Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Kalletal

Kalletaler zieht Pfauenküken auf

Kalletal. Der Kalletaler Henry Frenzel (45) wird seit ein paar Tagen auf Schritt und Tritt verfolgt. Ob sein kleiner „Stalker" männlich oder weiblich ist, vermag er noch nicht zu sagen - das Geschlecht bei Pfauenküken kann man erst im Alter von etwa fünf bis sechs Monaten bestimmen.

Seine indische Pfauenhenne hatte das befruchtete Ei nach etwa drei Wochen nicht mehr bebrütet und das Gelege verlassen. „Ich habe das Ei durchleuchtet und wollte den Embryo nicht einfach sterben lassen", erklärt Frenzel, der das Ei einer Hühnerglucke untergeschoben hat, die es ausbrütete.

Etwa eine Woche nach dem Schlüpfen gab es aber unüberwindbare Kommunikationsschwierigkeiten in der „Geflügel-Patchwork-Familie".
Während Hühner ihrem Nachwuchs das Futter auf dem Boden zeigen, bekommen es Pfauenküken direkt von der Mutter aus dem Schnabel.

„Die Henne war einfach sehr genervt vom Küken, das ihr immer wieder am Schnabel hackte und nach Futter verlangte. Außerdem war sie zunehmend irritiert von den andersartigen Geräuschen. Pfauen sind sehr kommunikativ und dabei recht laut", erzählt Frenzel aus dem Leben mit Hühnern, Gänsen, Pfauen, Enten, das er nicht missen möchte.

Pfauenküken seien sehr auf die Mutter fixiert und würden erst im Alter von etwa einem Jahr selbstständig. Ohne Anschluss hätte das kleine, zwei Wochen alte, gelb-braun gescheckte Flauschknäuel nicht überleben können, sagt Frenzel. Nun hat das Küken sich ihn als „Ersatzfamilie" ausgesucht und folgt ihm überall hin. Entweder flitzt es blitzschnell hinter ihm her oder fliegt ihm auf die Schulter – Pfauen können nach wenigen Tagen fliegen. Üblicherweise schlafen sie auf der Wiese etwas außerhalb des Dorfes in den Bäumen, um vor Füchsen und anderen Raubtieren sicher zu sein.

Das Futter in Form von Insekten oder Geflügelfutter sucht sich das Kleine, sehr zur Erleichterung des Ziehvaters, schon selbst. „Ich habe noch eine vier Wochen alte bunte deutsche Edelziege, „Carlotta", die ich auch drei Mal am Tag mit der Flasche füttere", sagt der tierliebe Kalletaler.

Da ihm der Fuchs dieses Jahr die Nester ordentlich leer geräumt und sich eine 500 Euro teure Pfauenhenne einverleibt hat, sollen Frenzels verbleibende Schützlinge überleben. Das Pfauenküken fährt nun abends im Auto mit nach Hause und schläft bei zwei Hühnerküken in einem mobilen Stall, der im Haus steht.

Sobald der Nachwuchs Frenzels Stimme hört, wird dieser lautstark aufgefordert, sich zu kümmern. Wie sieht das kleine „Lärmwunder" aus, wenn es groß ist? „Es wird wahrscheinlich ein seltener Lilaschecke", vermutet Frenzel, währenddessen kuschelt sich das Küken in seiner Armbeuge ein und freut sich auf den gemeinsamen Fernsehabend.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.