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Ein Lebensweg in die Isolation und Armut

Horn-Bad Meinbergerin leidet an Chemikalienunverträglichkeit

Von Cordula Gröne

Die Rentnerin hat das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen und hofft, mit ihrer Geschichte aufklären zu können. "Mir ist wichtig, dass viele verzweifelte Menschen Hilfe bekommen und nicht so einen langen Leidensweg haben wie ich."

Krankheitsbild Multiple Chemikal Sensitivity
Die Betroffenen reagieren mit starken Unverträglichkeiten auf vielfältige flüchtige Chemikalien wie Duftstoffe, Zigarettenrauch, Lösemittel oder Abgase - auch in niedriger Konzentration. Sie geben meist eine Vielzahl von unspezifischen Beschwerden an: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Augenbrennen, Verlust an Merkfähigkeit, Schwindel, Atemnot, Beschwerden am Bewegungsapparat, Magen-Darm-Beschwerden, Haut- und Schleimhautprobleme und diffuse Schmerzen. In der Regel nehmen die Symptome mit der Zeit zu, ebenso die Anzahl der Substanzen, die von den Betroffenen als auslösend wahrgenommen werden.

Kommentar von Redakteurin Cordula Gröne:
Kranke haben ein Recht auf Hilfe
Die Beschwerden sind vielfältig, die Ursachen unklar. Immer wieder gibt es Menschen, die verzweifeln, weil keiner weiß, was sie haben und denen nicht geholfen wird. Hinzu kommt, dass sie als Hypochonder abgestempelt oder als psychisch Kranke nicht für voll genommen werden.

Für die Multiple Chemical Sensitivity (Vielfache Chemikalienempfindlichkeit) gibt es jetzt immerhin einen Namen - und doch tun sich selbst Ärzte mit einer Umweltqualifikation damit schwer. Leistungen wie bestimmte Blutuntersuchungen können nicht abgerechnet werden, anderes wird wiederum nicht als medizinisch wirksam anerkannt.

Zudem gibt es nicht genügend Kliniken und Fachleute, die auf diese Krankheit spezialisiert sind. Die Betroffenen haben nicht nur einen schweren Leidensweg, sondern auch keine Lobby. Derzeit sollen Leitlinien in Vorbereitung sein, die Ärzten einen Überblick über den aktuellen Wissensstand vermitteln und Handlungsempfehlungen aufzeigen. Das ist immerhin ein Anfang.

Es müsste flächendeckend Fachärzte und Institutionen geben, die nicht nur fachkundig sind, sondern auch Hilfeleistungen darüber hinaus vermitteln können. Gerade Menschen mit wenig bekannten Krankheiten sind in unserem Gesundheitssystem verraten und verkauft. Fundamental wichtig ist ein gesundes Wohnumfeld - auch dafür müsste im Einzelfall gesorgt werden.
cgroene@lz-online.de

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