Die Hintergründe zum Freispruch des mutmaßlichen Brandstifters aus Kalletal

Kalletal/Detmold. Viermal war binnen sechs Monaten auf einem Bauernhof in Kalldorf Feuer ausgebrochen. Den Ermittlern mangelte es anfangs noch an Hinweisen. Das änderte sich bei dem Feuer, das in der Nacht auf den 22. Januar brannte: Eine auf dem Hof installierte Überwachungskamera filmte das Geschehen. Doch obwohl ihn Zeugen darauf erkannt haben wollen, sprach das Landgericht Detmold einen 44-Jährigen frei. Auch weil es keine Anhaltspunkte für ein Motiv des Kalletalers gab.

Dem wegen Brandstiftung vorbestraften Angeklagten wurde vorgeworfen, in jener Nacht auf dem Hof seines Bruders in Kalldorf mit Hilfe von Brandbeschleunigern einen Holzunterstand angezündet zu haben, der an der Wand des Wohnhauses aufgestellt war. Am zweiten Verhandlungstag wurde die Schwägerin des Angeklagten, die mit dessen Bruder und Vater auf dem Hof wohnt, als Zeugin befragt. Auf die Nachfrage, wie ihre Beziehung zu dem 44-Jährigen sei, berichtete die Frau von einem normalen Familienverhältnis. Ihr Schwager, der das Anwesen seiner Familie öfter besuchte, habe keine Anhaltspunkte für ein mögliches Motiv geboten.

Mit Schrecken will sie auf den Bildern der Überwachungskamera ihren Schwager erkannt haben. Laut eigener Aussage fielen ihr sofort unter anderem die besondere Gangart und Eigenheiten der Kleidung auf. Merkmale, die für sie nur den 44-Jährigen als Täter in Betracht kamen ließen. Zwei weitere Zeugen wollen den Angeklagten ebenfalls erkannt haben – einer jedoch erst, nachdem die Polizei auf den Gang der Person hingewiesen hatte.

Weil drei der vier Zeugen den Angeklagten erkannt haben wollten, bestand für die Polizei dringender Tatverdacht. Seit Ende Januar saß 44-Jährige deshalb in Untersuchungshaft.

Wie sich im Verlauf der Verhandlung herausstellte, hatte die Polizei aber keinen Sachverständigen für die genauere Brandermittlung hinzugezogen. Auch die thailändische Ehefrau des Angeklagten wurde nicht befragt. Weil dieser weitgehend schwieg, war auch nicht aufzuklären, wo er sich zum Zeitpunkt der Tat aufhielt. Ein psychiatrischer Sachverständiger erkannte keine Auffälligkeiten bei ihm.

Als sich das Gericht die vom Bundeskriminalamt nachbearbeiteten Aufnahmen der Überwachungskamera ansah, waren Merkmale, die die Zeugen erkannt haben wollten, nicht eindeutig festzustellen, wie der Vorsitzende Richter Karsten Niemeyer in der Urteilsbegründung deutlich machte. Dafür seien Qualität und Perspektive zu schlecht. Überdies seien die Sequenzen zu abrupt, um ein unrundes Gangbild der Person zu erkennen.

Die Meinung des Gerichts deckte sich mit der von Verteidiger Dr. Detlev Otto Binder, der auf Freispruch plädierte. Staatsanwalt Alexander Görlitz hatte vier Jahre Haft gefordert. Doch das Video reiche als einziges Beweismittel nicht, um dem Angeklagten die Tat nachzuweisen, so der Richter. Zu vieles blieb auch am letzten Verhandlungstag Spekulation. Für die U-Haft wird der 44-Jährige finanziell entschädigt.

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