"Fast alle" wollten die Ortsumgehung von Langenholzhausen

Kalletal-Langenholzhausen . Langenholzhausen wurde am 1. Januar 1969 im Zuge der Gemeindereform in die Gemeinde Kalletal eingegliedert. Ein paar Jahre später begann bereits die Debatte um eine Ortsumgehung. Warum? Kieslaster. Der Weserkies aus Varenholz und Möllenbeck wurde über Jahrzehnte mit Sattelzügen oder Muldenkippern durch Langenholzhausen chauffiert. Im Dezember 2011 feierte das Dorf die Freigabe der Umgehungsstraße. Eine Reise zurück.

Cajus Caesar war seit 1998 mit zwei kleinen Unterbrechungen Bundestagsabgeordneter und lebte über Jahre als Förster des Landesverbandes am Kirchberg. Die Diskussion um eine Ortsumgehung Langenholzhausen kennt er aus dem Eff-Eff und erinnert sich: &bdquo;In den 90er Jahren zeichnete sich bei einer Versammlung ab, dass rund 90 Prozent der Bevölkerung für die Ortsumgehung waren. Das ist nicht immer so." Oftmals, so Caesar, der heute in Westorf lebt, gebe es zahlenmäßig ebenso viele Skeptiker wie Befürworter. Gefragt, welche &bdquo;Polit-Prominenz" sich damals endlich für den Ausbau stark gemacht habe, antwortet Caesar: &bdquo;Günter Kozlowski, der war bis 2010 Staatssekretär im Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen."

Verkehrstechnisch etwas abgeschnitten Und auch Manfred Rehse, SPD Kalletal, der selbst in Langenholzhausen lebt, erinnert sich an einen &bdquo;Promi": &bdquo;Günter Krause, der damalige Bundesverkehrsminister, hat uns quasi die Umgehung versprochen." Rehse sieht die Ambivalenz im Ort dennoch: &bdquo;Verkehrstechnisch sind wir natürlich etwas abgeschnitten, was beispielsweise für die Gastronomie in der Lippischen Rose einen Verlust von Gästen darstellt. Dafür ist es nicht nur an der Hauptstraße deutlich ruhiger." Und obwohl es vor 40 Jahren mehrere Trassenverläufe gab, die anfangs zur Debatte standen, so Rehse, sei die Umgehung, so wie sie ab 2008 gebaut wurde, nahezu unumstritten gewesen.

Nicht ganz unumstritten war übrigens das 350 Meter lange Wortungetüm &bdquo;Irritationsschutzzaun" für die Fledermäuse. Caesar aus der Erinnerung: &bdquo;Unbedingt gewollt hat diesen Zaun kaum jemand, aber bevor das ganze Projekt wieder auf Eis gelegt worden wäre, wurde dem Bau nach einem Gutachten zugestimmt." Ob es bei diesem Mammutprojekt ( Baukosten: 6,8 Millionen Euro ) auch Verlierer gab? Erhard Arning, SPD-Ikone und Jahrzehnte in vielen Bereichen der Politik mittendrin, sieht zumindest eine Zunahme des Lkw-Verkehrs für Kalldorf: &bdquo;Ich erinnere mich nicht an Rivalität zwischen Langenholzhausen und Kalldorf, aber die Kieslaster fahren seit dem Bau der Straße verstärkt durch Kalldorf und weniger durch Erder an der Weser entlang."

Der Umstand, dass die Straße (B 514) in diesem Jahr neu geteert werde, spreche für die stärkere Nutzung. Und natürlich gab es durch weniger Menschen auf der Straße auch andere &bdquo;Rückbauten": Volksbank und Sparkasse hatten früher direkt an der Hauptstraße ihre Filialen mit Personal und allem Pipapo – das ist längst Vergangenheit. Mittlerweile teilen sich die beiden Kreditinstitute ein Gebäude, in dem vorzugsweise Automaten ihren Job machen. 5000 Autos am Tag weniger hatte Straßen NRW seinerzeit bei der Planung ermittelt. In denen sitzen in der Regel Menschen, die auch etwas kaufen könnten.

