Warum Langenholzhausen zur Ruhe gekommen, aber nicht „vereinsamt“ ist

Kalletal-Langenholzhausen. Im Dezember 2011 feierte das Dorf die Freigabe der Umgehungsstraße.

Günter Krause, ein früherer Bundesverkehrsminister, habe dem Ort im Kalletal vor Jahrzehnten mal die Umgehung versprochen, so die Legende.

Atmosphäre hat sich verändert Das ist fraglos lange her; doch wer sich mit der Entwicklung von Langenholzhausen beschäftigt, kommt an der Umgehung nicht vorbei. Sie hat die Atmosphäre im Ort verändert. Andreas Liske vom Heimatverein: &bdquo;Das Ende des Durchgangsverkehrs war letztendlich auch für mich ein Grund, von Lemgo hier her zu ziehen.“

Es sind Nahtstellen, wo die Bevölkerung im Kern der gleichen Meinung sein dürfte: Weniger Verkehr gilt als &bdquo;gute Idee“, wenn man an Kinder denkt, an Radfahrer oder Nachtruhe. Ist man ein Geschäftsmann oder Gastronom, könnte das alles schon ganz anders aussehen.

Jan Willer beispielsweise betreibt seit Jahren, wie schon sein Vater, ein Schuhgeschäft in dem kleinen Ort. Ungewöhnlich, aber machbar. In einer Kurve, die nach Heidelbeck führt, steht sein Geschäft; eine Kreuzung, in der Jedermann über die Straße gehen kann, ohne groß rechts und links zu checken. Heute geht das. Die Umgehung, die Langenholzhausen im Grunde in zwei Teile schneidet, der eine ist aber nur der Sportplatz, der andere der &bdquo;Rest“, sorgt eben auch dafür, dass nur in den Ort fährt, wer auch in den Ort will. Alle andere &bdquo;kesseln“ Richtung Rinteln oder Hohenhausen dran vorbei.

Viel Infrastruktur ist erhalten geblieben Hinter Hohenhausen gilt das Dorf unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahlen als die zweitgrößte Einheit im Kalletal. Und auch wenn die Fußballer längst mit Stemmen, Varenholz und Heidelbeck fusioniert haben, blieb dem Ort auch eine Menge an Infrastruktur erhalten.

Sören Busch betreibt eine Bäckerei, Sven Stein einen häuslichen Betreuungsdienst im Gebäude der früheren Volksbank. Dazu zählen die beiden Geschäftsmänner auf: &bdquo;Wir haben eine Tischlerei, das kleine Industriegebiet Richtung Rinteln, eine Industriebuchbinderei, die Lippische Rose, also noch eine Gastwirtschaft, eine Pizzeria mit Bringdienst, einen Landwirt mit einem Misthaufen im Dorf, sogar zwei Allgemeinmediziner und natürlich muss man die Grundschule und den Kindergarten nennen.“

So viel &bdquo;Vorrat“ bieten nun wirklich nicht alle Ortschaften im Kalletal. Fragt man Liske vom Heimatverein, wie sich die Vereinsstruktur entwickelt habe, sieht es kaum anders aus. Liske: &bdquo;Feuerwehr, der Sportverein, die AWO, die Solawi, die Kirchengemeinde, eine Vereinsgemeinschaft, die sich vier oder fünf Mal im Jahr trifft; das passt schon.“ Und Jan Willer, der einmal im Jahr einen großen Wandertag organisiert, weiß, dass die üblichen Feste - Osterfeuer, Sportfest oder Adventsmarkt - weiterhin laufen.

Wer hier lebt, braucht ein Auto Was niemand leugnet, sind die typischen Strukturprobleme auf dem Land. Die Gastronomie freut sich quasi über jeden Gast und für den Tourismus interessante Entwicklungen - wie ein Radweg nach Hohenhausen - lassen auf sich warten. Dafür liegt Langenholzhausen günstig für alle Einkäufe, egal ob zu Tante Enso nach Stemmen oder zu den Supermärkten in Rinteln, Vlotho oder Hohenhausen.

Liske: &bdquo;Das ist für Langenholzhausen nie anders gewesen, wer hier lebt, braucht ein Auto. Selbst, wenn man mit dem Bus auch nach Rinteln oder Hohenhausen kommen würde.“ Was sich aufgrund der Bevölkerungsstruktur nach den Flüchtlingsströmen kurioserweise geändert habe, so Willer, seien die Leerstände. Vor zehn Jahren hätte man doch einige im Ort beklagen müssen, das Thema sei durch. Fast alle Häuser seien bewohnt, ein Neubaugebiet gäbe es allerdings auch nicht - politisch wohl nicht gewünscht.

Bliebe noch ein Blick auf das einstige Wahrzeichen mitten im Ort: Eine Kanone direkt vor der früheren alten Mühle. Die wiederum ist bekanntlich mal abgebrannt und das Areal fristet eher ein stiefmütterliches Dasein. Die Kanone wiederum hat zwar nicht ausgedient, wird auch ab und an freigeschnitten, sei aber kein Faktor mehr. Die Kanone war früher vielleicht auch deshalb recht bekannt, weil so viele Leute mit dem Auto dran vorbei gefahren sind. Und das ist mit dem Startschuss für die Umgehungsstraße vorbei. Hier schließt sich also ein Kreis.

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