein Ohr zu schenken. Ein Miteinander mit dem Ziel: Niemand soll allein sein.

Interessierte können sich bei Mona Lorenz unter Tel. (0151) 61891279, per E-Mail an mona.lorenz@meinekirche.info oder über den Instagram-Account hbm_chribal melden.

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