Was Irina Müller als neue Rektorin an einer Kalletaler Grundschule ändern möchte

Kalletal-Langenholzhausen. Ein Jahr lang hat Irina Müller die Grundschule Am Habichtsberg in Langenholzhausen bereits kommissarisch geleitet, nachdem Harald Hengstler 2022 in den Ruhestand gegangen ist . Jetzt wurde der Rintelnerin beim Schulfest offiziell die Urkunde als neue Rektorin überreicht. Im Interview mit der LZ spricht sie darüber, was das verändert hat, welche Ziele sie für die Schule und die Kinder hat und worauf sie besonderen Wert legt.

Frau Müller, sie sind erst seit zwei Jahren an der Schule. Wie ist ihr Eindruck?

Irina Müller: Was mir von Anfang an aufgefallen ist, dass hier echt tolle Kinder sind. Und die Eltern sind wirklich motiviert. Das kannte ich so vorher nicht. Wenn man merkt, dass die Elternschaft mitzieht und der Schule wohlgesonnen ist, macht das viel aus. Das ist eine Säule, die man braucht, damit Schule funktioniert.

Eine weitere sind die Lehrer...

Irina Müller: Ich muss sagen, das Kollegium macht es mir recht einfach. Hätte ich in diesem einen Jahr, in dem ich die Schule kommissarisch geleitet habe, mehr Gegenwind bekommen, weiß ich nicht, ob ich den Weg zur Rektorin weiter gegangen wäre. Es muss mit uns passen, sonst rede ich gegen Windmühlen. Aber das Kollegium ist echt top. Mir ist die Beziehungsebene wichtig und das klappt gut hier.

Wie sind sie überhaupt Rektorin geworden?

Irina Müller: Als ich als Konrektorin hierher gekommen bin, sagte Herr Hengstler schon zu mir, dass es sein letztes Jahr als Schulleiter sein wird. Damals dachte ich, es wird sich schon jemand finden, der das macht. Denn ich hatte nie die Ambitionen, Schulleiterin zu werden. Ich war sehr zufrieden mit dem, was ich hatte, zumal ich schon bei der Konrektorenstelle mit mir gehadert habe. Denn das, was mir Spaß macht, ist mit den Kindern zu agieren und eine Klassenleitung zu übernehmen. Das wird durch die Position zwangsläufig weniger und hat mich ein Stück weit davon abgehalten, überhaupt weiter zu denken.

Schließlich haben Sie sich doch durchgerungen.

Irina Müller: Ja, ich habe vorsichtshalber doch die Schulleiter-Qualifizierung gemacht. Die ging ein knappes Jahr. Im März war die Prüfung.

Hat sich für Sie noch einmal etwas verändert, seit Sie das Amt nicht mehr kommissarisch ausüben?

Irina Müller: Ich hatte mir selbst immer so eine Art Welpenschutz auferlegt, der ist jetzt halt weg. Im ersten Jahr macht man ja alles zum ersten Mal. Ich musste vieles nachfragen.

Ist es eine Umgewöhnung?

Irina Müller: Es ist einfach eine andere Rolle. Im Grunde genommen ist jetzt mein Kollegium meine Klasse, aber ich habe auch noch eine eigene Klasse. Diese Doppelrolle ist ein bisschen anstrengend, aber es funktioniert. Meine Klasse möchte ich auch nicht abgeben. Ich habe sie jetzt seit drei Jahren und das ziehe ich jetzt noch durch.

Welche Veränderungen haben Sie angestoßen?

Irina Müller: Wir sind dank des Schulträgers unheimlich gut digital aufgestellt. Als ich hier ankam, wurde der Vertretungsplan aber noch ausgedruckt und handschriftlich ergänzt. Das kannte ich von meiner alten Schule anders. Wir hatten dort eine Verwaltungsplattform, die habe ich hier nun auch eingebracht. Jeder Lehrer hat eine App auf dem Handy. Darüber machen wir jetzt den Vertretungsplan. Genauso kann darüber auch die Elternkommunikation laufen. Die Eltern werden ab dem ersten Jahrgang angemeldet. So können wir leichter kommunizieren. Mein Ziel ist, dass es in vier Jahren keine Briefe mehr nach Hause geben muss, sondern alles über den digitalen Weg geht.

