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Alexander Muth schreibt seine Geschichte als Deutscher in Russland auf

veröffentlicht

Alexander Muth erinnert sich noch gut an seine Jahre in Russland, die Arbeit in der Arbeitsarmee und die Kommandanturaufsicht. - © Foto: Gerstendorf-Welle
Alexander Muth erinnert sich noch gut an seine Jahre in Russland, die Arbeit in der Arbeitsarmee und die Kommandanturaufsicht. (© Foto: Gerstendorf-Welle)

Horn-Bad Meinberg. Das Leben in Russland war hart. Armut, Vertreibung, Kontrolle - Alexander Muth aus Horn hat eine Menge mitgemacht. Damit seine Erinnerungen nicht verloren gehen, hat er sie für seine Enkelkinder und alle anderen Interessierten aufgeschrieben und veröffentlicht.

"Erinnerungen eines Zeitzeugen - Die Vertreibung der Wolgadeutschen in den Jahren 1941-1989 unter Stalin" heißt das Buch, das bereits in den 90er-Jahren entstanden und nach längerer Verlagssuche nun auch erschienen ist. "Ich habe damals nach einem Weg gesucht, mich und meine Geschichte den Deutschen zu präsentieren, damit wir uns gegenseitig besser verstehen und damit wir Russlanddeutschen nicht immer die schwarzen Schafe sind", sagt der 85-Jährige zu seinen Beweggründen.

Mit Hilfe von Johannes Herber und später auch Reinhard Wohlfahrt schrieb der Wahl-Horner, der damals noch in Detmold lebte, seine Biographie auf. Angefangen mit seiner Geburt im März 1930 im Dorf Wiesenmüller nahe der Wolga, wo er seine Kindheit und einen Teil seiner Jugend verbrachte. In den 40er-Jahren folgten die Vertreibung nach Sibirien, die Jahre in der Arbeitsarmee und die Zeit unter der Kommandanturaufsicht, in der sich die Menschen zwar relativ frei bewegen durften, sich aber einmal im Monat beim Kommandanten melden mussten.

Später folgte die Heirat und - die Kommandanturaufsicht war mittlerweile aufgelöst - der Umzug nach Kirgisien. "32 Jahre haben wir dort gewohnt. Ich war Lagerleiter. Und als ich das Rentenalter erreicht hatte, habe ich mich losgeschafft", erzählt der Autor. Der Weg war frei für eine Ausreise nach Deutschland. 1974 kam eine Einladung einer Tante, die bereits vor Ort war, doch die Muths zweifelten. Der Grund: Die Arbeitslosigkeit bereitete ihnen Sorgen, und auch ansonsten erschien ihnen die Situation im Land nicht rosig.

Erst 1989 reisten sie auf Drängen der Kinder aus und suchten sich in Deutschland ein neues Zuhause. "Meine Schwiegermutter war dabei, ein Sohn, dessen Frau und eine Tochter", berichtet der 85-Jährige. Fünf weitere Familienmitglieder blieben vorerst zurück, kamen aber 1990 und 1993 nach. "Ich hab es nicht bereut, dass wir hergekommen sind. Ich bin sehr froh, dass ich den Kindern gehorcht habe", sagt Muth.

Die Zeit in Deutschland wird in "Erinnerung eines Zeitzeugen" jedoch nicht mehr thematisiert. Sie soll in einem zweiten Band beschrieben werden, der bereits in Planung ist.(jab)

Das Buch ist ab sofort im Handel erhältlich. ISBN: 978-3-8391-9543-7.

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