Tierheim Eichenhof befürchtet Abgabewelle

Nordlippe/Vlotho. Im vergangenen Jahr konnten sich die Tierheime vor Anfragen kaum noch retten. Das Tierheim Eichenhof in Vlotho ist da keine Ausnahme. Zahlreiche Interessenten haben sich gemeldet, vor allem Hunde standen hoch im Kurs.

Doch so sehr sich das Tierheim über erfolgreiche Vermittlungen auch freut – eine große Sorge schwingt immer mit. Denn was passiert jetzt mit all den Lockdown-Hunden, sobald Urlaub wieder problemlos möglich ist und die Zeiten des Homeoffice vorbei sind?

&bdquo;Bisher hatten wir zum Glück keine Abgaben aus diesen Gründen, aber wir merken schon, dass die Pensionsanfragen extrem hoch sind", berichtet Tierheim-Leiterin Kerstin Sanker. Das Problem: Fast alle Hundezwinger sind schon voll.

"Die Lage ist angespannt"

Derzeit leben 21 Hunde im Vlothoer Tierheim, viele von ihnen wurden vom Veterinäramt beschlagnahmt. &bdquo;Pensionshunde können wir nur aufnehmen, wenn wir den Platz haben, da müssen wir im Moment leider absagen. Aber ich mache mir natürlich schon Gedanken darüber, was mit den Tieren passiert, wenn die Besitzer auch woanders keinen Pensionsplatz finden", sagt Kerstin Sanker, die im Laufe der kommenden Monate mit einer regelrechten Abgabewelle rechnet: &bdquo;Wir wollen es natürlich nicht hoffen, aber die Lage ist angespannt und ehrlich gesagt wartet man nur darauf."

Auch Annette Kortekamp, Vorsitzende des Vlothoer Tierschutzvereins, findet für die Situation klare Worte: &bdquo;Das wäre für uns wirklich eine Katastrophe." Denn die Pandemie hat das Tierheim auch finanziell hart getroffen. Durch die vielen Veranstaltungen, die im Laufe des Jahres abgesagt werden mussten, fehlen die Einnahmen und auch die Spenden sind deutlich geringer ausgefallen. &bdquo;Viele Leute sind in Kurzarbeit oder haben ihren Job verloren. Da sitzt der Euro natürlich nicht mehr so locker. Auch fehlen uns teilweise Sachspenden, das stimmt uns schon sehr traurig", sagt Kortekamp. So werde momentan dringend Katzenfutter gebraucht und auch das Frisch- oder Trockenfutter für die Tiere im Kleintierhaus sei knapp. Außerdem könne das Tierheim Eichenhof immer Handtücher und Wäsche gebrauchen.

&bdquo;Viele Interessenten wollten Hunde haben, die perfekt sind."

Insgesamt leben im Eichenhof aktuell 23 Kleintiere, 54 Katzen und 21 Hunde. Und vor allem letztere haben im vergangenen Jahr für teils absurde Situationen gesorgt. &bdquo;Viele Interessenten wollten Hunde haben, die perfekt sind. Teilweise haben wir richtig lange Wunschzettel per Mail bekommen, da stand dann, was das Tier alles können soll", berichtet Kerstin Sanker.

Um die ernsthaften Interessenten herauszufiltern, hat das Tierheim seine Abläufe umgestellt – denn für Besucher ist das Gelände nach wie vor geschlossen. So wurden nun erst einmal telefonische Vorgespräche geführt, bevor die Interessenten einen Informationsbogen über sich ausfüllen mussten. &bdquo;Da konnten wir dann schon sehen, wie die Rahmenbedingungen dort sind und was für ein Tier zu den Leuten passen könnte. Erst dann haben wir mit den Interessenten einen Termin bei uns vereinbart", so Sanker. Grundsätzlich seien in der Corona-Zeit mehr Tiere als sonst vermittelt worden – auch die Hunde, die eher als Problemfall galten, haben teilweise eine Chance bekommen.

Leute sind bereit, Unsummen für Tiere zu bezahlen Viel mehr Sorgen macht sich der Tierschutzverein jetzt aber um die Tiere, die auf anderem Wege angeschafft wurden. &bdquo;Die Leute haben sich einfach irgendwo einen Hund geholt, oftmals ohne das Tier vorher kennenzulernen oder sich wirklich Gedanken zu machen", sagt Annette Kortekamp, der in diesem Zusammenhang vor allem die Online-Plattform Ebay ein Dorn im Auge ist: &bdquo;Da werden teilweise Welpen aus dem Ausland verkauft, die viel zu früh von der Mutter getrennt wurden oder krank sind. Diese Tiere wollen die Käufer dann oft ganz schnell wieder loswerden. Wenn die Hunde Glück haben, landen sie bei einem Tierschutzverein. Wenn sie Pech haben, werden sie einfach ausgesetzt."

Wie groß die Nachfrage nach Hunden in den vergangenen Monaten war, zeigen auch die Kosten. Preise von rund 3000 Euro pro Hund seien im Internet laut dem Vlothoer Tierschutzverein mittlerweile normal. &bdquo;Wenn die Leute auf einmal bereit sind, Unsummen für einen Hund zu zahlen, kommen viele Menschen auf dumme Ideen. Gerade Betrügern wird es damit so leicht gemacht. Online-Tierhandel müsste wirklich verboten werden", so Sanker.

Tierheime können nicht alles auffangen Abgesehen von der Menge der angeschafften Hunde bereitet dem Tierschutzverein auch ein anderes Thema Sorgen: Die Hundeschulen waren ebenfalls lange Zeit geschlossen. &bdquo;Angenommen, man hat sich im ersten Lockdown einen Welpen gekauft, dann ist das Tier jetzt in der Pubertät. Und dann wird es oft erst richtig lustig, da kann es mit den Problemen nämlich losgehen", sagt Annette Kortekamp.

So sei die Sorge groß, dass die Tiere nicht nur aufgrund von Zeitmangel, sondern auch aufgrund von Verhaltensproblemen massenhaft abgegeben werden. &bdquo;Das ist eine Menge, die man jetzt natürlich nur grob schätzen kann. Aber ich bin mir sicher, dass die Tierheime das gar nicht alles auffangen können", so Kortekamp.

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