Ein lachendes und ein weinendes Auge Einer, der schon in der dritten Generation Schuhe verkauft, ist Jan Willer. Sein Geschäft steht direkt in der Kurve, die nach Heidelbeck führt. Willer hat selbst drei Kinder und ist aus verkehrstechnischer Sicht froh über die Umgehungsstraße. &bdquo;Letztendlich sehe ich es mit einem weinenden und einem lachenden Auge", so der Geschäftsmann. Die Umsatzeinbußen durch weniger Laufkundschaft müsse man heutzutage durch den Online-Handel wieder auffangen. Erhard Richert, mittlerweile 90 Jahre alt, hatte in den 80er Jahren mit seiner verstorbenen Frau Lydia auch mal ein Schuhgeschäft direkt an der Hauptstraße. Er erinnerte sich an die große Umstellung 2011 und fasste zusammen: &bdquo;Wir hatten vor Jahrzehnten eine Dreifachverglasung einbauen lassen, nach der Fertigstellung der Umgehungsstraße war das Thema Lärm wirklich zu 90 Prozent erledigt."

Jörg Pönninghaus ist Unternehmer und betreibt genau in dem &bdquo;Dreieck", in dem die alte Bruchstraße auf die Umgehungsstraße trifft, eine Industriebuchbinderei für Booklets, Kataloge, Bedienungsanleitungen und vieles mehr. Der Geschäftsmann, auch in der Feuerwehr aktiv, kann sich an das &bdquo;Vorher und Nachher" gut erinnern. &bdquo;Wir haben 2005 hier auf dem ehemaligen Sägewerksgelände gebaut, hatten große Abstimmungsprobleme wegen einer Offenlegung des Pferdebruchbachs, der seit dem Bau der Umgehung unter der Straße verläuft und später in die Kalle fließt. Wäre die Straße nicht gekommen, wären mir womöglich weitere Kosten von 75.000 Euro entstanden, weil ich den Graben hätte zahlen müssen."

Schmutziger Parkplatz Dafür bleibt Pönninghaus eine andere Folge des Umgehungsstraßen-Baus nicht erspart. Obwohl der nächste Fastfood-Gigant in Rinteln ansässig ist, findet der Unternehmer montags regelmäßig jede Menge Müll auf seinem Parkplatz. &bdquo;Die Leute fahren wohl von Rinteln bis Langenholzhausen, um hier ihre Pommes zu essen." Angesprochen auf die Entwicklung des Lärmpegels, sagt er: &bdquo;Unter heutigen Gesichtspunkten könnte der Ort Langenholzhausen den Verkehr nicht mehr aufnehmen."

Auf Initiative einiger aktiver Dorfbewohner hat sich im Ort vor knapp einem Jahr ein neuer Heimatverein unter dem Namen &bdquo;Dorfleben Langenholzhausen" gegründet. Der Verein ist Mitglied im Lippischen Heimatbund – bei der Gründungsveranstaltung wurde Annette Flörkemeier als Vorsitzende gewählt. Sie lebt an der Straße nach Tevenhausen und erinnert sich noch an die Zeiten, als die B238 einmal quer durch Langenholzhausen führte: &bdquo;Mit meinen Kindern hatte ich immer Schwierigkeiten, zwischen all den Lastern heil die Straße zu überqueren, vor allem an der Brücke. Mit dem Fahrrad war es uns in diesem Bereich auch zu gefährlich. Heute ist das einfacher, und die Vereinsgemeinschaft unternimmt jetzt erneut Anstrengungen, um die Situation an der Hauptstraße den Bedürfnissen der Anwohner anzupassen."

Volksbank und Sparkasse Die ehemalige Volksbank Kalletal zog mit der Geschäftsstelle in Langenholzhausen im Jahr 1984 an die Hauptstraße 22, geplant für zwei Mitarbeiter. Sie wuchs schnell und wurde eine feste Größe im Zentrum von Langenholzhausen. Nach der Fusion zur Volksbank Nordlippe 1989 wurde die Geschäftsstelle mit moderner Technik ausgestattet. Ein Geldautomat und ein Kontoauszugsdrucker wurden installiert, und die zwei Mitarbeiter der Bank hatten ausreichend zu tun. 2008 fusionierten die Volksbanken Nordlippe und Bad Salzuflen. Das veränderte Kundenverhalten mit der Digitalisierung im Zahlungsverkehr brachte Veränderungen in der Bankenlandschaft mit sich und machte auch vor der Geschäftsstelle Langenholzhausen nicht halt: 2020 wurden Volksbank und Sparkasse in einem Gebäude mit Selbstbedienungs-Service zusammengeführt.

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