Kalletal-Henstorf. „Schummeln ist nicht!" Imke Jürgensen (32) und Patricia von Schwedes (45), Pferdetrainerinnen aus Schleswig und Perleberg, haben sich Freiheit in der Kommunikation mit Pferden auf die Fahnen geschrieben. Den Teilnehmern ihres Seminars vermitteln sie, wie das funktioniert – ohne Führstrick und Halfter. „Das unterscheidet uns von anderen Pferdetrainern", erklärt Jürgensen im „Liberty"-Kurs beim Reit- und Fahrverein Kalletal. Die beiden Trainerinnen sind so gut gebucht, dass sie in Kalletal ihren Kursus gleich noch einmal wiederholen mussten.
Apropos „Liberty", zu Deutsch Freiheit: „Freiarbeit mit Pferden ist gerade total angesagt", weiß Claudia Meßner, Vorsitzende des Kalletaler Vereins und selbst Kursusteilnehmerin. Die Teilnehmer des Kurses auf der Reitanlage Niedermeien hatten die unterschiedlichsten Pferde mitgebracht, vom edlen Spanier über den Haflinger, das Oldenburger Warmblut bis hin zum irischen Tinker-Pony. Mit von der Party war auch „Danco", ein Spanier-Wallach, mit seiner Besitzerin Esther Meierhenrich (25) aus Niedermeien. „Ich besitze Danco seit neun Monaten", erklärt die junge Frau, während der Spanier, die Nase am Boden, neugierig die ihm zugeteilte und mit Seilen abgeteilte Hälfte der Reithalle erkundet.
Lehrfilm bekommt Preis
Wer die Kommunikation nach ihrem Prinzip „Ways 2 Liberty" erlernen möchte, aber den Kursus verpasst hat, dem empfehlen die beiden Trainerinnen ihre Lern-DVD. „Die hat beim Pferdefilmfestival Equinale in diesem Jahr den ersten Preis als bester Lehrfilm erhalten", freut sich Patricia Schwedes. Mehr über die Pferdetrainerinnen findet sich unter www.ways2liberty.com im Internet.Das Ziel der jeweils sechs rund 20 Minuten dauernden Lernheiten im Zwei-Tages-Kursus ist es, die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu verbessern. Wie das geht, zeigt Patricia von Schwedes. Zwar winken die Trainerinnen beim Stichwort „Pferdeflüsterer" ab, aber auch sie wissen: „Das Pferd kommuniziert über Körpersprache", wie von Schwedes betont. Gemeinsam mit der Besitzerin nähert sie sich seitlich dem hinteren Bein des Pferdes. So funktioniert Pferdesprache: Ziel ist, das Tier zur Vorwärts-Bewegung zu veranlassen. Weil sie nicht über Laute miteinander kommunizieren, würden sich Pferde selbst ebenfalls auf diese Weise verständigen.
„Aber anders als andere Trainer schicken wir das Pferd nicht erst weg und lassen es Runde um Runde laufen, sondern sprechen gleich eine Einladung aus, uns zu folgen", ergänzt Imke Jürgensen. Da es für den Spanier „Danco" und seine Besitzerin bereits der zweite „Liberty"-Kursus ist, funktioniert die körpersprachliche Kommunikation von Mensch und Pferd bereits sehr gut. Anders ist das bei der Islandpferde-Stute „Freya". Sie interessiert sich anfangs mehr für die Umgebung als für ihre Besitzerin. „Hier ist die Herausforderung bereits etwas größer. Viele Besitzer wären jetzt geneigt, ein Halfter anzulegen; andere würden vielleicht mit Leckerchen arbeiten.
Das nennen wir schummeln. Wir tun all dies nicht. Das Pferd soll sich freiwillig dem Menschen zuwenden und ihm ohne Zwang oder Bestechung folgen", definieren die Pferdetrainerinnen ihr Ziel, dem am Ende des Seminars auch die kleine Island-Stute schon ziemlich nahe kommt. „Mein Pferd achtet auf mich, auch in fremder Umgebung. Ich bin von dieser Art der Kommunikation mit Pferden total begeistert", sagt Esther Meierhenrich.