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Kalletal

Superintendent Hauptmeier: "Gemeinde in der Gemeinde" in Hohenhausen

Superintendent Dirk Hauptmeier habe das bei seiner mehrwöchigen Sondervisitation der Kirchengemeinde in vielen Gesprächen festgestellt

Kalletal-Hohenhausen. Viele Gläubige fühlen sich nach dem Eindruck von Dirk Hauptmeier in der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Hohenhausen nicht mehr zu Hause. Das habe er in zahlreichen Gesprächen erfahren, sagte der Superintendent der reformierten Klasse Nord gestern zum Abschluss der Sondervisitation in der Kirchengemeinde.

Mit ihm war der Klassenvorstand in der Kirche zu Gast. In seiner Predigt zum Abendmahlsgottesdienst gab Hauptmeier noch keinen abschließenden Bericht ab. Dieser werde in nächster Zukunft erstellt. Dennoch schilderte er erste Eindrücke aus den Begegnungen, die er während der Besuchswochen hatte. Die Landeskirche hatte die Sondervisitation anberaumt, nachdem ein ablehnender Beitrag im Gemeindebrief zur Segnung von homosexuellen Paaren im Gottesdienst Wirbel ausgelöst hatte. Im Nachgang hatten Gemeindeglieder kritisiert, dass auch Taufe, Trauung oder Bestattung nach speziellen Vorstellungen der Pfarrer abliefen.

Von einem Sturm der Entrüstung, den die Stellungnahme der Leitung der Kirchengemeinde ausgelöst habe, sprach Hauptmeier. Er dankte all denen, die sich zu Wort gemeldet hatten, ob öffentlich, in privatem Gespräch oder auch nur im Gebet. Der Klasse Nord sei aber klar gewesen, dass es eine Vorverurteilung nicht geben dürfe. Deshalb wollte sie mit einer Sondervisitation Licht ins Dunkel bringen.

Hauptmeier sagte, es sei eine Gemeinde in der Gemeinde entstanden. „Es geht nicht um eingetragene Lebensgemeinschaften, sondern um weit grundsätzlichere Fragen: Wie verbindlich sind die Aussagen der Bibel? Wer hat was zu sagen in der Gemeinde? Wie ist das eigene Amtsverständnis?" So sei es sehr verletzend für Gläubige, wenn der letzte Weg in den Friedwald verwehrt werde oder ohne kirchliche Begleitung erfolgen solle. Trauernde würden dadurch vor den Kopf gestoßen. Das alles rüttele an den Grundfesten der Gemeinde. Hauptmeier wählte den Vergleich, dass alle Gemeindeglieder unter einem Dach zusammenleben: „Alle haben Platz an Gottes Tisch. Wir müssen unsere Vorurteile auf der Fußmatte abstreifen."

Kritisch hinterfragte der Superintendent auch, warum bei der jüngsten Kirchenvorstandswahl nicht die Möglichkeit einer Korrektur wahrgenommen wurde. Positiv sei aber, dass der Kirchenvorstand entschieden habe, eigene Positionen zu überdenken. Dies sei allerdings auch schon bei der vorigen Visitation geschehen, ohne dass es merkliche Änderungen gegeben habe.

„Es kann kein einfaches ,Weiter so‘ geben. Jeder muss sich fragen: Wie liebevoll ist mein Beitrag in der Kirche?" Die Frage, wer darüber entscheidet, wen man in diese Hausgemeinschaft aufnimmt, beantwortet Hauptmeier eindeutig: „Wie gut ist es, dass Jesus an der Tür steht und jeden willkommen heißt." Man warte jetzt auf den Abschlussbericht des Klassenvorstandes, sagte Pastor Peter Busse später beim Kirchkaffee.

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