Der Schlosskrug in Kalletal-Heidelbeck sucht einen neuen Chef

Kalletal-Heidelbeck . Wer Wolfgang Korf ein paar Minuten beobachtet, kann sich eigentlich kaum vorstellen, dass dieser Mann jenseits der Theke mal die Füße hochlegt. Und doch: Die Rente ruft. Aber Korf kann nicht antworten.

Nach mehr als 35 Jahren als Eigentümer im Heidelbecker Schlosskrug würde er mit seiner Frau Marion gern ein neues Kapitel aufschlagen. Das Problem: Ein Nachfolger für das Restaurant und Bierhaus in dem kleinen Kalletaler Ort war bisher nicht in Sichtweite. Korf indes hat sich selbst schon versprochen: &bdquo;Ich möchte bald in den wohlverdienten Ruhestand wechseln."

Stammgäste kommen aus allen Ecken

Der Schlosskrug in Heidelbeck hat der Corona-Krise bisher trotzen können. Auch, wenn viele Feiern wie Hochzeiten oder &bdquo;runde Geburtstage" 2020 und 2021 ins Wasser gefallen sind. Korf hat die Öffnungszeiten während der Pandemie angepasst und versucht, stetig an der Kostenschraube zu drehen. &bdquo;Hier ist betriebswirtschaftliches Handeln gefordert, damit man den Überblick behält", sagt der 68-Jährige. Seine Aufzählung reicht von der Energie, den Kosten für Wasser und Abwasser, von den Gema-Gebühren bis zum Personal oder Renovierungsdetails.

Am Standort indes gebe es nichts zu meckern. Korf könnte eine Zirkellinie um seine Immobilie ziehen und wüsste zu berichten, dass die Kundschaft gern aus dem Extertal, Rinteln, Hameln oder Salzuflen kommt, aber eben auch aus Bad Oeynhausen oder Bielefeld. &bdquo;So mancher Stammgast, der hier eines der leckeren Forellengerichte essen möchte, sitzt gern im vorderen Teil des Restaurants, quasi direkt in der Bierstube, kennt seine Tischnummer, um auch mal ein paar unterhaltsame Sprüche von der Theke mitzubekommen." Alles, was 15 Kilometer Luftlinie rund um Heidelbeck noch nicht aufgegeben hat, sieht der Allrounder in seinem Business weniger als Mitbewerber. Die Gastronomie, so Korf, ziehe im ländlichen Raum lieber an einem Strang.

Restaurant, Kneipe und Café

Klar benennen die Korfs im Schlosskrug die eigene Philosophie. &bdquo;Restaurant, auch wegen des Saals, aber auch Kneipe wegen der Theke, Café, weil es sonntags Kuchen gibt." Dass er breit aufgestellt ist, habe ihm bei der Suche nach einem Nachfolger allerdings noch nicht helfen können. Viele Interessenten seien vorstellig geworden, oft hätte es am Kapital gemangelt. Korf: &bdquo;Ganz ohne eine finanzielle Rücklage auf dem Konto wird es nicht gehen."

Mittlerweile hat er neben Immobilienmaklern das ganze Grundstück – zum Schlosskrug selbst gehört ein riesiger Parkplatz und ein Wohnhaus mit einer Einliegerwohnung – auch ins Netz gestellt und zusätzlich einen Berater eingeschaltet. Die Sorge, noch Jahre zu warten, treibt die Korfs um.

&bdquo;Andere Leute können sich mit Mitte 60 schon auf internationale Reiseziele freuen", sagt der Gastronom. Die Zeit soll auch bei ihm zeitnah für Stippvisiten in bekannte Städten oder im benachbarten Ausland eingesetzt werden. &bdquo;Und weniger, um Behördenverordnungen umzusetzen", sagt er. Die Corona-Krise habe der Gastronomie eine zusätzliche Herausforderung eingebracht: Personalmangel. Einige Aushilfen von früher seien längst weitergezogen; beispielsweise in den Einzelhandel. Viele Stammkräfte habe man immerhin halten können.

Eine Gastronomie kostet Zeit

Dass die Aufgabe, eine erfolgreiche Landgastronomie zu bewirtschaften neben Zeit auch Talent erfordere, ist Korf klar. &bdquo;Wer 80 Gäste auf dem Saal hat und vorn im Restaurant auch noch 20 Essen, der muss die Küche im Griff haben", sagt der Heidelbecker. Und eines sei gewiss: &bdquo;Ich kann nur das Ziel verfolgen, den Schlosskrug in andere Hände zu geben. Wenn man so ein Haus mit der Tradition im Rücken erstmal dicht macht, dann hat man verloren. Das wäre für das Image ausgesprochen schwierig."

Bis zum Sommer jedenfalls stehen bei Wolfgang Korf schon wieder Buchungen für den Saal im Kalender. Und wenn er nicht aufpasst, sagt er, dann sei es ruck-zuck 2023. Korf hat die Pandemie ohnehin im Zeitraffer erlebt: &bdquo;Auf einmal sind zwei Jahre um. Und ich bin wieder zwei Jahre älter."

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