Wie haben die Eltern das angenommen?

Irina Müller: Gut. Ich habe ihnen die Funktionen sehr genau erklärt und mit Apps kennen die sich ja auch alle aus. Es war keiner erschrocken oder so. Sie müssen lediglich ihre E-Mail-Adresse angeben. Die Rückmeldungen sind bislang positiv.

Was sind Sie noch angegangen?

Irina Müller: Was mir hier noch ein bisschen fehlte, ist die Schülerpartizipation. Jetzt gibt es in jeder Klasse einen Klassensprecher, es gibt den Klassenrat, der trifft sich einmal in der Woche, und daraus resultiert dann das Schülerparlament. Dort tragen die Klassensprecher ihre Ideen und Kritik vor. Wir besprechen dann, was wir an unserer Schule verbessern können.

Was ist das zum Beispiel?

Irina Müller: Großes Thema bei den Kindern sind die Toiletten. Die riechen unangenehm, selbst in den Ferien, und sind einfach alt. Das habe ich an die Gemeinde weitergetragen und es wurde prompt reagiert. Anfang kommenden Jahres sollen sie saniert werden. Das finde ich großartig.

Welche Ziele haben Sie noch?

Irina Müller: Langfristig möchte ich, dass sich alle Kinder hier wohlfühlen. Denn Lernerfolg hängt mit dem persönlichen Wohlbefinden zusammen.

Wie möchten Sie das steigern?

Irina Müller: Die Optik spielt eine Rolle. Unser Schulgebäude wird ja im kommenden Jahr von außen saniert. Darauf freue ich mich riesig. Außerdem wollen wir das Mobiliar austauschen. Die Gemeinde hat flexible, ergonomische Schulmöbel bestellt, die mit den Kindern wachsen. Der Beziehungsfaktor zur Lehrkraft spielt natürlich auch eine Rolle. Deswegen werden wir Fortbildungen machen.

Um welche Themen geht es dabei?

Irina Müller: Im November heißt die Fortbildung "Herausfordernde Situationen in der Schule". Die Kinder werden in ihrem Verhalten eben immer herausfordernder. Damit müssen wir umgehen. Denn wenn ein Kind Angst hat oder aggressiv ist, sperrt es sich und kann nicht lernen. Man muss sich immer weiterbilden, weil sich die Welt um einen herum eben auch verändert. Das ist mir wichtig. Und die Kinder bekommen auch eine Fortbildung.

Ach ja?

Irina Müller: Dabei handelt es sich um ein Selbstbehauptungstraining. Es geht um Gefühle, die eigene Wirksamkeit, Selbstbestimmung. Wie gehe ich damit um, wenn mich jemand beschimpft? Das sollen die Kinder lernen. Wir haben hier zwar kein Problem mit Mobbing, dennoch flackert hier und da mal was auf. Ich bin gespannt, welche Auswirkungen das Training auf das Sozialgefüge in der Schule hat.

Persönlich Irina Müller ist 44 Jahre alt und kommt aus Rinteln, wo sie auch mit ihrem Partner lebt. Nachdem sie das Wirtschaftsgymnasium besucht hat, studierte sie Lehramt in Bielefeld. Parallel arbeitete sie schon als Vertretungslehrerin an einer Grundschule in Rinteln. Nach ihrem Referendariat war sie an der Grundschule am Wiehengebirge, wo sie auch ihre Prüfung zur Konrektorin machte. 2021 wechselte sie an die Grundschule Am Habichtsberg. Hier unterrichtet sie Deutsch, Mathe, Sachunterricht und Sport. Ihr großes Hobby ist das Reiten. Bereits seit ihrem achten Lebensjahr ist sie im Reitverein und dort auch Trainerin.

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